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Sind wir nun gluecklich

Sind wir nun gluecklich

Titel: Sind wir nun gluecklich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bai Yansong
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damit umzugehen versteht und sein Leben weiterzuleben weiß.
    Eine unserer Zusammenkünfte ist mir unvergesslich. Vor vielen Jahren waren Jianhong, Duanxuan und ich bei Jianxiang zum Essen eingeladen. Während draußen die Kinder und der Hund herumtollten und sich unsere Frauen über etwas anderes unterhielten, kamen wir nach der dritten Runde Schnaps in Fahrt und ließen uns über Fußball aus. Es war eine friedliche und fröhliche Zeit, und es konnte, schien es, auch gar nicht anders sein. Und später wurde daraus die Erinnerung an eine Zeit, die so nicht wiederkehren wird. Aber wer weiß schon, was die Zukunft bringen wird? Am Esstisch zusammenzukommen ist einfach, und vielleicht wird eines Tages auch »Sanwei Liaozhai«, so rot- weiß-gelb wie eh und je, wiederauferstehen.
    Bester Stürmer mit 38, mein größter Erfolg in diesen Jahren
    Anfang der achtziger Jahre, als ich mich für Fußball zu interessieren begann, machte in China ein Ausspruch des Tianjiner Fußballstars Zuo Shusheng die Runde: »Wer ein richtiger Mann ist, spielt Fußball.« Damals war in China gerade der japanische Schauspieler Ken Takakura, in China unter dem Namen Gao Cangjian bekannt, mit seinem Image unnahbarer Männlichkeit sehr beliebt. Zuos Spruch passte in dieses Muster, und nicht wenige Jungs ließen sich davon zum Fußball verführen, nicht so wie heute, wo den Kindern zu Hause das Fußballspielen verboten wird.
    Wie dem auch sei, wir spielten damals nicht Fußball, um reich und berühmt zu werden, sondern weil es gesund war, gut für den Charakter – und vor allem weil es Spaß machte! Ich fing nicht wegen irgendeines großspurigen Zitats an, mein Glück auf dem Rasen zu suchen, sondern weil mein großer Bruder und seine Mitschüler Fußball spielten, und damit kam quasi automatisch auch ich zum Fußball. Mit zehn Jahren habe ich angefangen und seitdem nie Basket- oder Volleyball gespielt, mein Herz hing immer am Fußball.
    Während meiner Studentenzeit intensivierte sich das noch, ich fühlte mich immer als »Absolvent der Nachrichtenfakultät im Fach Fußball« der Rundfunk- und Fernsehhochschule. Meine beste Quote waren sieben Stunden Fußballspielen an einem Tag, zweimal wurde ich bei den Hochschulmeisterschaften Torschützenkönig, und sogar das Gruppenfoto nach dem bestandenen Examen machten wir mit dem Fußballplatz im Hintergrund.
    Auch als ich nach dem Hochschulabschluss eine Anstellung bei CNR (China National Radio) bekommen hatte, war es mit meiner Leidenschaft noch nicht vorbei, ich suchte mir so schnell wie möglich Mitstreiter. Nach drei Jahren beim Sender wurde ich als bester Stürmer Champion des ersten Turniers in der Geschichte des damaligen Ministeriums für Radio, Film und Fernsehen, dem heutigen Staatsamt für Radio, Film und Fernsehen. In diesem Turnier war unser erster Gegner die Mannschaft von CCTV, gegen die wir 6:3 gewannen. Fünf Tore davon gingen auf mein Konto, und dann erreichte ich noch einen Strafstoß, den mein Mannschaftskollege verwandelte. Witzigerweise war der Torwart der CCTV-Mannschaft mein vormaliger Kommilitone und Fußballfreund Bi Fujian. Nach dieser Niederlage blieb er weiterhin Torwart und ließ mich zum Zeugen seines zunehmenden Selbstbewusstseins und seiner Stärke werden.
    Ich war damals 24, und meine Liebe zum Fußball bedeutete nicht nur die Freude daran, mich auf dem Platz auszutoben, sie ließ mich nach dem Eintritt in diese große Rundfunkanstalt auch schnell Freundschaft mit Gleichgesinnten schließen. Und die auf dem Fußballfeld geknüpften Bande waren zuverlässig und beständig, das war an der Universität schon so und im Sender nicht anders. Ganz egal, wie viel wir zu tun haben, bis heute treffen wir uns mehrmals im Jahr und reden über die alten Zeiten, erinnern uns an das legendäre Turnier und andere Geschichten und gedenken zweier unserer Mitspieler, die frühzeitig verstorben sind. Solange wir beide lebendig sind, sagen wir uns, werden auch sie weiterleben, in unserer Erinnerung und in unseren Gesprächen.
    Nach dem Jahr des Turniersiegs wechselte ich zu CCTV. Fortan traf ich mich zwar weiterhin mit meinen Fußballkumpel, trat aber nicht mehr in die Fußballmannschaft des Senders ein. Ich wollte mir die wunderbare Erinnerung an meine Zeit in der Mannschaft von CNR nicht trüben, indem ich jetzt in einer anderen Mannschaft zu ihrem Gegner wurde.
    Das hieß aber nicht, dass ich den Fußball aufgab. Wir etablierten eine Mannschaft innerhalb der Nachrichtenabteilung, die

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