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Sind wir nun gluecklich

Sind wir nun gluecklich

Titel: Sind wir nun gluecklich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bai Yansong
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eine Stunde bis zum Beginn unserer Nachrichtensendung, daher rief ich den Direktor an und bat darum, unser Thema aus aktuellem Anlass ändern zu dürfen und über die wundersame Heilung des Traumas von 32 Jahren Niederlagen gegen Korea zu sprechen. Er erklärte sich rasch einverstanden.
    Die Gründe für die Programmänderung lagen auf der Hand, schließlich war dieses Ergebnis erstens ein Ereignis von Seltenheitswert in der Fußballwelt, zweitens hatte CCTV das Spiel nicht übertragen und daher etwas gutzumachen, und drittens kam diesem 3:0 vor dem Hintergrund der Aufdeckung der fortgesetzten Korruptions- und Bestechungsskandale in der chinesischen Superliga und der Verhaftung von Nan Yong und Yang Yimin 16 eine besondere Bedeutung zu.
    Eine knappe Stunde für die Vorbereitung einer 30-Minuten-Sendung war denkbar kurz, aber gut, ich verließ mich darauf, dass die Aktualität die Struktur und die Fragen für die Sendung vorgab. Die Tragödien des chinesischen Fußballs waren ja nichts Neues, in den vergangenen zwanzig Jahren waren wir Experten für die Niederlagen, Verletzungen, Skandale und die ganze Leidensgeschichte des chinesischen Fußballs geworden.
    Es fehlten noch gut 10 Minuten bis zum Sendebeginn, als unerwartet die Weisung ins Studio platzte: Das Thema ist gestrichen, kein Wort darüber, wir bringen die ursprünglich geplante Sendung. Okay, auch gut, das ursprüngliche Thema hatten wir ja schon vorbereitet, kein Problem. Es war schade, dass man uns wieder zurückgepfiffen hatte, aber wir waren das ja gewohnt und verloren kein Wort über unsere Enttäuschung. Ein kurzer Kommentar über die unerwartete freudige Nachricht wäre es wenigstens wert gewesen.
    Wenn wir eine Sendung über das überraschende 3:0 gemacht hätten, hätte das schließlich nicht bedeutet, dass ich nun einen Lobgesang auf den chinesischen Fußball angestimmt hätte. Zu Neujahr isst selbst die ärmste Familie gefüllte Jiaozi, wie es bei uns heißt, bisher verleibten sich die Koreaner alle Siege ein, und nun haben wir eben auch einmal einen Bissen abbekommen. Gewöhnlich war ja an der ganzen Geschichte nicht dieser eine unerwartete Sieg, sondern die 32 Jahre ständiger Niederlagen. Wer immer verliert, weiß, was es heißt, Verlierer zu sein, und kann sich über einen einzelnen Sieg freuen, und wenn er noch so gewöhnlich ist. Wer wie Südkorea im Fußball das Siegen gewohnt ist, auf dem lastet ein viel größerer Druck. Südkorea bereitete sich außerdem auf die Weltmeisterschaft vor und war nicht mit seiner stärksten Auswahl angetreten. Die chinesische Mannschaft konnte dagegen vor dem Hintergrund der Skandale und der politischen Krise des chinesischen Fußballs mit dem Sieg ihren Ansehensverlust ein wenig wettmachen. Hier ging es ums Überleben, und das setzt zuweilen ungeahnte Kräfte frei.
    Nein, die wichtigste Inspiration, die wir aus diesem Sieg ziehen können, ist: Wenn wir endlich den Versuchungen widerstehen, die im Sport nichts zu suchen haben, und uns einfach auf reinen Fußball konzentrieren, dann ist unser Spiel gar nicht so schlecht. Es heißt also aufräumen – sowohl was die äußeren Bedingungen als auch die innere Einstellung betrifft. Dann erst hat der chinesische Fußball eine Chance. Das wird allerdings fünf bis zehn Jahre harte Arbeit bedeuten, in denen der Fokus auch nicht auf dem internationalen Wettbewerb, sondern erst einmal auf der Nationalliga und der Nachwuchsförderung liegen muss.
    Wie nicht anders zu erwarten, unterlag China in den darauffolgenden Asienmeisterschaften Südkorea erneut 0:8. Angesichts eines 0:8 ist ein 3:0 schnell nichts mehr wert.
    Chinesischer Fußball und Schadenfreude
    Ich weiß nicht, seit wann die Schadenfreude und die Witzeleien über den chinesischen Fußball eigentlich zur Normalität geworden sind. Vielleicht haben sich die Fußballfans hierzulande, nachdem sie die Misere viele Jahre lang ertragen mussten, auf die Haltung versteift: »Was man nicht ändern kann, darüber muss man lachen.« Im Grunde ist es der chinesische Fußball selbst, der sich zum Gespött der Leute gemacht hat.
    Ich hielt einmal einen Vortrag an der Jilin-Universität zum Thema »Chinas Weg in die Welt«, ein ernstes Thema, zu dem in der anschließenden Fragerunde auch viele ernste Fragen gestellt wurden. Plötzlich erhob sich einer der Studenten und fragte nach dem chinesischen Fußball. Er hatte seinen Satz noch nicht einmal zu Ende formuliert, als der ganze Saal in schallendes Gelächter ausbrach.
    Mit

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