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Sinuhe, Sohn der Sykomore 1

Sinuhe, Sohn der Sykomore 1

Titel: Sinuhe, Sohn der Sykomore 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Brueckmann
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wann …?«
    »Jaaa«, machte Sesostris gedehnt und verbarg seine Enttäuschung. »Spätestens, wenn wir zu unserem Feldzug aufbrechen.«
    Hölzern drehte er sich um und ging.
    Wie vom Donner gerührt stand Sinuhe noch eine ganze Weile im elterlichen Garten. Was hatte Sesostris da gesagt? Schließlich lief er zum Gartentor.
    »Sesostris! Was meinst du damit? Komm zurück«, rief er ihm hinterher, doch Sesostris war schon außer Hörweite.
     
    * * *
    Nach diesem Zerwürfnis trafen sich die beiden Freunde nicht mehr.
    Sesostris versuchte sich einzureden, dass er Sinuhe nicht brauchte. Aber die Ablehnung seiner Mitrekruten setzte ihm mehr zu, als er sich selbst eingestand. Er hätte sich gerne alles von der Seele geredet.
    Zumindest hatte er heute die Aussicht auf zwei freie Tage. Er passierte das Tor der Kaserne und freute sich auf die Zeit ohne Sticheleien und Knüffe. Da hörte er eilende Schritte hinter sich.
    »He, Sesostris, warte doch mal!«
    Alarmiert blieb Sesostris stehen und wappnete sich bereits innerlich gegen neue Gemeinheiten. Mit steinerner Miene drehte er sich zu seinen Verfolgern um. Dann erkannte er in ihnen Rekruten aus seinem Jahrgang und atmete etwas ruhiger.
    »Du bist Uto, stimmt’s? Und …«
    »Pepi, Sohn des Meketre, zu deinen Diensten«, verbeugte der andere sich geschmeidig.
    »Hm, wir wollten dir nur sagen, dass wir nicht damit einverstanden sind, wie die anderen in der Kaserne dich behandeln«, sagte Uto. »Wir würden dir gern helfen, wenn du es ihnen heimzahlen willst.«
    »Danke, das ist nett von euch«, antwortete Sesostris zurückhaltend, »aber ich möchte nur in Ruhe meine Ausbildung machen, wisst ihr. Durch Rache würde alles nur noch schlimmer.«
    »Aber du hast doch noch gar nicht gehört, was für tolle Ideen wir haben!«, rief Pepi und grinste übermütig.
    »Genau! Und selbst wenn sie dir nicht gefallen, siehst du so aus, als könntest du ein wenig Gesellschaft vertragen. Komm!«
    Die beiden hakten ihn kurzerhand unter und zogen ihn mit sich zu einer Schenke. Sie bestellten Dattelwein und füllten Sesostris’ Becher bis zum Rand.
    »Auf unsere neue Freundschaft«, prostete Pepi ihm zu.
    Je weiter der Weinkrug sich leerte, desto tolldreister wurden die Streiche, die Uto und Pepi ausheckten. In Sesostris’ Kopf begann sich alles zu drehen. Wider Willen stimmte er schließlich in das Gelächter mit ein.
     
    Die Söhne des Haremsvorstehers Meketre und des Schatzmeisters Amunnacht suchten keineswegs freiwillig die Nähe des Kronprinzen. »Ich will, dass du dich mit Sesostris anfreundest«, hatte Amunnacht zu seinem Sohn Uto gesagt.
    »Aber Vater! Warum soll ich auch noch nett zu diesem Abkömmling einer Kuschitin sein? Du hast doch gesagt …«
    »Halt den Mund, Bengel. Ich weiß selbst, was ich gesagt habe. Ich denke aber, dass es unseren Plänen nur nützen kann, wenn wir durch den Bauernwelpen Informationen aus dem Palast bekommen. Wir müssen langfristig planen.«
    Da war Uto ein Licht aufgegangen. »Ich verstehe«, hatte er gedehnt gesagt und seinem Vater wissend zugelächelt.
    »Gar nichts verstehst du. Und grinse nicht so dämlich. Das nächste Mal, wenn ich dir einen Auftrag erteile, wirst du mir gefälligst keine Widerworte geben.«
    Uto hatte daraufhin seinen Freund Pepi ins Vertrauen gezogen. Gemeinsam hatten sie die Strategie entwickelt, wie sie dem Kronprinzen Freundschaft vorheucheln konnten.
     
    Sesostris verwandte in der folgenden Zeit seinen ganzen Ehrgeiz auf das Erlernen der Kampfkunst. Bald schon war er einer der Geschicktesten mit Dolch und Bogen, konnte mit der Schleuder jedes Ziel treffen und bewies große Ausdauer im Laufen. Er lernte, die Schikanen des Ausbilders nicht an sich heranzulassen, und ertrug jeden Strafdienst mit gelassener Ruhe.
    Sinuhe hätte ihm erzählen können, dass er es mit Sethnacht als Ausbilder nicht gut getroffen hatte. Denn dieser hegte als Schwager von Ptahhotep, dem ehemaligen Gaufürsten von Men-Nefer, einen besonderen Groll gegen Pharao Amenemhet. Der soziale Absturz seiner angeheirateten Familie hatte ihn schwer getroffen und ihm die lang ersehnte Beförderung verdorben. Doch den Freund aus Kindertagen sah Sesostris nun gar nicht mehr. Stattdessen wichen Uto und Pepi kaum von seiner Seite. Sie umschmeichelten ihn, erledigten kleine Dinge, bis das verhärtete Herz des Kronprinzen sich ihnen öffnete, und er sie Freunde nannte.
     
    * * *
    Auch Sinuhe suchte das Vergessen. Langsam begann er, sich für den Lehrstoff im

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