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Sind wir nun gluecklich

Sind wir nun gluecklich

Titel: Sind wir nun gluecklich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bai Yansong
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der erfolgreichen Jubiläumsfeier« ins Leben riefen.
    So gut solch ein Treffen ist, hat es außerdem noch einen großen Nebeneffekt, nämlich den, dass jeder danach Schwierigkeiten hat, wieder in die Realität des Alltags zurückzukehren. Das wird mit den Jahren immer schlimmer, und irgendwann gibt man sich Illusionen hin: Warum kann man nicht sein Leben lang Student bleiben? Es ist wirklich nicht einfach, von der Simplizität des Studentenlebens in die Komplexität des Alltags zurückzufinden, und genauso schwer ist es, sich von der reinen und unverfälschten Freundschaft mit den einstigen Kommilitonen wieder dem Misstrauen und dem täglichen Wettbewerb in seinem aktuellen Umfeld zuzuwenden. Da gibt es aber nichts zu grollen. Gerade weil es so ist, muss man diese Zusammenkünfte umso mehr schätzen und dafür sorgen, dass sie immer wieder stattfinden.
    Für uns sind diese Treffen schon zu einem Glaubensbekenntnis geworden. Interessant ist, dass wir uns nach jeder Zusammenkunft noch viel enger miteinander verbunden und für die anderen verantwortlich fühlen, als es zu unserer Studienzeit der Fall war. Nach zahlreichen Wiedersehen haben wir dafür folgende Erklärung gefunden: Durch den Katalysator der Zeit ist unsere ursprüngliche Freundschaft zu freundschaftlicher Liebe angewachsen, und mit jedem Treffen zementiert sich diese Liebe mehr und mehr.
    Weil man die alten Freunde nie weit und das nächste Treffen nah weiß, wird einem auch vieles erträglicher, zumindest wissen wir alle, dass wir keine Angst vor der Vergänglichkeit des früher Erlebten haben müssen. Wenn die Vergangenheit allmählich zu verblassen scheint, dann ersetzen uns die alten Freunde das Gedächtnis. Was zählt, ist nicht, dass vielleicht eine Zukunft vor uns liegt, die wir uns so nicht erträumt haben; was zählt, ist, dass wir eine gemeinsame Vergangenheit haben, an der wir uns wärmen können.
    Musiker
    Mein Sohn wird langsam groß, und offenbar mag er Musik, sein ganzes Zimmer hat er mit Postern gepflastert. Ich mische mich da nicht ein, erkenne ich mich doch selbst darin, und zwar nicht nur als Jugendlicher. Auch wenn ich nicht mehr ganz so jung bin, neige ich immer noch zu ähnlichem Verhalten, wahrscheinlich bin ich sogar noch viel verrückter.
    Mein Lieblingsdirigent Carlos Kleiber ist nicht so populär wie bestimmte Popstars, und er ist auch kein Kaiser unter den Dirigenten, wie es Karajan war; deshalb ist es wohl nicht möglich, von ihm so etwas wie ein Poster zu bekommen. Daher habe ich das Cover einer CD genommen, auf der sein Porträt abgebildet ist, und habe einen hervorragenden Maler gebeten, mir davon eine Bleistiftzeichnung anzufertigen. Ich fühle mich diesem Maler zu Dank verpflichtet, bitte ihn aber auch um Verzeihung, weil er sein großes Talent an dieses kleine Bild verschwenden musste. Für mich ist es ein großes Entzücken, ein richtiger Schatz, den ich sorgfältig gerahmt bei uns zu Hause aufgehängt habe. Der einzige Wermutstropfen ist, dass mich Gäste ständig fragen, wer denn das da auf dem Bild sei, er sehe niemandem aus unserer Familie ähnlich. Dann hebe ich geduldig zu einer Erklärung an, die gern etwas länger dauert, denn dieser Herr verdient mehr als drei oder vier Sätze zu seiner Person. Ich mag ihn, weil ich seine Musik mag.
    Eine der bekanntesten und beliebtesten Sinfonien ist die fünfte von Ludwig van Beethoven, und entsprechend zahlreich sind die Einspielungen davon. Doch unter diesen zahllosen Aufnahmen wird von London bis Tokio und New York die von Carlos Kleiber als die beste von allen gerühmt. Das hat mich neugierig gemacht. Konnte sie wirklich so göttlich sein? Also habe ich sie gesucht, um mich selbst davon zu überzeugen.
    Zähneknirschend erwarb ich für teures Geld das Original, eine CD, auf der die fünfte und die siebte Sinfonie waren. Ich begann also mit der fünften, lauschte in einem Zug, von dem Augenblick, an dem das Schicksal an die Tür klopft, bis zum Schluss, selbstverständlich. Doch die Idee dieser schicksalhaften Sinfonie war avantgardistisch, je öfter man sie hört, desto weniger Spielraum lässt sie für Assoziationen. Obwohl ich durchaus heraushörte, dass diese Interpretation sehr gut war, konnte ich nicht sagen, dass sie außergewöhnlich war. Ich blieb beharrlich und hörte weiter, nun die siebte, und unerwartet entführte sie mich gleich beim ersten Hören auf einen wundersamen Pfad der Bewunderung und Verzückung, ich konnte mich gar nicht daran satthören. Dieses

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