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Sir Rogers himmlischer Kreuzzug

Sir Rogers himmlischer Kreuzzug

Titel: Sir Rogers himmlischer Kreuzzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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versicherte ich ihm.
    Sir Roger strahlte. Aber plötzlich wurde sein Gesicht wieder ernst, fast traurig. Der taube alte Henker war immer noch mit seinen Gerätschaften zu Werke. „Bruder Parvus“, sagte mein Herr, „würdest du … könntest du … es Hubert beibringen? Ich muß gestehen, ich habe nicht das Herz, es ihm zu sagen.“
    Ich tröstete den alten Burschen mit dem Hinweis, wenn Branithar beim Lügen ertappt werden sollte oder uns sonst nicht auf angemessene Weise half, würde Strafe angebracht sein. Das brachte ihn dazu, vergnügt davonzuhumpeln, um ein Rad aufzubauen. Ich wies Branithars Wache an, dafür zu sorgen, daß der Wersgor dieses Werk auch zu sehen bekam.

 
10
     
    Endlich war der Zeitpunkt der Konferenz herangerückt. Da die meisten seiner wichtigen Gefolgsleute mit dem Studium feindlicher Gerätschaften und Aufzeichnungen beschäftigt waren, füllte Sir Roger die zwanzigköpfige Delegation dadurch auf, daß er deren Damen in ihren schönsten Kleidern mitnahm. Davon abgesehen begleiteten ihn und mich nur ein paar unbewaffnete Soldaten in geliehener Hoftracht.
    Während sie über das Feld auf das pergolaähnliche Gebilde zuritten, welches eine Wersgormaschine binnen einer Stunde aus irgendeinem schimmernden perligen Material zwischen den beiden Lagern errichtet hatte, sagte Sir Roger zu seiner Frau: „Wenn ich eine andere Wahl hätte, würde ich dich nicht einer solchen Gefahr aussetzen. Es ist nur, daß wir sie mit unserer Macht und unserem Wohlstand beeindrucken müssen.“
    Ihr Gesicht blieb steinern und wandte sich von ihm ab, zurück zu den mächtigen, drohend wirkenden Säulen der abgestellten Schiffe. „Ich befinde mich dort nicht in größerer Gefahr, Mylord, als meine Kinder dort hinten im Pavillon.“
    „Beim Namen des Herrn!“ stöhnte er. „Ich habe einen Fehler gemacht. Ich hätte jenes verfluchte Schiff in Frieden lassen und dem König Nachricht senden sollen. Aber willst du mir unser ganzes Leben lang meinen Fehler vorhalten?“
    „Ein langes Leben wird es nicht sein, dank deinem Fehler“, sagte sie.
    Er zügelte sein Pferd. „Bei unserer Hochzeit hast du geschworen …“
    „Oh ja. Und hab’ ich meinen Eid nicht gehalten? Ich habe dir meinen Gehorsam nicht verweigert.“ Ihre Wangen flammten. „Aber nur Gott alleine kann meinen Gefühlen befehlen.“
    „Ich werde dich nicht länger belästigen“, sagte er mit belegter Stimme.
    Ich hörte dies nicht mit eigenen Ohren. Sie ritten uns allen voran, und der Wind ließ ihre scharlachroten Mäntel, sein federgeschmücktes Barett und die Schleier an ihrer kegelförmigen Kopfbedeckung flattern – das Bild des perfekten Ritters und seiner Dame. Trotzdem zeichne ich es hier auf, mutmaßend im Lichte des Unheils, das sich anschloß.
    Da Lady Catherine von edlem Geblüt war, hielt sie ihr Temperament im Zügel. Als wir am Treffpunkt anhielten, zeigten ihre zart geschnittenen Züge nur kalten Groll, der dem gemeinsamen Feinde galt. Sie nahm Sir Rogers Hand und stieg graziös wie eine Katze aus dem Sattel. Er ging etwas schwerfälliger voran, die Brauen finster gefurcht.
    Im Inneren der mit Vorhängen verkleideten Pergola stand ein runder Tisch, umgeben von einer Art mit Kissen belegter Kirchenstühle. Die Wersgor-Häuptlinge füllten eine Hälfte, und ihre blauen Gesichter mit den vorspringenden Schnauzen zeigten keine uns begreiflichen Regungen, doch ihre Augen flackerten nervös. Sie trugen Waffenröcke aus geflochtenem Metall, mit Bronze-Rangabzeichen. In Samt und Seide, mit goldenen Ketten, Straußenfedern, geschlitzten Puffärmeln und Schnabelschuhen wirkten die Engländer wie Pfauen in einem Hühnerhof. Ich konnte erkennen, daß die Fremden stutzten. Die kontrastierende Schlichtheit meines Ordenskleides erschreckte sie um so mehr.
    Ich faltete im Stehen die Hände und sagte in der Wersgorsprache: „Erlaubt mir, für den Erfolg dieser Verhandlung und als Siegel der Waffenruhe ein Paternoster zu sprechen.“
    „Ein was?“ fragte der Oberste der Feinde. Er war etwas fett, wirkte aber würdig und hatte ein ausgeprägtes, kräftiges Gesicht.
    „Schweigen bitte.“ Ich hätte es erklärt, aber ihre abscheuliche Sprache schien kein Wort für den Begriff Gebet zu besitzen; ich hatte Branithar gefragt. „Paternoster, qui es in coelis“, begann ich, während die anderen Engländer mit mir niederknieten.
    Ich hörte, wie einer der Wersgorix murmelte: „Seht, ich habe euch ja gesagt, daß es Barbaren sind. Das ist irgendein

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