Sinnliche Traeume auf Kyrene
meiden würde. Venus war sehr nett zu mir. Offen gesagt, ich mag sie leiden.“
Thorne warf Diana einen eindringlichen Blick zu. „Ich fürchte, du vergisst, dass sie möglicherweise etwas mit Nathaniels Tod zu tun hat.“
Der plötzliche Ausdruck von Schmerz und Schuldbewustsein in ihren Augen sagte ihm, dass er einen wunden Punkt getroffen hatte. „Das hatte ich vergessen“, meinte sie bedrückt. „Sie wirkt so sympathisch.“
Thorne entschied, dass die Sache für den Augenblick erledigt war, und nahm Diana beim Arm. Er ging mit ihr zur Tür. „Wir müssen nicht jetzt darüber reden. Geh dich umziehen. Ich entführe dich für den Rest des Tages.“
„Warum?“
„In Richmond ist eine Gartengesellschaft, bei der wir uns sehen lassen müssen. Eine Menge älterer, verwitweter Ladies hält dort Hof, was sich für uns lohnen wird. Denn ich habe vor, ihnen mit meinem Charme so den Kopf zu verdrehen, dass sie dich wieder in Gnaden in ihre Gunst auf nehmen werden.“
So kam es, dass Diana kurz darauf Thorne nach Richmond begleitete. Obwohl sie etwas Angst verspürte, genoss sie die Fahrt. Die meiste Zeit blickte sie aus dem Fenster und bewunderte die Gegend. Die malerische Landschaft entlang der Themse protzte mit einigen herrlichen Landsitzen inmitten wundervoller Gärten und üppigem Waldland.
Nachdem sie angekommen waren, wich Thorne den ganzen Nachmittag nicht mehr von ihrer Seite, als sie sich unter die erlesene Schar mischten, die hauptsächlich aus vornehmen älteren, adligen Damen bestand.
Thome machte das Versprechen wahr, seinen Charme spielen zu lassen. Diana musste lächeln, doch gleichzeitig machten ihr seine Verführungskünste auch Angst.
Es gab nur einen kritischen Moment, und das war, als eine Vicomtess in Thornes Hörweite eine schneidende Bemerkung über Schmuddelkünstler machte. Mit einem gefährlichen Lächeln im Gesicht kam Thorne Diana zu Hilfe. Er gab kurz zu bedenken, dass die British Academy wohl kaum Schmuddelkünstler in ihre heiligen Hallen aufnähme und wie schade es doch eigentlich sei, dass Snobismus und Dummheit selbst Mitglieder der Gesellschaft, welche doch sonst solch großen Wert auf Geschmack und Kultiviertheit legten, davon abhielt, den Nutzen der Kunst anzuerkennen.
Die Sonne ging bereits unter, als er Diana in seine Kutsche half, um nach London zurückzukehren. Erleichtert und erschöpft lehnte sie sich in die Polster zurück. Sie war froh, die Tortur überstanden zu haben.
„Müde?“, fragte er besorgt.
„Mhm“, antwortete sie und schloss die Augen. „Es ist ganz schön anstrengend, den ganzen Tag auf dem Präsentierteller zu stehen, besonders wo ich mir ganz und gar nicht sicher bin, ob all diese Anstrengungen, meinen ramponierten Ruf wiederherzustellen, Erfolg haben werden.“
Doch als Thorne versuchte, sie an sich zu ziehen, setzte Diana sich kerzengerade auf und flüchtete auf den Platz gegenüber. „Ich wäre dir dankbar, wenn du deine Hände bei dir behalten würdest. Ich sehe ein, dass es wichtig war, diese Veranstaltung mit dir zu besuchen, aber das erlaubt dir nicht, sie als Vorwand zu benutzen, mich zu belästigen.“
Thome lachte leise und ließ sie in Ruhe.
Es war vielleicht eine Viertelstunde später, die Dämmerung war bereits hereingebrochen, als die Kutsche plötzlich langsamer fuhr. Verwundert öffnete Thorne das Fenster und blickte hinaus.
Auf der einsamen Straße vor ihnen wartete ein Reiter, maskiert und bewaffnet. Es waren sogar zwei Reiter, einer auf jeder Seite der Straße.
Beide zielten mit ihren Pistolen auf den Kutscher und den livrierten Diener, der hinten auf der Kutsche hockte. Wie es schien, waren es Wegelagerer, die die Kutsche aufhalten wollten.
In Thorne stieg Zorn auf, und er zog den Kopf zurück, um nach den geladenen Pistolen zu greifen, die er für solche Fälle immer mit sich führte. Ohne Vorwarnung ertönte ein Schuss. Der Schrei seines Kutschers sagte Thorne, dass der Mann getroffen worden war. Seine Vermutung wurde bestätigt, als er von seinem Sitz fiel und an den Straßenrand rollte.
Im gleichen Augenblick schoss die Kutsche vorwärts, der Diener verlor den Halt und landete nicht weit vom Kutscher. Jetzt, wo niemand mehr auf dem Kutschbock saß, gingen die Pferde durch. Immer schneller werdend raste das Gefährt an den Wegelagerern vorbei. Im Bruchteil einer Sekunde sah Thorne, dass der Räuber zu seiner Rechten auf ihn zielte. Fluchend duckte er sich und riss Diana zu Boden, als die Kugel auch schon über
Weitere Kostenlose Bücher