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Sind wir nun gluecklich

Sind wir nun gluecklich

Titel: Sind wir nun gluecklich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bai Yansong
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miteinander, und er brachte mich mit einem anderen Satz zum Lachen: »So eine Operation im Krankenhaus hat auch ihr Gutes; sieh mich an, ich habe auf einen Schlag einige Pfund abgenommen!« Das stimmte. Bei genauerem Hinsehen sah man, dass er sehr abgemagert war, aber sein Optimismus war ungebrochen. Doch das, was ihn in seinem Leben am meisten zu schaffen gemacht hat, war auch nicht die Krankheit. Zum Beispiel hat man ihn in seiner goldenen Jugend zum Schweinezüchten aufs Land geschickt; doch im Rückblick verkündete der alte Mann mir dennoch stolz: »Die Schweine, die ich gemästet habe, waren etwas ganz Besonderes!«
    Es ist auch nicht verwunderlich, dass es viel Optimismus brauchte, um jene Zeit zu überstehen. Es gibt sicher viele alte Menschen wie Ding Cong, die die Dramen ihres Lebens im Alter außen vor lassen und offen und optimistisch ihrem Ende entgegensehen. 2009 ist der Meister von uns gegangen. Als ich die Nachricht erfuhr, empfand ich keinen Schmerz, schließlich hatte der große Zeichner sein ganzes Leben damit verbracht, andere zum Lachen zu bringen, das Lachen zu seiner Stärke gemacht. Wie könnten wir es uns erlauben, uns nicht mit einem Lächeln an ihn zu erinnern?
    Huang Miaozi und Yu Feng sind beide Maler und ein unsterbliches Künstlerpaar mit trauriger Geschichte. Im Alter sind sie noch liebenswerter geworden. Yu Feng fragte mich einmal allen Ernstes: »Die Spanier haben mich eingeladen. Was meinst du, soll ich fahren oder nicht?« Während sie fragte, ahmte sie dabei eine Flamencotänzerin nach, sie sah aus wie ein junges Mädchen, dabei war sie damals schon neunzig Jahre alt. Als sie jung waren, träumten sie und ihr Mann davon, in Spanien ausstellen zu können. Aber dann folgten schwierige Zeiten, und Spanien blieb ein Traum. Mit neunzig Jahren kam nun diese Einladung, und die alte Frau war gerührt.
    Ich antwortete: »Selbstverständlich!«
    Die alte Frau freute sich. Jetzt mischte sich noch Huang Miaozi ein: »Kannst du ihr den Kontakt zu der Raumschiffbasis in Shenzhou verschaffen? Sie wollte immer schon mal ins Weltall fliegen.«
    Wir lachten aus vollem Herzen. Niemand würde denken, dass er es mit zwei Neunzigjährigen zu tun hat.
    Reden wir von einem Jüngeren. Der 74-jährige Maler Han Meilin hatte vor zwei Jahren eine größere Operation. Hinterher verkündete er: »Ich fühle mich viel klüger als zuvor!« Nun, er war vorher schon ziemlich klug, sonst wäre von seiner Hand wohl kaum Fuwa, das Maskottchen der Olympischen Spiele, geschaffen worden. Aber er pflegte dieses Werk leichthin abzutun, weil im Entstehungsprozess »zu viele Leute mitredeten, die nichts von Kunst verstanden«. Man sieht, seine Sprüche stehen seinen Bildern in nichts nach. Und solche gibt es viele.
    Als ständiges Mitglied der Politischen Konsultativkonferenz sagte er einmal in einer Sitzung, nachdem viele Vorredner große Worte gemacht hatten: »Verehrte Anwesende, wir sind hier, weil wir neue und bessere Wege finden wollen, unsere Sache gut zu machen, und nicht, um uns einzuschleimen!« Zuerst herrschte betretenes Schweigen, dann gab es donnernden Applaus.
    In Tongzhou, Peking, gibt es das Han-Meilin-Kunstmuseum, in dem jedes Werk ein Fest für die Sinne ist und die Bewunderung der Besucher auf sich zieht. Eines Tages erhielt er die Nachricht, dass hochrangige Besucher zur Besichtigung erwartet würden. Han Meilin legte auf, packte seine Sachen, kaufte sich ein Flugticket und war auf und davon.
    Bei diesen Geschichten stellen Sie sich vielleicht einen scharfzüngigen, harschen alten Herrn vor, mit dem nicht gut Kirschen essen ist. Dabei ist er das genaue Gegenteil, es kommt nur darauf an, mit wem er es zu tun hat. Gegenüber der großen Mehrheit ist er wohlwollend und gutmütig, allzeit lächelnd. Obwohl er ein hartes Leben hinter sich hat, strahlen seine Werke fast alle etwas Positives aus, »weil das Volk es nötig hat«.
    Dieser Mann, der schon seit sechzig Jahren in der Welt der Kunst zu Hause ist, sagt bei jeder Gelegenheit zu den Leuten: »Es dauert nicht mehr lang, und ich fange an, Kunst zu machen!«
    Ich stimme zu, es wird Zeit, dass der große Künstler noch einmal bei seiner Kindheit anfängt.
    Denkt man an Ji Xianlin 46 , hat man das Bild einer gestrengen und rigorosen Person vor Augen, dabei hat der alte Mann auch eine freundliche und humorvolle Seite, die gelegentlich zum Vorschein kommt. Während eines Besuchs bei ihm brachte er plötzlich das Thema auf die Schlaflosigkeit.
    Bei Ausbruch

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