Sinnliche Eroberung
von euch halte, und wir werden für immer Feinde sein.« Ihre Stimme war leise aber so leidenschaftlich, daß er innehielt.
Marcus fuhr sich entgeistert mit seinen schwieligen Händen durchs schwarze Haar. »Was ist heute geschehen? Was hat dich so verändert? Sprich, Weib!« donnerte er.
Diana zog die Fetzen ihres Kleids zusammen, um ihre Blöße zu bedecken, dann setzte sie sich auf und kreuzte die Beine unter sich. Marcus türmte sich riesenhaft und in frustrierter Potenz am Fuße ihres Bettes auf. Sie wählte ihre Worte sorgfältig. » Als ich heute zur Festung kam, um dich zu besuchen, warst du beschäftigt; also ging ich in den Tempel. Das brutale, heidnische Opfer, dessen ich dort Zeuge wurde, hat mir den Magen umgedreht.«
Marcus sank erleichtert aufs Bett. »Ist das alles? Diana, du hättest nicht dorthin gehen sollen. Du bist zu zart und zu gutherzig, um solche Dinge verstehen zu können. Warum glaubst du, habe ich dich nie mit in den Tempel genommen?«
Diana schüttelte den Kopf. »Es sind nicht nur die Blutopfer, sondern die klaffenden Unterschiede zwischen uns. Ich könnte mich nie mit der römischen Lebensart abfinden, geschweige denn mit eurem Glauben oder euren Gebräuchen.« Sie schlang schützend die Arme um ihren Körper. Unter ihren Händen fühlte sie die weiche Wolle ihres aufklaffenden Kleides. »Eure Garderobe, das Essen und die Sprache sind nur Kleinigkeiten, die leicht zu überbrücken sind. Aber eure Art zu denken, eure Überzeugungen, eure Ideale könnte ich niemals annehmen. Ihr glaubt, ihr wärt die gottgegebenen Herrscher der Welt. Euer gesamtes Kaiserreich beruht auf Macht und Unterdrückung. Römer sind von Natur aus gewalttätig. Die Unterschiede zwischen uns sind so groß, daß uns Welten trennen.«
»Der einzig nennenswerte Unterschied zwischen uns ist, daß ich ein Mann und du eine Frau bist! Unsere Körper ergänzen einander so perfekt, daß wir eins werden, wenn wir uns lieben. Unsere Unterschiede sind verschwunden, sobald wir uns vereinigen.«
»Nein, Marcus! Wir verdrängen sie lediglich, um unserer Lust zu frönen. Hinterher ist die Fremdheit wieder da und größer denn je!«
»Was ich für dich empfinde, ist Liebel«
»Willst du behaupten, daß dich nicht in erster Linie Lust bewegt?« fragte sie.
»Ich empfinde sowohl Lust als auch Liebe für dich, eine äußerst zündende Verbindung! Die meisten Männer und Frauen würden ihre Seele verkaufen, um das zu besitzen, was wir haben!«
»Ich fürchte, daß ich genau das getan habe«, sagte Diana leise. »Nimm das zurück.« Wieder hielt sie ihm die Cäsarenmünze hin.
»Julius Cäsar war der größte Patrizier, Staatsmann und General, der je gelebt hat.«
»Cäsar war ein Eroberer, der sich Land nahm, das nicht ihm gehörte, und stolze, freie Menschen zu Tausenden versklavte.«
Zögernd nahm Marcus das Kettchen zurück und legte es sich um den Hals. Er wusste , daß sie in Wirklichkeit ihn all dieser Dinge beschuldigte, nicht Cäsar, und sie hatte recht.
Marcus hob stolz wie ein Adler den Kopf, und mit all dem Mut, den er besaß, fragte er: »Liebst du mich?«
Diana starrte ihn, in die Enge getrieben, an. Ein riesiger Kloß stieg ihr auf einmal in den Hals und ihre Augen füllten sich mit Tränen. Sie richtete sich auf den Knien vor ihm auf. »Marcus, ich liebe dich so sehr, daß es mir das Herz bricht.« Sie schlang die Arme um seinen Hals, und als er sie an sich zog, benetzte sie ihn mit ihren Tränen.
»Weine nicht, Geliebte, das kann ich nicht ertragen«, murmelte er und preßte sie fest an seine Brust.
In seiner warmen Nähe begannen die Schrecken des Nachmittags zu verblassen. Sie würde ihm nichts von Petrius erzählen - das diente keinem und außerdem würde er ohnehin in ein paar Tagen fort sein.
»Es ist mir egal, ob du Christin, Druidin, Britin oder Keltin bist. Für mich bist du einfach Diana - mein Herz, mein Leben. Ist es wirklich so schlimm für dich, einen Römer zu akzeptieren? Dann laß mich doch einfach nur Marcus sein!«
Bevor sie antworten konnten, wurden sie durch ein dezentes Räuspern unterbrochen. Als sie aufblickten, sahen sie Kell in den Trümmern der Tür stehen. Er hielt ein Tablett in der Hand und auf seinem Gesicht stand ein Ausdruck zögerlicher Erleichterung. Zweifellos hatte er sich gewappnet, nachdem er der Handarbeit des Generals angesichtig geworden war.
Als Diana das Essen sah, fiel ihr ein, daß Marcus noch gar nicht gespeist hatte und sie bekam sofort ein schlechtes
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