Sind wir nun gluecklich
allein, sondern eine Menge Leute mit großen Träumen.
Ich werde mich, nachdem mir so viele dabei geholfen haben, dahin zu kommen, wo ich heute stehe, gewiss nicht eitel in meinem Erfolg sonnen. Meine Rolle wird nach wie vor von den hohen Erwartungen und Hoffnungen von außen bestimmt. In dieser schwierigen Zeit des Wandels und der Reformen können Leute wie wir ihren Wert und ihre Initiative beweisen. Wenn ausgerechnet wir nur auf unsere eigene Sicherheit und Bequemlichkeit bedacht sind und uns nicht weiter vorwagen, wie soll es dann der Nachwuchs tun? Die jungen Leute brauchen eine Zukunft. Wer sich bereits Verdienste erworben hat, darf sich nicht aus Angst um sein Prestige scheuen, weiterhin Impulse zu geben. Wir können es uns am ehesten leisten, im Zweifelsfall den Preis dafür zu zahlen.
Am 23. Dezember 2008 verstarb, gerade mal 48 Jahre alt, der wichtigste Mann hinter »Oriental Horizon«, Chen Ha.
Auf dem Weg zum Krankenhaus gingen mir die seltsamsten Gedanken durch den Kopf. Ich saß mitten in der Nacht mit einem Ausdruck von Hilflosigkeit in meinem Auto. Mir war, als wäre ich nicht auf dem Weg, mich von einem Menschen, sondern von einem ganzen Zeitalter zu verabschieden. Wir alle müssen einmal Abschied nehmen, aber warum nur so früh auf Wiedersehen sagen und wissen, dass man sich nie wiedersehen wird?
Wie Chen Ha in seiner Sendung »Lebensräume« vom Leben der einfachen Leute berichtete, gehört zu den Errungenschaften, auf die der Sender stolz sein kann.
Weil er ein ausgezeichneter Mann war, wurde er befördert. Das ist im chinesischen Denken die logische Konsequenz. Man kann immer wieder feststellen, dass es für jemanden von herausragendem Talent die größte Belohnung ist, wenn er ein höheres Amt bekleiden darf; aber auf die gleiche Weise werden auch viele Menschen kaputtgemacht. Das ist kein Problem, das allein das Fernsehen betrifft, es betrifft die ganze Gesellschaft.
Es gibt Leute, zu denen es passt, ein Funktionär zu sein, und welche, zu denen es nicht passen will. Chen Ha gehörte zu den Letzteren. Deshalb haderte er auch ständig mit sich und war im Widerspruch zwischen seiner neuen Rolle als Funktionär und seinen alten Idealen gefangen. Vernünftigerweise hätte er aufhören sollen, sich damit zu plagen, aber er war nicht der Typ dafür. Es war klar, dass dieser kluge Mensch, der gewohnt war, mit seiner Truppe jeden Kampf zu kämpfen, oft in seinem Büro saß und seine Gedanken schweifen ließ. Und es ist anzunehmen, dass im Meer seiner Gedanken die herrlichsten Ideen zu Titeln und neuen Programmen mit bewundernswerten Details entstanden.
Doch diese Gedanken waren wie ein Feuerwerk: Es wird gezündet, es erstrahlt, und dann erlischt es wieder. Und von Anfang bis Ende blieb er der einzige Zuschauer dieses Spektakels.
Dass er von uns gegangen ist, hat uns alle zutiefst berührt. Mehr oder weniger passiv hatten einige von uns schon begonnen abzustumpfen. Sein Tod rüttelte uns wieder wach.
All meine Erinnerungen an die Zeit mit meinem Vorgesetzten, meinem Waffenbruder Chen Ha, stürmten in meinem Schmerz auf mich ein, als ich in der Trauerhalle stand. Alles, was ich sagte, war: »Bruder Ha, immer wenn ich jemanden brauchte, warst du mein Freund. Jetzt habe ich keinen Waffenbruder mehr, keinen Schützengraben, keine Angriffe … mir bleiben nur die Wehmut und die Erinnerung an früher …«
Wer das hörte und die alten Zeiten erlebt hatte, der besann sich vielleicht darauf, wie unsolidarisch und rücksichtslos unsere Tage in dieser Hinsicht geworden sind, aber auch daran, wie sehr er selbst nachgelassen hat. Mit Chen Ha waren auch viele unserer alten Ideale zu Grabe getragen worden. In meinem Nachruf für Chen Ha schrieb ich zum Schluss:
»Wenn Ideale nur die Blüte eines Augenblicks sind, die hernach nur in einer Hommage gepriesen werden, wozu sind sie dann nutze? Wenn Enthusiasmus etwas ist, was nur aus jugendlichen Hormonen entspringt, und man sich viele Jahre später nur noch deprimiert daran erinnern kann, dass man das einmal gekannt hat, was hat er dann gebracht? Wenn wir unsere Trauer nicht zum Anlass für einen Neubeginn nehmen, welchen Sinn macht dann Chen Has Tod?«
Wir Verdienstvollen sollten uns alle die Worte Chen Has noch einmal zu Herzen nehmen: »Wer weit gekommen ist, sollte nicht vergessen, warum er einmal losgegangen ist.« Wir müssen weiter gehen, dann stehen uns alle Möglichkeiten offen. Ich sehe immer noch mit Freude auf den Weg, der vor mir liegt.
Macht,
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