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Sind wir nun gluecklich

Sind wir nun gluecklich

Titel: Sind wir nun gluecklich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bai Yansong
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überführt wurden, trauerten Zehntausende. Die Livereportage über die Beerdigungsfeier machte damals auch Xiufang. Das ist nun schon mehr als zehn Jahre her, aber als gute Nachricht bleibt, dass die Sängerin für immer in der Zeit der blühenden Blumen fortleben wird, für immer jung, ein Denkmal, das im warmen Blütenmeer des Frühlings über den weiten Ozean blickt.
    Teresa Tengs Persönlichkeit rechtfertigt die Großartigkeit ihrer Grabstätte zweifellos, schultern doch ihre unvergesslichen Lieder die Erinnerungen von Generationen Chinesen in aller Welt. Wo immer Chinesen zusammenkommen, sind auch ihre Lieder da, die den über den Erdball verstreuten Landsleuten Frieden schenken. Es gibt vermutlich nichts, was uns so vereint wie diese Melodien. Ihre klare Stimme gehört nicht der Jugend an, sie ist für Menschen bestimmt, die sich bereits von ihrer Jugend verabschiedet haben, eine Stimme, die den Raum erfüllt und dabei so nah erscheint, wie sie fern ist, die rettet und trunken macht, befreit und fesselt zugleich. Eine Stimme wie eine verlorene Heimat, in die die Menschen von heute nicht mehr zurückkehren können, ein Ort der Sehnsucht aller Chinesen.
    Die Chengpin-Buchhandlungen
    Ein Feature über eine Buchhandlung? Das hatten wir in der Vergangenheit wohl noch nie. Aber hier handelte es sich um Taipei, und es handelte sich um die Chengpin-Buchhandlung.
    Chengpin war mir bereits ein Begriff, bevor ich je auf Taiwan war – man kann nicht über Taiwan sprechen und Chengpin unerwähnt lassen, darin sind sich alle Besucher des Landes einig. Und das hat nichts damit zu tun, ob sie Leseratten sind oder nicht.
    Diese Buchhandlung hat 24 Stunden am Tag geöffnet und unterhält zahlreiche Filialen auf der ganzen Insel. Ihre niemals erlöschenden Lichter erhellen die Stadt und nicht zuletzt auch das Gemüt. Ganz gewiss kann man, wenn man so will, sagen, dass Chengpin längst zu einem Markenzeichen Taiwans geworden ist.
    Das gesamte Interieur ist aus echtem Holz und so blitzsauber und angenehm asymmetrisch gestaltet, dass man dort bequem auf dem Boden sitzen und lesen kann. Solange man nicht den Zugang zu den Regalen stört und andere Kunden behindert, kann man dort ungestört auch gern fünf oder sechs Stunden sitzen bleiben.
    Ein Buchladen, der rund um die Uhr geöffnet hat, wirbt damit nicht nur in kommerzieller Hinsicht für sich, er steht auch für einen Lebensstil. Meine Reportage machte ich um halb elf Uhr abends; zuvor war ich schon viele Male nach Mitternacht dort gewesen, und immer war der Buchladen voller Menschen. Seine ruhige und noble Atmosphäre verleiht dem Besucher ein Gefühl vom guten Leben, von der Wertschätzung für das Lesen und das Buch.
    Unsere Gesprächspartnerin Zhang Yuling, Geschäftsführerin und Karrierefrau mit sanften Zügen, machte üblicherweise oft Überstunden bis um 3.00 oder 4.00 Uhr morgens, nur um unvermittelt von ihrem »gnadenlosen« Chef noch telefonisch zu einem Meeting um 7.00 Uhr in der Früh bestellt zu werden. Was mit den drei, vier Stunden bis dahin anfangen? Zu Hause würde man nur die Familie aufwecken und im Büro vor Langeweile umkommen. Also blieb sie im Laden, schenkte sich eine Tasse Kaffee ein, blätterte zwei Bücher durch, machte ein Nickerchen, um dann zur verabredeten Zeit konzentriert vom Fleck weg in ihre Besprechung zu gehen.
    Es sind nicht wenige, die in Taipei so wie Yuling leben und entscheiden.
    Einmal wurden wir selbst Zeuge des besonderen Services von Chengpin. Mein Kollege Liu Aimin hatte den Auftrag, für einen Freund auf dem Festland ein bestimmtes medizinisches Werk zu kaufen. Seine Suche in einer Filiale von Chengpin im Stadtteil Dunnan ergab, dass das Buch in ganz Taiwan nur noch bei Chengpin in Kaohsiung zu haben war. So fuhren wir also ein paar Tage später nach Kaohsiung.
    Das war unser letzter Tag, an dem die Stadt bei unserer Ankunft unerwartet vom Taifun »Haitang« heimgesucht wurde und in Kaohsiung deshalb sämtliche Läden geschlossen hatten. Mein Kollege gab sich optimistisch, rief die Buchhandlung an und hatte Glück, man sagte ihm, er könne vorbeikommen. Es stellte sich heraus, dass der Laden eigens für ihn aufmachte und sein Buch das einzige war, das an diesem Tag verkauft wurde.
    Eins ist sicher: Wenn ich in Zukunft gern wieder Taiwan als mein Reiseziel wähle, dann ist einer der Gründe dafür Chengpin.
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