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Sir Rogers himmlischer Kreuzzug

Sir Rogers himmlischer Kreuzzug

Titel: Sir Rogers himmlischer Kreuzzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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Hoffnung, sein hartes Herz weich zu machen, in seiner Zelle und las ihm laut die Generationen von Adam bis Noah vor und war kaum über Jared hinausgekommen, als ich sah, daß er eingeschlafen war.“
    „Laß ihn holen“, befahl mein Herr. „Und dann such den einäugigen Hubert und sag ihm, er soll in vollem Amtskleid erscheinen.“
    Während wir warteten und halblaut miteinander sprachen, bemerkte Alfred Edgarson, daß ich ganz stumm dabeisaß. „Nun, nun, Bruder Parvus“, dröhnte er, „was plagt dich? Mich dünkt, du hast wenig zu fürchten, wo du doch ein Mann Gottes bist. Selbst wir anderen, wenn wir uns gut benehmen, haben nichts zu befürchten, nur ein wenig Schwitzen im Fegefeuer. Und dann, dann schließen wir uns dem heiligen Michael an und halten auf den Mauern des Himmels Wache. Stimmt’s?“
    Ich wollte ihnen nur ungern den Mut nehmen, indem ich aussprach, was mir in den Sinn gekommen war. Aber als sie darauf beharrten, sagte ich: „Ihr guten Männer, vielleicht hat uns schon schlimmeres Schicksal befallen.“
    „Nun?“ bellte Sir Brian Fitz-William. „Was denn? Sitz nicht bloß da und verzieh deine Nase!“
    „Wir konnten das auf der Reise hierher nicht sicher sagen“, flüsterte ich. „Stundengläser sind zu ungenau, und seit wir diesen vom Teufel geschaffenen Ort erreicht haben, haben wir selbst die nicht mehr umgedreht. Wie lange ist der Tag hier? Welche Zeit ist es auf unserer Erde?“
    Sir Brian nickte verständnislos. „Fürwahr, ich weiß es nicht. Was soll das?“
    „Ich nehme an, daß Ihr zum Frühstück ein Stück Fleisch gegessen habt“, sagte ich. „Seid Ihr sicher, daß nicht Freitag ist?“
    Sie rissen die Münder auf und sahen einander mit großen runden Augen an.
    „Wann ist Sonntag?“ rief ich. „Könnt ihr mir sagen, wann Advent ist? Wie sollen wir die Fastenzeit oder das Osterfest begehen, wenn zwei Monde am Himmel herumtanzen und alles verwirren?“
    Thomas Bullard vergrub das Gesicht in seinen Händen. „Wir sind ruiniert!“
    Sir Roger stand auf.
    „Nein!“ schrie er in das Durcheinander. „Ich bin kein Priester, nicht einmal sehr fromm. Aber hat nicht Unser Herr selbst gesagt, daß der Sabbat für den Menschen und nicht der Mensch für den Sabbat gemacht sei?“
    Pater Simon blickte zweifelnd. „Ich kann unter außergewöhnlichen Umständen einen Sonderdispens erteilen“, sagte er, „aber ich bin wirklich nicht sicher, wie weit diese Vollmacht reicht.“
    „Mir gefällt das nicht“, murmelte Bullard. „Ich sehe darin ein Zeichen, daß Gott sein Angesicht von uns abgewandt hat, indem er die wahren Zeiten des Fastens und der Sakramente von uns genommen hat.“
    Sir Rogers Gesicht wurde rot. Er stand noch einen Augenblick da und sah zu, wie der Mut aus seinen Männern rann, wie Wein aus einem zerbrochenen Becher. Dann beruhigte er sich, lachte laut und schrie:
    „Hat nicht unser Herr seinen Gefolgsleuten befohlen, hinauszuziehen nach besten Kräften und sein Wort zu verbreiten, und Er würde stets bei ihnen sein?
    Aber wir wollen hier nicht mit Bibelstellen streiten. Vielleicht sündigen wir wirklich. Aber wenn dem so ist, dann sollte ein wahrer Christenmensch nicht klagen, sondern Buße tun. Wir werden Sühneopfer bringen. Und um uns dafür die Mittel zu verschaffen … liegt nicht das ganze Wersgor-Imperium vor uns, um ihm Lösegeld abzupressen, bis ihm die gelben Augen hervortreten? Das beweist, daß Gott selbst uns in diesen Krieg befohlen hat!“ Er zog sein Schwert, das im Tageslicht funkelte, daß wir alle geblendet wurden, und hielt es mit dem Heft voran vor sich. „Bei diesem Schwert, meinem Siegel als Ritter und meiner Waffe, und zugleich im Zeichen des Kreuzes gelobe ich, zum größeren Ruhme Gottes in die Schlacht zu ziehen!“
    Er warf sein Schwert empor, daß es in der heißen Luft glitzerte, fing es wieder auf und ließ es pfeifend kreisen. „Mit dieser Klinge will ich kämpfen!“
    Die Männer jubelten ihm ziemlich schwächlich zu. Nur der mürrische Bullard hielt sich zurück. Sir Roger beugte sich über ihn, und ich hörte ihn zischen: „Und als Beweis für meine Behauptung will ich nur sagen, daß ich jeden, der sich weiter widersetzt, zu Hundefleisch zerschneide.“
    Ich hatte tatsächlich das Gefühl, daß mein Herr auf diese primitive Art die Wahrheit erkannt hatte. Ich hatte vor, in meiner Freizeit seine Logik in die angemessene syllogistische Form zu bringen, um mich zu vergewissern, aber unterdessen kam ich mir ermutigt vor,

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