Sinnliche Stunden mit dir
geweckt hatte?
"Aber
du vertraust mir doch, oder?"
"Ja,
sonst wäre ich nicht hier." Die Antwort fiel ihr leicht,
denn unabhängig von dem, was sie sonst für ihn empfand,
hatte sie nie an ihm und seiner Anständigkeit gezweifelt. Sie
wusste, dass er sie nie zu etwas zwingen würde, was sie nicht
wollte. Er war ein Beschützertyp, und darauf kam es momentan an.
Denn er musste sie vor Lance schützen. Wichtiger war noch, dass
er Nick vor Lance schützte. "Nick ist das Wichtigste in
meinem Leben", flüsterte sie.
"Ich
weiß."
"In
ein paar Tagen ist seine Zeit im Camp zu Ende. Würdest du ihn
mit mir zusammen abholen?"
"Aber
gern."
Ihr
war bewusst, dass sich durch ihre Bitte etwas Grundsätzliches in
ihrer Beziehung zu Jackson veränderte. Sie ließ ihn an
ihrem Leben teilhaben und würde sich ihm noch weiter offenbaren
müssen. Wahrscheinlich hatte er auch seine Erwartungen, was sie
betraf. War sie bereit, sie zu erfüllen, wo doch die Sorge um
Nick ihr Leben bestimmte?
"Du
sprichst immer nur von Nick." Seine Stimme war sanft, und er
strich Andrea zärtlich über den Kopf. "Hast du sonst
keine Familie?"
"Nicht
wirklich."
"Was
meinst du damit, piccola ?"
Sie
wusste, dass er nicht lockerlassen würde, aber sie hatte auch
das Bedürfnis, sich ihm anzuvertrauen. Er war immer offen
gewesen, was sein Privatleben betraf, und so war es nur fair, dass er
auch von ihr etwas mehr erfuhr. Außerdem hatte sie niemanden
außer Jackson.
Aber
wo anfangen? Sie stand da und grub die Zehen in den dicken
flauschigen Teppich. Jackson ließ ihr Zeit und drängte sie
nicht. Schließlich holte sie tief Luft. "Ich bin bei
meiner Mutter aufgewachsen. Als ich zwanzig war, ist sie gestorben.
Nick war damals sechs. Ihr Tod kam für mich nicht überraschend,
denn sie war schwer alkoholkrank."
Zu
ihrer Überraschung beugte sich Jackson plötzlich vor und
hob sie hoch. Er trug sie in sein Schlafzimmer und setzte sie vor dem
Erker ab. Rasch zog er die Decke vom Bett, legte sie Andrea um die
Schultern, setzte sich auf eine gemütliche gepolsterte
Fensterbank und hob Andrea auf seinen Schoß. Sie wagte es
nicht, sich an ihn zu schmiegen, sondern blieb aufrecht sitzen.
Dennoch fühlte sie sich sicher, weil sie seine schützende
Körperwärme spüren konnte.
"Warum
erzähle ich dir das eigentlich?" Sie wunderte sich selbst,
dass sie ihm in dieser verfänglichen Situation so voll und ganz
vertraute.
"Weil
du dich endlich aussprechen musst. Hatte der Telefonanruf etwas mit
deinem Bruder zu tun?"
"Woher
weißt du das?" Sie blickte ihn verblüfft an.
"Du
warst in Panik. So reagierst du nur, wenn es um Nick geht."
"Stimmt.
Es war Lance, Nicks Vater."
"Dein
Vater?"
"Nein."
Sie musste ihm erzählen, warum es Lance vollkommen gleichgültig
war, wie sehr sie unter der Trennung von Nick leiden würde.
"Nein, Lance ist nicht mein Vater."
"Wie?"
Am liebsten hätte Jackson sie in die Arme genommen und fest an
sich gedrückt, aber er musste unbedingt ihr Gesicht sehen, wenn
sie sich ihm offenbarte.
"Helena,
meine Mutter, war von einem anderen Mann schwanger, als sie Lance
geheiratet hat. Mein leiblicher Vater war bereits verheiratet und
trennte sich von seiner Geliebten – also meiner Mutter –,
als sie schwanger war und keine Abtreibung machen wollte. Sie war
vollkommen mittellos."
Er
war schockiert, dass Andrea sich offenbar schuldig fühlte, ihre
Mutter in eine solche Situation gebracht zu haben. "Aber das war
doch nicht deine Schuld!"
"Lance
hat ihr das nie verziehen", fuhr sie leise fort. "Immer
wieder erinnerte er sie daran, dass ich nicht seine Tochter war, dass
er sich ihrer erbarmt hatte, als sie bereits schwanger war. Nicht
einmal seinen Namen durfte ich tragen."
Jackson
musste sich zwingen, ruhig sitzen zu bleiben, so sehr regte ihn auf,
was sie hatte ertragen müssen. Aber er wusste, dass er ihr Zeit
lassen musste, endlich alles loszuwerden, was sie bedrückte. Das
erforderte Mut, und er bewunderte sie dafür.
"Und
meine Mutter vergaß nie, mir immer wieder ins Gedächtnis
zu rufen, dass alles meine Schuld war. Dass sie meinetwegen gezwungen
war, mit einem Mann zusammenzubleiben, der sie schlug, wenn ihm
danach war, und sie gegen ihren Willen zum Sex zwang." Sie
atmete tief durch. "Lance verschwand oft wochenlang, ohne zu
sagen, wohin, und tauchte dann plötzlich wieder auf, als sei
nichts geschehen. Aber eines Tages kam er nicht zurück, sondern
ließ sich von ihr scheiden. Da war Nick nicht mal zwei."
Sie schwieg und starrte aus
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