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Single in the City - Frl. Garbers rennt durch die Stadt

Single in the City - Frl. Garbers rennt durch die Stadt

Titel: Single in the City - Frl. Garbers rennt durch die Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Garbers
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herum und wackelten mit den Schwänzen. Typisches Singleverhalten und nebenbei äußerst wichtig für ihren Fortbestand.
    Wenn Ehefrauen jetzt auch noch damit anfangen, können Singles einpacken. Oder aufgeben. Sich einen eigenen Mann suchen, der sich morgens die Lenden kratzt, im Bett krümelt und seine Zahnpasta so ausspuckt, dass der ganze Badezimmerspiegel voller weißer Sprenkel ist. Nach spätestens zwei Jahren sollte dann übrigens auch hier über die Einnahme der Affensexpille nachgedacht werden.
    Andere negative Auswirkungen der Affensexpille: Frauen könnenEhemänner dann nicht mehr mit Sexentzug maßregeln, weil sie sich damit ja zuallererst selbst schaden würden. Man müsste sich neue perfide Bestrafungen ausdenken. Aber wie soll man einen Mann bestrafen, der eigentlich schon alles an Bestrafungen hat? Ein Luxusproblem, zugegeben.
    Vielleicht irgendwas mit Schmerz oder Feuer, schlug Frau Zeh vor. Wir aßen gerade mit der Senatorin beim Brasilianer, um die Gefahren der Affensexpille zu erörtern und eine Petition zu verfassen: »Ohne sofortige Gegenmaßnahmen werden die Auswirkungen der Affensexpille unumkehrbar …« Unser Kellner hatte hinten am Hals ein eng gestochenes, sehr filigranes Tattoo. »Ah, gut, der Mann kann Schmerzen ertragen«, sagte ich und zerdrückte meine Kochbanane mit der Gabel zu Mus. Die Senatorin stopfte sich noch eine frittierte Maniok in den Mund: »Mmmmh, aber die Frage ist doch, kommt er auch mit seelischen Qualen zurecht?« Wir wissen es nicht, und ihn extra zu heiraten, nur um es herauszufinden, schien uns zu aufwendig.
    Und dann ist uns keine einzige Grausamkeit eingefallen, weil wir schon so lange Singles sind und unser Leben so etwas wie eine fortwährende Detoxkur nach Dr. Joshi ist. Kein Streit – nirgends. Irgendwann ist der Körper eben entgiftet. Ob man das nun will oder nicht.
    Man kann nur hoffen, dass es noch sehr, sehr lange dauert, bis diese schlank machende Sexpille auch für den Mann auf den Markt kommt, dann haben weibliche Singles nämlich doch eine letzte Chance. Neue Marketingidee: Bei uns müssen sie nicht ständig Sex haben. Wir können auch einfach nur über Alltagslappalien reden, Siedler spielen oder uns streiten, wer diesmal das Bad putzt.
    Und wehe, uns mischt irgendeine eifersüchtige Ehefrau die Affensexpille in den Orangensaft.

Tschüssikowski und bis dannimanski

    Da saß ich nun wie jeden Samstagmorgen in meinem Mini-Café um die Ecke und las Zeitung. Dafür stehe ich extra früh auf. Das kleine Café ist dann leer. Prenzlauer Berg schläft noch. Und meine Freundinnen auch. Ich muss nicht sprechen, nicken reicht. Die Kellnerin weiß, was zu tun ist. Samstag am frühen Morgen hat man alles Recht der Welt, vorübergehend taubstumm zu sein. Außer mir war nur ein weiterer Gast in dem Café. Auch er auf friedliche Weise stumm.
    Dann – ich war gerade beim Feuilleton angekommen, also kurz vorm zweiten Nickerchen – trat die böse Welt in den heilen Morgen. Lodenmantel und Sohn kamen in das Café. Der Sohn war offenbar auch taub oder zumindest schwerhörig, weshalb der Lodenmantel sehr laut sprechen musste. Vielleicht sprach er aber auch so laut, weil er dachte, dass es alle Umstehenden interessieren müsse, was er zu sagen hatte. Er ließ uns also quasi kostenlos an der Erziehung seines Dreijährigen teilhaben. Was fein war, denn normalerweise darf man in Prenzlauer Berg ja nur an der Nicht-Erziehung Dreijähriger teilhaben.
    »So, wir trinken hier jetzt einen frisch gepressten Apfelsaft«, rief der Vater. Aha, interessant. Er legt also Wert auf eine gesunde Ernährung. Sein kleiner Sohn hielt sich mit hängendem Kopf im Hintergrund. Die Kellnerin öffnete eine Keksdose, um ihn anzulocken. Der Kleine streckte die Hand aus. »Halt!«, schrie der Vater. »Wie heißt das Zauberwort!!!«. »Darf ich einen Keks?«, fragte der Kleine leise. »Das Zauberwort!«, schrie der Vater, und sein Lodenmantel bauschte sich. »Los, sag das Zauberwort.« Der Kleine zog die Hand zurück. »Gut, dann gibt es heute keinen Keks für dich. Wenn du das Zauberwort nicht kennst.«
    Genauso laut, wie sie hereingekommen waren, verschwanden sie wieder. Wir drei anderen schauten ratlos. Schließlich sagte einer von uns: »Kann man ja auch leiser sagen.« Die anderen nickten, dann lasen wir wieder Zeitung.
    Die Sache mit dem Zauberwort ließ mich nicht mehr los. Bislang kannte ich vor allem das Gegenteil. Worte, die entzaubern. »Ich hing die ganze Nacht auf dem Klo«, zum

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