Sinnliche Stunden In Las Vegas
deprimiert gefühlt, mehr noch, sie war sich bei dem Telefonat sogar ausgesprochen dumm vorgekommen.
Was musste er nur von ihr halten? Jede andere Frau hätte gleich gemerkt, dass Derrick Dominick ein egoistischer, eiskalter Mann war. Aber sie, die wohlbehütete Pfarrerstochter, war blind in diese Affäre gestolpert. Sie hatte geglaubt, er würde ihre Gefühle teilen und dass sie den Mann ihrer Träume gefunden habe, auf den ihre Eltern stolz seien, und dass sie sich mit ihr freuen würden. Viel zu spät hatte sie gemerkt, dass sie für Derrick nur eine Eroberung unter vielen gewesen war.
Aber wenn sie Troy nicht anrief, musste sie ihren Vater wieder anlügen, um ihm zu erklären, warum Troy nicht kommen könne. Dabei hätte sie ja eigentlich eine sehr gute Ausrede, weil er den Termin viel zu kurzfristig festgesetzt hatte. Sechsunddreißig Stunden würden Troy niemals ausreichen, um pünktlich zu erscheinen.
Der Gedanke elektrisierte sie. Schließlich hatte Troy ihr selbst gesagt, wie dicht gedrängt seine Termine lägen und noch dazu an weit auseinander liegenden Orten. Er konnte sonst wo sein und es unter keinen Umständen frühzeitig bis Dunning schaffen.
Sie blickte auf ihre Armbanduhr. Es war Freitagabend, sechs Uhr. Wo Troy jetzt wohl war? Ob er sein Handy bei sich hatte?
Langsam zog sie den zerknitterten Zettel aus ihrer Rocktasche, auf den Troy im Dunkeln seine Nummer gekritzelt hatte. Sie nahm ihr Telefon und tippte die Nummer ein. Schon nach dem ersten Rufzeichen meldete er sich.
„Hallo? Shelby? Bis du es?”
Überrascht, dass er bei dem Anruf sofort an sie dachte, ließ sie sich in die weichen Kissen zurücksinken. „Ja, ich bin’s”, antwortete sie nervös.
„Geht es dir und dem Baby gut?” fragte er und klang besorgt.
Sie war gerührt, dass er sich Sorgen um sie und ihr Baby machte. Warum hatte sie sich nicht in einen Mann wie Troy verliebt, statt in einen eiskalten Egoisten wie Derrick? „Wir sind beide okay.” Shelby legte leicht die Hand auf ihren Bauch.
„Dem Himmel sei Dank. Ich habe so lange nichts von dir gehört, dass ich schon dachte …” Troy unterbrach sich rasch. „Da ich annahm, dass dein Vater dir längst einen Termin genannt hat, fürchtete ich, dass irgend etwas passiert sei.” Um nichts in der Welt hätte er zugegeben, dass er befürchtet hatte, sie würde sich nie mehr melden. „Jedenfalls freue ich mich, dass es dir und dem Baby gut geht”, sagte er erleichtert.
„Du musst dir keine Sorgen um mich machen. Meine Eltern wohnen ja gleich um die Ecke, und ich könnte sie immer um Hilfe bitten.”
„Stimmt”, murmelte er.
Er klang enttäuscht, und sie versicherte: „Aber trotzdem bin ich dir sehr dankbar, dass du an mich denkst.”
„Wenn du irgendwie in Not bist, Shelby, ruf mich an, und ich werde dir immer helfen, hörst du? Immer. Ich kann von überall zu dir kommen.”
„Wo bist du denn jetzt, Troy?”
„Ich bin noch in Kansas, werde aber später am Abend von hier aus nach Oklahoma fahren, zu einem Rodeo in Guthrie. Ich habe Yuma versprochen, für ihn den Treiber zu machen. Yuma ist ein Kumpel von mir. Ich hab dir sicher mal von ihm erzählt.
Und wenn ich schon mal dort bin, steige ich auch in die Arena.
Schließlich muss ich meine Glücksträhne ausnutzen.” Troy redete wie ein Wasserfall, weil er befürchtete, dass Shelby auflegte, wenn er nur eine kurze Atempause machte.
„Was macht ein Treiber?” fragte sie verwirrt.
„Nachdem das Gitter hochge zogen ist, sorgt er dafür, dass der Stier nicht wie wild durch die Arena tobt, sondern immer zwischen den zwei Pferden bleibt. Sein Partner hätte sonst nie eine Chance, den Stier bei den Hörnern zu packen und zu Boden zu werfen.”
„Das hört sich ganz vernünftig an.”
„Du würdest es besser verstehen, wenn du es einmal sehen würdest. Ich kann nicht gut erklären.”
„Das stimmt doch gar nicht, du hast mir das wunderbar erklärt.”
Troy schwieg einen Moment, dann fragte er zögernd: „Shelby, warum hast du mich angerufen?”
Shelby, die sich gerade etwas entspannt hatte, bekam plötzlich Magenschmerzen. „Mein Vater ist heute ins Geschäft gekommen und hat mir den Trauungstermin genannt. Sonntag nach der Kirche.”
„Schon kommenden Sonntag?” fragte Troy verwundert.
Sie dachte, er würde nach einem guten Grund suchen, der nochmaligen Heirat auszuweichen, und antwortete schnell: „Du musst deine Pläne nicht umwerfen. Ich werde meinem Vater sagen, dass du so kurzfristig
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