Sinnliche Naechte in Paris
im Cockpit. Nur wenige Minuten später befanden sie sich in der Luft.
6. KAPITEL
Sie starteten so rasch, dass Layla gerade noch genug Zeit hatte, sich in einen der komfortablen Ledersessel fallen zu lassen.
„Schnall dich an“, kommandierte Khalil unfreundlich. Als sie nicht schnell genug reagierte, griff er über sie hinweg nach dem Gurt und erledigte es für sie.
„Ich bin durchaus fähig …“
„Vielleicht haben wir später die Möglichkeit, detailliert über deine Fähigkeiten zu sprechen, habiba. Doch jetzt im Moment besteht meine einzige Sorge darin, dass du sicher an unserem Zielort ankommst.“
Das war auch Layla klar. Er musste sie beschützen, um seinen Vater schützen zu können. Er war der einzige Grund, warum Khalil all das überhaupt auf sich nahm.
Was störte sie an dieser Tatsache so sehr?
Layla zog die Kappe aus – seine Kappe – warf sie zur Seite und wandte das Gesicht zum Fenster.
Sie war entbehrlich, ein Mittel zum Zweck, was vollkommen in Ordnung ging, schließlich war er ja auch nicht mehr für sie. Diese wenigen Augenblicke der Leidenschaft in seinen Armen konnte man wohl verzeihen, wenn man die Umstände berücksichtigte. Sie befand sich auf einer emotionalen Achterbahnfahrt. Bevor sie an der Uni mit Archäologie anfing, hatte sie Psychologie studiert. Sie wusste alles über das Stockholm-Syndrom, bei dem sich eine Geisel in ihren Entführer verliebte.
Und wenn es sich um einen Entführer wie diesen handelte …
Groß, mit breiten Schultern, rauchgrauen Augen, hohen Wangenknochen, einem sinnlichen Mund und einem Körper, mit dem er Werbung für jedes Fitnessstudio machen könnte.
Dennoch gelang es ihm nicht, über das hinwegzutäuschen, was er in Wirklichkeit war.
Gemeinsam mit einem egoistischen Tyrannen hatte sie das Flugzeug bestiegen, mit einem Mann, der einer Kultur entstammte, in denen Frauen nur Menschen zweiter Klasse waren, und sie hatte keinerlei Ahnung, was als Nächstes geschehen würde. Seinen genauen Plan kannte sie nämlich immer noch nicht. Die Erleichterung darüber, dass er ihr helfen wollte, ließ alles andere erst mal nebensächlich erscheinen.
Doch jetzt bildete sich ein unangenehmer Knoten in ihrem Magen.
Denn plötzlich spielte es sehr wohl eine Rolle, was als Nächstes geschah. Eine sehr große sogar.
Was hatte er vor? Wohin brachte er sie? Nicht in die Staaten. Layla kannte sich zwar nicht besonders mit Flugzeugen aus, aber man musste auch kein Experte sein, um zu erkennen, dass diese Maschine nicht in der Lage war, den endlos langen Flug nach Hause zu bewältigen. Der Jet war äußerst luxuriös, das schon, aber er konnte keineswegs genug Kerosin fassen, um einen Zwölf- oder Dreizehn-Stunden-Flug zu absolvieren.
Also, wohin flogen sie?
Als sie eine Hand auf ihrer Schulter spürte, zuckte Layla zusammen, schaute auf und sah Khalil im Gang neben sich stehen.
„Du kannst dich jetzt entspannen. Wir sind sicher.“
Unwillkürlich schnürte sich ihr die Kehle zu. Sicher? Sie wäre erst wieder sicher, wenn sie sich in New York befand und er Tausende von Meilen entfernt war.
„Was soll das heißen? Meinst du nicht, dass uns jemand verfolgen wird?“
Lässig nahm er neben ihr Platz und streckte seine langen Beine aus.
„Doch, das werden sie, aber erst nach einer Weile. Mein eigenes Flugzeug – der Köder sozusagen – wird bald landen, und dann wird erst einmal Verwirrung herrschen.“ Eine Untertreibung, aber warum sollte er das zu erwartende Chaos unnötig ausführen? „Wenn das zweite Flugzeug mit uns an Bord nicht ankommt, werden mein Vater und der Ministerrat einige Zeit damit verbringen, herauszufinden, was passiert ist. Zuerst müssen sie die Fluggesellschaft ausfindig machen, von der ich diese Maschine gechartert habe. Sie müssen die Details unseres Fluges in Erfahrung bringen …“
„Verzögerungstaktik“, bemerkte Layla.
Khalil nickte. „Genau. Während das geschieht, werde ich meinen Vater kontaktieren und ihm alles erklären.“
„Was willst du erklären? Es wird ihn nicht gerade erfreuen, zu hören, dass du mich nicht zu Butrus bringst!“ Sie zögerte. „Denn du bringst mich doch nicht zu Butrus, oder?“
Als er sie anschaute, lag eine gewisse Belustigung in seinen Augen.
„Glaubst du, all das ist ein kunstvoll ausgearbeiteter Plan, dich doch noch bei deinem Bräutigam abzuliefern, habiba ? Keine Sorge. Das ist es nicht.“
Layla befeuchtete die Lippen. „Es ist nicht so, dass ich dir nicht glauben würde
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