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Sir Rogers himmlischer Kreuzzug

Sir Rogers himmlischer Kreuzzug

Titel: Sir Rogers himmlischer Kreuzzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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und die anderen waren zumindest nicht demoralisiert.
    Jetzt brachte ein Bewaffneter Branithar, der sich hinstellte und uns anfunkelte. „Guten Tag“, sagte Sir Roger milde durch mich. „Wir wollen, daß du uns bei der Befragung der Gefangenen hilfst und uns in unseren Studien der eroberten Maschinen unterweist.“
    Der Wersgor richtete sich mit dem Stolz des Kriegers auf. „Erspart Euch den Atem“, stieß er hervor. „Schlagt mir den Kopf ab und bringt es hinter Euch. Ich habe einmal Euere Fähigkeiten unterschätzt, und das hat vielen meiner Leute das Leben gekostet. Ich werde sie nicht weiter verraten.“
    Sir Roger nickte. „Die Antwort habe ich erwartet“, sagte er. „Was ist aus dem einäugigen Hubert geworden?“
    „Hier bin ich, Sire, hier bin ich, hier ist der gute alte Hubert“, und der Henker des Barons kam herangehumpelt und zog sich die Kapuze zurecht. Er hatte sich die Axt unter den dünnen Arm geklemmt und sich die Schlinge über den Buckel gelegt. „Ich bin nur umhergeschlendert, Sire, und hab’ Blumen gepflückt für mein jüngstes Enkelkind, Sire. Ihr kennt sie, das kleine Mädchen mit den langen goldenen Locken, sie mag Gänseblümchen so gerne. Ich hatte gehofft, ich könnte hier ein paar von diesen muselmanischen Blüten finden, die sie an unsere lieben Gänseblümchen aus der Grafschaft Lincoln erinnern, und dann hätten wir gemeinsam eine Blumenkette knüpfen können …“
    „Ich hab Arbeit für dich“, sagte Sir Roger.
    „Ah, ja, Sire, ja, ja, freilich.“ Das triefende eine Auge des alten Mannes kreiste, dann rieb er sich die Hände und lachte glucksend. „Ah, seid bedankt, Sire! Nicht, daß ich Kritik üben möchte, das steht dem alten Hubert nicht zu, er kennt den Platz, der ihm zugewiesen ist, er, der dem Mann und dem Knaben gedient hat und dem Vater und dem Großvater vor ihm, Henker für die Edlen de Tournevilles. Nein, Sir, ich kenne meinen Platz und ich bin ihm treu ergeben, wie die Heilige Schrift es verlangt. Euer Vater, Sire, Sir Raymond, wir haben ihn Raymond mit der Roten Hand genannt, das war ein Mann, der einen Sinn für Kunst hatte! Obwohl ich mich auch an seinen Vater erinnere, Eueren Großvater, Mylord, den alten Nevil Reißkralle, seine Gerechtigkeit war das Gespräch von drei Grafschaften. Zu seiner Zeit, Sire, da kannte das gemeine Volk noch seinen Platz, und Leute von Adel konnten um anständigen Lohn einen anständigen Diener kriegen, nicht wie heute, wo man sie oft mit einer Geldstrafe davonkommen läßt oder vielleicht mit einem Tag im Stock. Wahrhaftig, ein Skandal ist’s …“
    „Genug“, sagte Sir Roger. „Das Blaugesicht hier ist hartnäckig. Kannst du ihn überzeugen?“
    „Nun, Sire! Nun, nun, nun!“ Hubert schmatzte mit dem zahnlosen Mund, daß man ihm die schiere echte Freude anmerken konnte. Er ging um unseren starr dastehenden Gefangenen herum und studierte ihn von allen Seiten. „Nun, Sire, das ist eine andere Sache, das ist ja wie in den guten alten Tagen, ja, ja, ja. Der Himmel möge meinen lieben, freundlichen Herrn segnen! Nun hab’ ich natürlich nur wenig Gerätschaft mitgenommen, nur ein paar Daumenschrauben und Zangen und derlei, aber es dauert nur ganz kurze Zeit, Sire, um ein Rad aufzubauen. Und vielleicht können wir einen hübschen Kessel Öl bekommen. Ich sag’s ja immer, Sire, an einem kalten, grauen Tag gibt es nichts so Gemütliches wie ein glühendes Kohlenbecken und einen netten heißen Kessel voll Öl. Ich denke da immer an meinen lieben alten Vater, und dann kommen mir die Tränen in die alten Augen, ja, Sire, wirklich. Laßt mich sehen, Sire, laßt mich sehen, tum-te, tum-te-tum.“ Er begann Branithar mit seinem Strick abzumessen.
    Der Wersgor zuckte zurück. Seine geringen Englischkenntnisse reichten aus, um ihn verstehen zu lassen, worum das Gespräch sich drehte. „Das werdet Ihr nicht tun!“ schrie er. „Kein zivilisierter …“
    „Jetzt zeigt mir Euere Hand, wenn Ihr erlaubt.“ Hubert holte eine Daumenschraube aus seinem Beutel und hielt sie an die blauen Finger. „Ja, ja, die paßt gut.“ Er holte eine Sammlung kleiner Messer heraus. „Sumer is icumen in“, summte er, „lhude sing cucu.“
    Branithar schluckte. „Aber ihr seid nicht zivilisiert“, sagte er mit schwacher Stimme. Dann schluckte er noch einmal und stieß hervor: „Also gut. Ich will es tun. Verflucht sollt ihr sein als ein Rudel Tiere! Wenn mein Volk euch zerschmettert hat, bin ich an der Reihe!“
    „Ich kann warten“,

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