Siras Toten-Zauber
zurück. Mandra hatte nur seinen Arm ausgestreckt und eine Hand auf seine Schulter gelegt. Dem Griff konnte der andere nichts entgegensetzen.
Er taumelte zurück und wurde von Mandra gedieht wie eine Puppe. Plötzlich schimmerte Schweiß auf seiner Stirn. In den Augen leuchtete die Furcht.
»Was wollen Sie?«
Mandra lächelte eisig. »Sie haben etwas vergessen. Erstens müssen Sie noch zahlen, und zweitens sollten Sie die Blechdose mitnehmen. Ich mag es nicht, wenn sie vor mir steht und dazu noch mit Menschenasche gefüllt ist.«
Der Pockennarbige überlegte, bevor er in die Tasche griff und einige Rupien auf das Holz legte. »Gut, und nun die Dose.«
Er zögerte noch. »Sie haben nicht begriffen. Deshalb werden Sie auch keine Chance mehr bekommen.«
»Nehmen Sie die Asche mit.«
Der Fremde nickte. Den Deckel hielt er bereits in der Hand. Mit der Linken nahm er die Dose, von Mandra scharf beobachtet. Dann passierte es. Und es geschah mit einer Geschwindigkeit, die selbst Mandra überraschte. Der andere Kerl schleuderte die Dose hoch, die Asche stäubte in das Gesicht des Inders, drang in die Augen, wo sie anfing zu brennen und Mandra blind machte.
Ein Schlag mit der flachen Hand traf noch seine Stirn und schleuderte ihn zurück bis gegen die Trennwand. Die hastigen Schritte des Pockennarbigen sagten ihm genug.
Der Mann flüchtete, und Mandra konnte ihn nicht mehr verfolgen, weil das Brennen in seinen Augen blieb. Tränen wuschen sie etwas frei. Er putzte sich dann das Gesicht ab. Das alles nahm Zeit in Anspruch, die der Kerl genutzt hatte. Er war längst im Menschengewühl untergetaucht. Der Keeper erkundigte sich besorgt, was geschehen war, aber Mandra schüttelte den Kopf. »Ich werde gleich zurückkommen«, sagte er. »Ich muß nur in den Waschraum.«
»Ja, natürlich.«
Die Waschräume lagen in der Nähe. Sie waren nicht gerade die modernsten, und es stank erbärmlich. Das nahm Mandra Korab in Kauf. Er wollte sich die Augen und das Gesicht auswaschen. Aus dem Kran drang nur ein Rinnsal. So dauerte es seine Zeit, bis Mandra es geschafft hatte.
Einige Männer beobachteten ihn dabei, gaben aber keinen Kommentar ab. Kurze Zeit später hatte Mandra Korab seinen Platz wieder eingenommen. Die leere Dose stand dort noch immer, dafür lag die Asche des Toten vor der Theke auf dem Boden.
»Alles wieder in Ordnung?« erkundigte sich der Keeper.
»Soweit ja. Haben Sie gesehen, wo der Nachbar von mir hingelaufen ist?«
»Nein, nicht bei diesem Betrieb.«
»Ist klar.«
Mandra schaut auf die Asche. Er wußte genau, daß es die Überreste eines Menschen gewesen waren, aber ihm war unbekannt, welcher Mensch sich dahinter verbarg.
Möglicherweise sein Informant, aber den Beweis dafür hatte er nicht. Jedenfalls wußte er genau, daß die andere Seite sich bereits zu Angriffen formierte, und Mandra fragte sich, woher sie wußten, daß er sich um den Totenzauber und die Palmbibliothek kümmern würde. Entweder gab es irgendwo einen Verräter, oder die andere Seite schaffte es, auf geheimnisvollen Wegen ihre Beobachtungen fortzusetzen, jedenfalls mußte Mandra Korab davon ausgehen, daß die Suche nach der geheimnivollen Bibliothek kein Zuckerschlecken würde…
***
Genau damit rechneten wir auch.
Wir hatten Mandra Korab auf dem Airport getroffen und uns darüber gefreut, daß wir ihn so gesund wiedersahen.
Sehr schnell aber war er ernst geworden, hatte uns von der Warnung berichtet und die Frage gestellt, wer dahinterstecken könnte. Für mich gab es nur eine Antwort.
»Sira war es!«
»Wieso?«
Ich hatte ihm von meinen Londoner Erlebnissen berichtet und ihm natürlich auch gesagt, daß es der Frau gelungen war, durch Wände zu gehen. Etwas, das selbst mich geschockt hatte.
Mandra hatte nur genickt. »Ich weiß«, sagte er schließlich, »daß es die Personen gibt, die so etwas beherrschen. Doch es existieren nur sehr wenige Menschen, die diese Gabe besitzen. Von einigen hat es geheißen, daß sie ausgestorben wären.«
»Dann existieren eben noch gewisse Reste, Mandra.«
»Nur kenne ich keine Person mit dem Namen Sira.«
Ich hatte gelacht. »Bei eurer Einwohnerzahl ist das auch kein Wunder, mein Freund.«
»Das stimmt.«
Wir waren dann sehr schnell weiter nach Bangalore geflogen. Allerdings in einer Maschine, die in Europa längst außer Betrieb genommen worden wäre.
Man mußte schon ein großes Gottvertrauen haben, um in sie einsteigen zu können.
Kein Düsenclipper, eine Propeller-Maschine, die
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