Sind wir nun gluecklich
ist.
Als ich im Sommer 2006 Gelegenheit hatte, von der Fußball-WM in Deutschland zu berichten, nutzte ich die Zeit, um Mozarts Geburtsort Salzburg einen Besuch abzustatten. Es war eine Reportage- und eine Pilgerreise zugleich. In der so verschlafenen wie geräuschvollen kleinen österreichischen Stadt Salzburg ist Mozart allerorten, auf der Schokolade, auf den Postkarten und im Zentrum des Interesses der zahlreichen Touristen. Wenn abends die Gäste fort sind und die schöne Stadt zur Ruhe kommt, meint man, die Seele von Mozarts Musik zu spüren. Vielleicht ist sie der Dialog eines so fröhlichen wie traurigen Jugendlichen mit dem fließenden Wasser, dem Wald, dem blauen Himmel und überhaupt der großen Natur; deshalb hört man aus Mozarts Melodien den Wechsel der Jahreszeiten heraus, das Gras nach dem Regenschauer, den Lauf der Sonne innerhalb eines Tages und unzweifelhaft auch die Sentimentalität des Menschen angesichts der Natur. Diese Sentimentalität ist für mich nicht der Leitgedanke dieser Musik, denn die Natur ist etwas, was für alle Zeit vor Vitalität strotzt und sich immerzu erneuert; der verdorrte Baum bekommt im Frühling neue Triebe, und darin liegen Hoffnung und Schönheit.
Meistens geht es in Salzburg heutzutage aber nicht sehr ruhig zu, die Stadt hallt wider von den Stimmen der Touristenschwärme. Vergessen scheint, dass es einst zum Bruch zwischen Mozart und dieser Stadt gekommen war. Heute weht an seinem Geburtshaus die österreichische Flagge, und Mozart wird wie ein Staatsschatz gehütet. Das ist die übliche Heuchelei. Niemand kommt und erzählt dir etwas von den einstigen Zwistigkeiten zwischen Mozart und dieser Stadt, der schwarze Staub wird aus der Luft gefiltert, und es bleiben Nostalgie und Glorienschein. Das erinnert nun wiederum ein bisschen an Mozarts Musik, in der sich zwar viel dunkle Tristesse verbirgt, der Mozarts Mitgefühl mit der Welt aber eine heitere Note verleiht.
Ich weiß nur nicht, ob in dieser geschmacklosen Zeit überhaupt noch Leute Mozarts Musik in Ruhe anhören. Von gewinnbringenden Interessen getriebene Menschen konsumieren Mozart gewinnbringend. Das hat mit Mozart nichts mehr zu tun. Wenn man sich eines Tages innerlich ausgeglichen fühlt, die Dinge sein lässt, wie sie sind, und eine Pause einlegt, draußen vor dem Fenster die Sonne scheint, dann höre man sich noch einmal Mozart an, arglos und mit schlichtem Gemüt. In diesem Moment, da bin ich mir sicher, wird der echte Mozart von Gott noch einmal auf die Erde geschickt werden.
Unmöglich, über alle Personen zu schreiben, die mir etwas bedeuten. Allein all diejenigen zu erwähnen, die mich über einen längeren Zeitraum hinweg angespornt haben, werde ich nicht schaffen. Was ich bis hierhin geschrieben habe, ist im Grunde nur ein Anfang zu dem, was ich gern noch schreiben würde.
Unter den Musikern gilt meine Verehrung wie gesagt noch Bach und Mahler, unter den Dirigenten gibt es noch Klemperer und Marriner.
Dann sind da noch die taiwanesischen Musiker Lo Da Yu, Chyi Chin, Fong Fei Fei … es sind viele, und hinter jedem Namen stehen viele persönliche Geschichten.
Selbstverständlich gibt es noch weitere Schriftsteller, die mir etwas bedeuten, Kollegen, der verstorbene Chen Hong, Luo Jing und viele Personen aus meiner Jugend, die nicht bekannt sind. Man müsste über sie alle schreiben, aber manchmal nehme ich den Stift zur Hand und bin von meinen Gefühlen so überwältigt, dass ich nicht weiß, wo ich anfangen soll.
Auch über meine Familie kann ich nicht schreiben. Sie gehört auch nicht zu den Menschen, die mich beeinflusst haben, sondern ist ein Teil meines Lebens. Meine Mutter zum Beispiel ist nun alt geworden, aber solange sie noch da ist, bin ich ein Kind, und solange mein großer Bruder noch da ist, bin ich für immer der kleine Bruder. Was meine Frau angeht, so haben die Medien schon so viel Unsinn über unsere Liebe und unsere Ehe verbreitet. Ihren erfundenen »romantischen« Geschichten fehlt es an Fantasie. Unser wirkliches Leben ist viel harmonischer und romantischer als das, was man darüber schreiben könnte. Dass mein Sohn eine Hauptrolle in meinem Leben spielt, steht außer Frage. Seine Mutter und ich brauchen ihm nicht das Drehbuch für diese Rolle zu schreiben. Es genügt, wenn wir gute Zuschauer und Bewunderer sind. In meinem Herzen ist diesen beiden Menschen mein längstes Kapitel gewidmet, doch das gehört unseren Abendessen, unseren Reisen und unseren Wochenenden, den
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