Sind wir nun gluecklich
Besuche. Zu dem Zeitpunkt lancierten wir bereits eine breite Öffentlichkeitskampagne für eine Sendung mit dem Titel »Yansongs Blick auf Taiwan«.
Lien Chan wurde bei seinem Besuch von einem Tross taiwanesischer Journalisten begleitet, und folgerichtig arbeiteten wir auch in diesem Fall Hand in Hand mit EBC. Der Sender schickte seine Chefmoderatorin Lu Xiufang. Lu war die erste Moderatorin aus Taiwan, die das Studio des zentralen staatlichen Nachrichtensenders CCTV betrat. Es sollten noch viele »erste Male« in der Zusammenarbeit der Medien beider Seiten folgen, die Geschichte schrieben.
Der historische Besuch der beiden Politiker veränderte schlagartig das Klima zwischen Insel und Festland, und der Vorstoß unseres Senders, eine Reportagesendung mit Berichten direkt aus Taiwan zu machen, wurde von beiden Seiten mit großer Aufmerksamkeit und Wohlwollen verfolgt. Unser Partner vor Ort war selbstverständlich EBC. Wir planten Interviews mit zehn herausragenden Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens. Der Kontakt war problemlos hergestellt, und prinzipiell stimmten sie alle bedenkenlos zu. Zehn Sendungen zu unterschiedlichen Themen hatten wir fest eingeplant. Im Gegenzug kamen auch die Kollegen aus Taiwan über das Meer und recherchierten auf der anderen Seite. Wir waren in eine Phase regen konstruktiven Austauschs eingetreten.
Uns waren natürlich auch die möglichen Hindernisse bei unserem Unterfangen bekannt. Es war schließlich das erste Mal, dass ein Fernsehteam aus der Volksrepublik in großem Umfang auf Taiwan drehte, außerdem wurde unsere Arbeit von vielen Seiten kritisch beäugt. Ohne das momentane politische Tauwetter zwischen den ehemals verfeindeten Seiten hätten wir nie grünes Licht dafür bekommen. So berichteten wir zum Beispiel aus der Parteizentrale der Kuomintang, besuchten das Grab von Teresa Teng 21 und filmten eine Lehrstunde von Cheng Yen 22 in Hualien, mit der wir anschließend auch ein Gespräch führten. Zu den Drehs gehörten Interviews mit Lien Chan, Wang Yung-ching und anderen sowie selbstverständlich auch ein Besuch der bekannten Buchhandlungskette Chengpin (»Eslite«). Ebenso waren wir auf den berühmten Nachtmärkten Taipeis und haben einen Rundgang durch die Spezialitätenküche Taiwans gemacht.
Bedauerlich war einzig der Umstand, dass uns nur eine Aufenthalts- und Drehgenehmigung von zehn Tagen bewilligt wurde, reichlich wenig Zeit für Interviews mit zehn Personen und das Abdrehen von Material für mehr als zehn Themen und eine Reihe von O-Tönen. Ohne die Unterstützung von EBC bei der Vorbereitung der Dreharbeiten, dank deren wir den Drehplan vorab bestens organisieren konnten, hätten wir die Sendungen in dieser Zeitspanne niemals realisiert. Handelte es sich nicht um Taiwan, könnte man mit dem alten Spruch aus der Kulturrevolution sagen: »Wenn zwei unterschiedlich starke Genossen sich zusammentun, kommt ein Paar gleich guter Kommunisten heraus …« Am Ende hatten wir es zwar einem Taifun zu verdanken, dass wir einen Tag länger auf Taiwan bleiben konnten, weil unser Flugzeug nicht startete. Aber das war eben nur ein Tag mehr und auch keiner, den man sonderlich gut nutzen konnte. Ich hätte mir mehr Zeit gewünscht, um detaillierter und tiefer in einige Themen einzutauchen. Aber was soll’s? Entscheidend war, dass wir überhaupt losgezogen sind und unser Vorhaben in die Tat umgesetzt haben.
Im Juli desselben Jahres war es dann so weit gewesen, und wir konnten uns auf den Weg über die Taiwanstraße machen. Anders als bei meinem ersten Besuch auf Taiwan war ich nun vorurteilsfrei und ohne größere Bedenken, was sensible Themen betraf, an die Arbeit gegangen. Hier stand die Neugier im Vordergrund: Welches Taiwanbild würden unsere Aufzeichnungen am Ende vermitteln?
Es gab zu jener Zeit noch keine Direktflüge zwischen Taiwan und dem Festland. Daher hieß es morgens um sechs Uhr aufstehen, um vormittags einen Flug von Peking nach Hongkong zu nehmen. Bis dort alle Einreiseformalitäten erledigt waren und wir mit dem Anschlussflug in Taipei landeten, war es Abend geworden. Auch hier warteten noch einige Formalitäten, bevor wir vom Flughafen in die Stadt fuhren. Im Lichtermeer der Nacht pulsierte das Leben der Stadt wie gewohnt, doch was war es, das sich verändert hatte? Wie hatten sich diese Stadt und diese Insel schon darauf eingestellt, dem Festland und der Neugier ihrer Nachbarn in der Zukunft zu begegnen?
Meine Kollegin Lu Xiufang
Lu Xiufang war meine
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