Sinnliche Traeume auf Kyrene
und blickte auf die Straße. Bei ihrem Eintreten wandte er sich um und sah sie ernst an.
„Ich nehme an, Sie sind wegen der Karikatur gekommen“, sagte Diana vorsichtig, nachdem die üblichen Höflichkeiten ausgetauscht worden waren.
Ein missmutiges Lächeln umspielte Redcliffes gut geschnittenen Mund. „Ich bin gewiss nicht darüber erfreut, dass mein Sohn wieder einmal Objekt des allgemeinen Interesses ist. Ich mag es nicht, wenn unser guter Familienname in so etwas hineingezogen wird. Ich hatte nicht gedacht, dass Sie Christopher in seinen rebellischen Neigungen auch noch unterstützen würden.“
Diana verkrampfte ihre Hände ineinander und fragte sich, was sie zu ihrer Verteidigung sagen konnte, ohne als Feigling zu erscheinen. „Euer Gnaden, ich versichere Ihnen, ich hatte nicht vor, Ihren Sohn in diesen Skandal zu verwickeln, und ich bereue die Ereignisse unendlich.“
Der Duke zuckte mit den Schultern. „Natürlich gebe ich nicht Ihnen allein die Schuld. Skandale folgen meinem Sohn wie sein Schatten. Ich hatte gehofft, dass die Verlobung mit Ihnen ihn vielleicht etwas zähmen würde, aber Redcliffe zögerte und warf ihr einen scharfen Blick zu. „Wenn ich aufrichtig sein soll, so ist es nicht dieser erneute Skandal, der mich beunruhigt. Christopher hat viel Schlimmeres überlebt. Ich bin mir aber nicht sicher, ob sein Herz dieses Mal unverletzt aus der ganzen
Sache hervorgeht.“
Diana hob verwundert die Brauen. „Ich fürchte, ich verstehe Sie nicht ganz.“
„Ich möchte Ihnen eine sehr persönliche Frage stellen, Miss Sheridan. Eine, die eher zu einem Vater passt, der sich Sorgen um seine Tochter macht. Welche Absichten haben Sie bezüglich meines Sohnes? Sind sie ehrbar?“
„Verzeihung?“
„Lieben Sie ihn, Miss Sheridan?“
„Nun ... ja, natürlich“, stammelte Diana, fest entschlossen, das Lügenspiel über ihre Verlobung weiter zu spielen, auch wenn sie sich nicht mehr so sicher war, dass es von ihrer Seite aus eine Lüge war. „Warum fragen Sie?“
„Ganz einfach, ich fürchte, dass Sie ihm das Herz brechen könnten.“
Diana starrte ihn an. „Was führt Sie zu dieser Einschätzung?“
„Zum Teil die Tatsache, dass Christopher seine Abneigung gegenüber der Ehe überwunden und Ihnen einen Heiratsantrag gemacht hat. Da er bisher jeden meiner Vorschläge vehement ablehnte, müssen Sie schon etwas Besonderes für ihn sein.“ „Ich glaube, das ist zu viel der Ehre, Euer Gnaden.“
„Das bezweifle ich. Sie sind so ganz anders als die Frauen, denen er sonst hinterhergelaufen ist, und darin liegt die Gefahr.“
„Ich würde ihm nie wissentlich wehtun, das verspreche ich Ihnen“, schwor Diana und meinte es ernst.
„Ich bete darum, dass es so ist“, erwiderte Redcliffe. „Glauben Sie mir, Miss Sheridan, mein Sohn hegt außerordentlich starke Gefühle für Sie. Zu meinem Erstaunen besuchte er mich vor Kurzem wegen der Ausstellung seines Porträts. Er war ziemlich wütend und beunruhigt - wegen der Folgen für Sie. Jedenfalls genug, um meine Hilfe bei der Schadensbegrenzung, was Ihren guten Ruf betrifft, zu erbitten. Wenn Sie sich jetzt über mein Erstaunen wundern sollten - es war das erste Mal, seit er kein kleiner Junge mehr ist, dass Christopher mich freiwillig um Hilfe bat.“
Noch bevor sie etwas antworten konnte, fuhr der Duke fort: „Natürlich werde ich alles tun, was in meiner Macht steht. Ich glaube, Sie wissen, dass ich einer der Schirmherren der Royal Academy bin. Ich habe vor, einige der wichtigsten Künstler zu Ihrer Verteidigung zusammenzutrommeln, angefangen mit Lawrence. Er ist bereits ein Bewunderer Ihrer Arbeit, und ich werde dafür sorgen, dass er seine Meinung öffentlich äußert.“
Verblüfft starrte Diana ihn an. Sir Thomas Lawrence war der größte Porträtist Englands und ein Liebling des Prinzregenten. Seine Unterstützung würde bei der Wiederherstellung ihres Rufes von ungeheurem Wert sein.
„Ich ... ich danke Ihnen, Euer Gnaden“, hörte sie sich stammeln.
„Ich denke, Sie wissen, dass das Gerede nicht sofort ein Ende haben wird. Sie dürften viele Ihrer Kunden verlieren.“
„Das weiß ich nur allzu gut. Und ich bin Ihnen für Ihre Unterstützung wirklich dankbar.“
„ Sie werden bald meine Schwiegertochter sein. Es ist das Mindeste, was ich tun kann. Wie ich schon sagte, Ihr Ruhm - oder Ihre Schande, je nachdem - fällt auf meinen Familiennamen. Um meines Sohnes willen, wie auch um Ihretwillen, würde ich den Ruhm
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