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Sir Rogers himmlischer Kreuzzug

Sir Rogers himmlischer Kreuzzug

Titel: Sir Rogers himmlischer Kreuzzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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abergläubisches Ritual.“
    „Da bin ich nicht sicher“, antwortete der Oberste zweifelnd. „Die Jairs von Boda haben bestimmte Formeln für psychologische Integration. Ich habe selbst erlebt, wie sie zeitweise ihre Kraft verdoppelten oder eine Wunde am Bluten hinderten oder tagelang ohne Schlaf aushielten. Die Kontrolle über die inneren Organe vermittels des Nervensystems … Und wenn es auch unsere Propaganda anders darstellt, wißt Ihr sehr wohl, daß die Jairs genauso wissenschaftlich handeln wie wir.“
    Ich konnte diesen geheimen Austausch verstehen, aber ihnen schien das nicht bewußt zu sein. Jetzt erinnerte ich mich auch, daß mir Branithar gelegentlich ein wenig taub vorgekommen war; offensichtlich hatten alle Wersgorix weniger scharfe Ohren als wir Menschen. Wie ich später erfahren sollte, rührte das daher, daß ihr Heimatplanet dichtere Luft als Terra hatte, was dazu führte, daß sie Geräusche lauter vernahmen. Hier auf Tharixan, wo die Luft etwa so wie in England war, mußten sie ihre Stimmen anheben, um gehört zu werden. Zu jener Zeit nahm ich Gottes Geschenk dankbar an, ohne mir die Zeit zu nehmen, darüber nachzudenken oder den Feind zu warnen.
    „Amen“, schloß ich. Wir setzten uns alle an den Tisch.
    Sir Roger durchbohrte den Anführer der Feinde mit blitzenden grauen Augen. „Verhandle ich mit einer Person von angemessenem Rang?“ fragte er.
    Ich übersetzte.
    „Was meint er mit ‚Rang’?“ wunderte sich der Anführer der Wersgorix. „Ich bin der Gouverneur dieses Planeten, und dies sind die leitenden Offiziere seiner Sicherheitskräfte.“
    „Er meint“, sagte ich, „seid Ihr von genügend hoher Geburt, daß er sich nichts vergibt, wenn er mit Euch verhandelt?“
    Sie wirkten noch verwirrter. Ich erklärte den Begriff der edlen Geburt so gut ich konnte, was angesichts meines beschränkten Vokabulars nicht leicht war. Wir mußten uns eine Weile bemühen, bis einer der Fremden zu seinem Herrn sagte:
    „Ich glaube ich verstehe, Grath Huruga. Wenn sie mehr als wir von der Kunst verstehen, durch Zuchtwahl gewisse Wesenszüge zu verstärken …“ – ich mußte viele Worte, die mir neu waren, aus dem Zusammenhang interpretieren – „… daß sie das auch auf sich selbst angewendet haben. Vielleicht ist ihre ganze Zivilisation als eine Militärstreitmacht organisiert, und diese sorgfältig gezüchteten Supergeschöpfe führen den Befehl.“ Er schauderte bei dem Gedanken. „In dem Fall wäre es ganz natürlich, daß sie keine Zeit damit vergeuden würden, indem sie mit Geschöpfen von geringerer Intelligenz sprechen.“
    Ein anderer Offizier rief aus: „Nein, das ist phantastisch! Bei all unseren Forschungsexpeditionen haben wir nie …“
    „Wir haben bis jetzt nur einen winzigen Teil der Via Galactica berührt“, antwortete Lord Huruga. „Wir dürfen es nicht wagen anzunehmen, daß sie weniger sind, als sie zu sein behaupten, solange wir nicht weitere Informationen über sie besitzen.“
    Ich, der ich belauscht hatte, was sie für Flüstern hielten, beglückte sie mit meinem geheimnisvollsten und rätselhaftesten Lächeln.
    Der Gouverneur sagte zu mir: „Unser Imperium besitzt keine festgelegten Ränge, sondern setzt jede Person nach seinen Verdiensten ein. Ich, Huruga, bin die höchste Autorität auf Tharixan.“
    „Dann kann ich mit Euch verhandeln, bis Euer Kaiser informiert worden ist“, sagte Sir Roger durch mich.
    Das Wort „Kaiser“ bereitete mir Schwierigkeiten. In Wirklichkeit war der Herrschaftsbereich von Wersgor mit nichts zu Hause vergleichbar. Die wohlhabendsten wichtigsten Personen lebten auf ihren ausgedehnten Ländereien und verfügten über ein Gefolge blaugesichtiger Söldlinge. Sie standen mit anderen über den Weitsprecher in Verbindung und besuchten sich in schnellen Luftfahrzeugen oder Raumschiffen. Dann gab es die anderen Klassen, die ich schon andernorts erwähnt habe, wie Krieger, Kaufleute und Politiker. Aber keiner war auf seinem Platz im Leben geboren. Unter dem Gesetz waren alle gleich, frei, sich nach besten Kräften um Geld oder Position zu bemühen.
    Tatsächlich hatten sie sogar die Idee der Familie aufgegeben. Keiner der Wersgor hatte einen Familiennamen, man identifizierte sie statt dessen vermittels einer Nummer in einer zentralen Registratur. Mann und Frau lebten selten länger als ein paar Jahre zusammen. Kinder wurden im frühen Alter auf Schulen geschickt, wo sie bis zur Reife wohnten, weil ihre Eltern sie häufiger als Last

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