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Sine Culpa

Titel: Sine Culpa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Corley
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brachte sogar ein Lächeln zustande.
    Maidment war sprachlos, sein Anwalt wütend und kurz davor, sich zu beschweren.
    »Ich denke, wir machen für heute Schluss«, schaltete Fenwick sich rasch ein. »Ich lasse Sie in Ihre Zelle zurückbringen. Wir reden dann morgen weiter. Ja, unsere vierundzwanzig Stunden sind noch nicht um, Major, und Sie sind heute Nacht unser Gast.«
    Er und Nightingale sahen die beiden Männer aus dem Raum gehen. Als die Tür sich schloss, fuhr er sie an.
    »Was zum Teufel sollte das?«
    Sie zuckte gleichgültig die Achseln.
    »Guter Cop, böser Cop. Du hast ja offensichtlich beschlossen, der dickste Freund unseres Hauptverdächtigen zu werden, also musste ich das eiskalte Miststück spielen.«
    »Spielen? Das hat ziemlich echt gewirkt. Der alte Mann war sichtlich erschüttert, und du hast noch mal nachgetreten – genüsslich!«
    »Ich kann dir versichern, dass ich während des gesamten Verhörs völlig sachlich geblieben bin, was man von dir nicht behaupten kann. Du bist auf die rührselige Veteranengeschichte reingefallen! Der Mann ist ein Kindermörder. Darf ich ganz offen sein?«
    »Bitte sehr.« Fenwicks Stimme war eisig, aber sie schien es nicht zu bemerken.
    »Ich denke, deine Haltung hat die Vernehmung stärker gefährdet als meine Distanziertheit.«
    »Das war keine Distanziertheit, Nightingale, das war Gefühlskälte. Du warst ganz dicht an der Grenze, und das in Anwesenheit seines Anwalts.«
    »Es gehört zu unserem Job, an die Grenze zu gehen, oder etwa nicht?« Plötzlich war sie wütend. »Und wag es bloß nicht, mir Gefühlskälte vorzuwerfen, die hab ich nämlich von einem wahren Meister gelernt.«
    Sie starrten einander unter dem grellen Neonlicht an, und ihr Blick forderte ihn heraus, alles aus ihren Worten herauszuhören, was sie gemeint hatte.
    »Die letzte Äußerung werde ich ignorieren«, sagte er schließlich, wandte sich ab und begann, übertrieben langsam seine Notizen zusammenzupacken.
     
    Alison Reynolds saß mitten im Besprechungszimmer und starrte die Tafeln mit den Fotos an, die das Überwachungsteam in den vergangenen Monaten gemacht hatte. Auf der Suche nach Mustern hatte sie das Material nun schon zum dritten Mal neu angeordnet. Beim ersten Mal hatte sie die Fotos in chronologischer Reihenfolge aufgehängt, dann hatte sie sie nach Orten sortiert, aber beide Male keine neuen Erkenntnisse gewonnen. Die Szenen waren ihr inzwischen so vertraut, dass sie sie schon gar nicht mehr richtig wahrnahm, also zwang sie sich, eine Pause einzulegen und in der Kantine eine Tasse Tee zu trinken.
    Sie machte jetzt den vierten Abend hintereinander Überstunden. Sie konnte das Geld gebrauchen, vor allem seit ihr Scheißkerl von Exmann mal wieder den Unterhalt schuldig blieb und sie ihre kleine Familie allein ernähren musste. Aber die Tatsache, dass sie so selten zu Hause war, führte zu Spannungen. Sie konnte von Glück sagen, dass ihr Vater und ihr Sohn sich so gut verstanden, aber der eine war behindert und der andere eben ein typischer Zwölfjähriger, was bedeutete, dass keiner von beiden geeignet war, sich ums Kochen oder um den Haushalt zu kümmern.
    Um sieben ging sie wieder die Treppe hinauf. Von Fenwick war nichts zu sehen, aber sie wusste ja auch, dass er nach Harlden gefahren war und nicht so bald zurückerwartet wurde. Clive dagegen war ohne jede Erklärung verschwunden, und das ärgerte sie. Sie wussten beide, dass sie nur noch fünf Tage Zeit hatten, um irgendwas Neues zu finden, weil die Ermittlungen sonst eingestellt wurden, und durch seine offenkundige Gleichgültigkeit blieb es allein an ihr hängen, Fenwicks Erwartung nicht zu enttäuschen. Clive benahm sich, als hätte er eine neue Beziehung, was ein bisschen schnell war, denn immerhin hatte ihn seine Frau erst zwei Monate zuvor verlassen, und angeblich war er wegen ihrer Untreue am Boden zerstört gewesen.
    »Du bist bloß neidisch«, sagte sie in den leeren Raum.
    Seit zwei Jahren hatte sie nicht mal ansatzweise so was wie einen festen Freund gehabt, und allmählich glaubte sie nicht mehr daran, je wieder einen Partner zu finden. Wo sollte sie denn auch die Zeit dafür hernehmen?
    »Okay. Fotos«, sagte sie und zwang sich, sie erneut zu betrachten.
    Diesmal ordnete sie die Fotos nicht in einer logischen Reihenfolge, sondern einfach nach Instinkt an, hängte die Bilder so, wie sie ihrer Meinung nach »zusammenpassten«. Beim Anblick der Unmengen von Aufnahmen kam ihr der Gedanke, dass sie verrückt sein

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