Sinnliche Traeume auf Kyrene
ihrer dunklen Augen träge wurde vor Sinnlichkeit. Wollte sie heiß und wild und brennend vor Verlangen nach ihm.
Früher oder später, gelobte sich Thorne, würde er sie da haben, wo er sie haben wollte.
Nur einmal erlaubte er ihr eine kleine Verschnaufpause von seinen Nachstellungen. Das war, als er mitten in der Woche nach Rye fuhr, um in dem Waisenhaus, in dem Venus gelebt hatte, seine Nachforschungen anzustellen. So brach Thorne früh am Morgen auf und nahm John Yates mit.
Er hatte dem Leiter des Heims bereits geschrieben und um ein Treffen gebeten. Deshalb wurden sie sofort empfangen und in ein enges Büro geführt, wo Mr. Gough sie freundlich empfing.
Gough war ein großer, schlaksiger, älterer Mann, der über Thornes Besuch erstaunt zu sein schien. Er war aber bereit, die Fragen seiner Lordschaft zu beantworten.
„Ich bin daran interessiert, etwas über eine Ihrer Waisen zu erfahren, die den Namen Madeline trug. Sie dürfte so vor zwanzig Jahren als junges Mädchen zu Ihnen gekommen sein.“
Gough legte die Fingerspitzen aneinander und dachte nach. „Wir hatten mehrere Mädchen mit diesem Namen, Mylord.“
„Dieses Mädchen hatte leuchtend rotes Haar.“
„Oh ja, ich weiß, wen Sie meinen. Madeline Forrester.“
Beim Klang des bekannten Namens krampfte sich Thorne der Magen zusammen. Aus den Augenwinkeln sah er, wie Yates erschrak.
Er hatte eine Verbindung zwischen Venus und Thomas Forrester vermutet, doch wenn sie als Kinder den gleichen Namen getragen hatten, dann waren sie eher Bruder und Schwester und kein Liebespaar. Venus hatte Diana erzählt, dass sie einen Bruder hatte und dass sie getrennt wurden, als er in ein anderes Arbeitshaus gebracht wurde.
„Sehen Sie, Mr. Gough“, fuhr Thorne fort und begann, dem Mann eine erfundene Geschichte zu erzählen. „Ich bin im Auftrag meiner Tante hier. Vor vielen Jahren hielt sich meine Tante in einem Gasthaus an der Landstraße nach London auf, als eine junge Frau namens Madeline ihr einen Dienst erwies. Meine Tante konnte sich nicht mehr an den Familiennamen ihrer Wohltäterin erinnern, nur dass sie in einem Waisenhaus in Rye aufgewachsen war. Sie möchte nun dieser Madeline in Anerkennung ihrer Freundlichkeit eine bescheidene Summe zukommen lassen. Was immer Sie mir über sie erzählen können, kann helfen, ihren Aufenthaltsort herauszufinden.“
Gough nickte. Er schien die Geschichte zu glauben. „Madeline verließ uns, als sie sechzehn war, erinnere ich mich. Ihr Bruder holte sie von hier fort.“
„Sie hatte einen Bruder?“
„Ja, Mylord. Aber ich erinnere mich nicht mehr an seinen Namen.“
„Wissen Sie, wohin sie von hier aus gingen?“
„Ich meine, gehört zu haben, dass Madeline nach London ging, aber ich fürchte, ich weiß nicht, wohin dort.“
„Was ist mit ihrer Familie? Wie kam sie hierher?“
„Ich erinnere mich, dass sie von vornehmer Geburt war. Nicht aus Rye, sondern irgendwo aus der Nähe. Ihre Eltern waren ermordet worden, gewiss eine schreckliche Sache. Vielleicht kann meine Frau Ihnen mehr darüber erzählen. Sie betreute damals die Schlafsäle.“
Die beiden Herren mussten eine Weile warten, während Gough ging, um seine Frau zu holen.
In der Stille fing Thorne einen Blick von Yates auf und wusste, dass der das Gleiche dachte wie er: Es war noch zu früh, irgendwelche Schlüsse zu ziehen, aber sie hatten vielleicht eine
Erklärung gefunden, warum Forrester Interesse an den Wächtern hegte. Wenn der gewaltsame Tod ihrer Eltern auf irgendeine Art mit den Wächtern zu tun hatte, so hätten Madeline und Thomas einen Grund für ihre Rache.
Einige Augenblicke später eilte Mrs. Gough herein. Doch sie konnte den Erinnerungen ihres Mannes an Madeline Forrester nur wenig hinzufügen.
„Als sie zu uns kam, war sie ein verbittertes, stilles Kind. Aber schon damals war sie eine kleine Schönheit. Ich hatte immer Angst, dass sie wegen ihres Aussehens einmal ein schlimmes Ende nehmen würde.“
Das stimmt vielleicht, dachte Thorne. Die junge Madeline verkauft ihren Körper in vornehmen Bordellen und wird selbst eine Madame. Wären ihre Eltern nicht gestorben, hätte sie wahrscheinlich ein ganz anderes Leben geführt. Noch ein starkes Motiv, Rache üben zu wollen.
„Haben Sie irgendwelche Erinnerungen an ihren Bruder, Mrs. Gough?“
„Nicht viele, Mylord. Nur dass er auch in ein Arbeitshaus gebracht worden war. Wahrscheinlich in einer Gemeinde nahe dem Ort, wo er lebte. Da Madeline hierher kam, muss es dort kein
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