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Single in the City - Frl. Garbers rennt durch die Stadt

Single in the City - Frl. Garbers rennt durch die Stadt

Titel: Single in the City - Frl. Garbers rennt durch die Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Garbers
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auf dem Fußweg verschwunden. Am Schaufenster des Ladens hing nur noch ein einziger handgeschriebener Zettel: Wegen Krankheit geschlossen.
    Wer von beiden mochte es sein? Das wäre nicht gerecht, wenn sie jetzt auch noch einander verlören. Ich kam mir vor wie eine Verräterin. Ab jetzt wollte ich wieder Stammkundin werden. Die beiden waren die liebenswürdigsten Menschen, die mir in Berlin in all den Jahren begegnet waren.
    Doch der Laden öffnete nicht mehr. Als ich am vergangenen Wochenende vorbeifuhr, waren die neuen Mieter gerade dabei, die Wände hell zu streichen. Jetzt gibt es in dem kleinen Lädchen Designer-Vasen aus den 60er-Jahren.

Hier drückt der Schuh

    Wenn das Wetter schön wird, passiert etwas Merkwürdiges: Die Sommermenschen tauchen auf. Den ganzen Regen über, also sagen wir die letzten neun Monate, waren sie unsichtbar. Und plötzlich sitzen sie wieder in Cafés, laufen wie normale Menschen über die Straße und trinken bis spät in die Nacht Aperol-Sprizz. Sie sind wie die Urzeitkrebse, die früher den »Yps«-Heften beigelegt waren. Erst wenn die Lebensbedingungen stimmen, erwachen sie. Mit dem Unterschied, dass man die Urzeitkrebse gießen musste, während die Sommermenschen nur bei Trockenheit gedeihen.
    Die zweite Merkwürdigkeit, die der Sommer mit sich bringt, sind die Pflaster. Kaum scheint die Sonne, bekleben Frauen die breiteste Stelle ihres Mittelfußknochens mit großen Pflastern. Denn man cremt sich zwar ein gegen Sonnenbrand, kauft im Bioladenund vermeidet es, in rostige Nägel zu treten – alles der körperlichen Unversehrtheit zuliebe –, aber wenn es um die Sandale geht, sind wir heillose Masochisten.
    Ich hatte eines Frühsommers besonders schöne Holzpantoffeln gekauft. Und als ich nach zwei Wochen in den Schuhladen ging und der Verkäuferin meine Füße zeigte, die aussahen, als sei ich auf eine Mine getreten, sagte die achselzuckend: »Ja, die Schuhe müssen erst mal eingelaufen werden. Die Füße sind eben noch Stiefel gewöhnt.«
    Zu Beginn der ersten Herbststürme sind die Wunden meist abgeheilt, die Füße an offene Schuhe gewöhnt. Und man selbst ist zum Pflaster-Fachmann geworden. Ich empfehle die gelgefüllten. Die sehen zwar selbst aus wie eine riesige Blase, aber sie polstern das rohe Fleisch gut gegen den neuen Schuh ab. Denn man verzichtet ja nicht auf die neuen Sandalen, nur weil die Strassschnalle ein bisschen den Fuß verstümmelt.
    Ich habe vier Paar neue Sommerschuhe. Und eine Idee: professionelle Schuheinläuferinnen, welche die Schuhe an den entscheidenden Stellen weich laufen. Dann könnte Frau Zeh sich auch abends fortbewegen und nicht andauernd behaupten, sie habe Sitzschuhe an. Eigentlich könnte man dann auch gleich die beiden kleinen Zehen amputieren. Die sind immer im Weg. Ich kenne keine einzige Frau, die hübsche kleine Zehen hat. Meist erkennt man sie unter den Hühneraugen gar nicht mehr, und im Schuh nehmen sie nur Platz weg.
    Ich habe übrigens links Schuhgröße 39 und rechts 39,5, falls sich jemand ein bisschen was dazuverdienen möchte. Und: Bitte keine unseriösen Angebote, die Schuhe sind NEU.
    Was passiert eigentlich mit den Frühlingsgefühlen, wenn der Frühling entfällt? Noch weniger Kinder? Das wäre ja schrecklich. Nicht nur für uns Gesellschaft, sondern auch für Bugaboo. Das ist der Mercedes unter den Kinderwagen. Jedenfalls erscheint bei Google, wenn man »Mercedes« und »Kinderwagen« eingibt, sofort Bugaboo. Den muss man haben. Sogar bei mir in Prenzlauer Berg, wo der Nachwuchs bislang immer um den Bauch gewickelt wurde, bevor er nackt und total frei auf Holzdreirädern durch die Gegend fuhr.
    Singles wird ja immer vorgeworfen, dass sie aus lauter Neid oder Not die Distanz zu frischgebackenen Eltern suchen. Das ist richtig. Ich habe bei einem kleinen Spaziergang am Schlachtensee zwei Väter gesehen, die ihre Garderobe farblich auf ihren Bugaboo abgestimmt hatten. Der eine königsblau zum königsblauen Bugaboo, der andere beigefarben zum beigefarbenen. Ich dachte, ich platze vor Neid. Wie haben die Frauen ihre Männer nur so hingekriegt? Eignet sich jeder Mann dafür? Wie lange dauert die Dressur? Oder werden die beim Bugaboo-Kauf mitgeliefert? Und wenn ja, wie lang ist die Garantie?
    Als das Neidgefühl schwächer wurde beziehungsweise überlagert vom schmerzenden Mittelfußknochen, rief ich meinen guten Freund M. an. »Ich werde nie einen farblich passenden Mann finden«, sagte ich. Und er antwortete: »Man kann ja auch

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