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Siras Toten-Zauber

Siras Toten-Zauber

Titel: Siras Toten-Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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zurückgestellt. Eines Tages wäre ich dorthin gefahren; jetzt ist es zu spät.«
    »Vielleicht auch nicht.«
    »Ich glaube nicht, daß Kasma gelogen hat.«
    »Aber er weiß nicht alles. Möglicherweise gelingt es uns, gewisse Dinge wieder rückgängig zu machen. Das wäre auch in deinem Sinne. Ich jedenfalls muß hin.«
    »Das steht außer Frage.«
    »Dann laß uns gehen.«
    »Wir müssen Suko noch mitnehmen«, sagte der Inder, und ich schlug mir gegen die Stirn.
    »Himmel, von ihm habe ich auch nichts gehört. Was macht er denn so lange?«
    Ich wartete nicht auf Mandra, ging hiaus in die seltsame Mischung aus Mondlicht und Dunkelheit, schaute mich um, und rechnete auch damit, daß Suko erscheinen würde, aber er ließ sich nicht blicken. Wenn er die Totenmühle beobachtete, mußte er mich einfach sehen. Mandra kam ebenfalls. Sein Gesicht schimmerte wie dunkles Metall. »Du siehst besorgt aus, John.«
    »Das kannst du wohl sagen. Ich weiß leider nicht, wo sich Suko aufhält.«
    »Das ist kein Witz.«
    »Nein.«
    Er hob die Schultern. Ohne mich zu fragen, ging er dorthin, wo wir den Jeep abgestellt hatten.
    Auch im Wagen saß er nicht. Mandra schaute noch hinein, als ich meine kleine Leuchte einschaltete und die unmittelbare Umgebung des Fahrzeugs absuchte.
    Auf dem Boden lag der dicke Schmutz, aber von Suko sahen wir leider nichts.
    »Das gefällt mir immer weniger, John.«
    Mir gefiel es auch nicht. Nur hielt ich mich zurück und leuchtete dorthin, wo der gewaltige Felsen stand.
    Suko sah ich nicht, dafür einen Pfeil, der mit großer Wucht den Erdboden getroffen haben mußte und so schräg aufgekommen war, daß zwei Hälften am Boden lagen.
    Ich untersuchte ihn und hob ihn auf. Die Spitze bestand aus Metall, der Schaft war dünn.
    Mandra sah ihn an. Wir beide schauten uns über den Pfeil hinweg in die Augen.
    »Muß ich noch etwas sagen?«
    »Nein, John, sie waren hier.«
    »Und sie haben Suko.«
    Er nickte. »Wobei sich die Frage stellt, ob sie ihn tot oder lebendig bekommen haben.«
    Ich schleuderte den Pfeil weg, leuchtete die unmittelbare Umgebung des hohen Felsklotzes ab. Spuren eines Kampfes waren nicht direkt zu sehen, nur sah es so aus, als hätte jemand die Erde mit seinen Füßen oder seinem Körper aufgewühlt.
    Ich schaute Mandra an. »Kampflos hat sich Suko nicht ergeben. Ist die Frage, wo sie ihn hingeschafft haben, wenn er noch lebt. Einen Toten hätten sie wohl kaum mitgenommen.«
    »Es sei denn, sie hätten mit der Leiche etwas vorgehabt.«
    »Du kannst einem Mut machen, Mandra.«
    »Sorry.«
    Mir fiel Mandras Informant ein. »Kasma ist vor uns gegangen. Ich habe ihn nicht sehen können. Möglicherweise weiß er Bescheid, hat er etwas gesehen.«
    »Das hätte er uns gesagt.«
    »Da wäre ich mir nicht so sicher. Er kann auch unter seiner Angst gelitten haben. Wenn ich es recht überlege, ist er mir nicht gerade mutig vorgekommen. Oder irre ich mich?«
    »Nein, das nicht. Er hatte Angst. Er war durch seine eigenen Gefühle gefesselt. Außerdem wußte er, daß sein Vater leider nicht überlebte. Man hat ihn ja verbrannt.«
    »Du weißt, wo Kasma wohnt?«
    »Er lebt am Fluß.«
    »Wir sollten hinfahren. Wenn er etwas weiß, wird er es uns sagen. Anschließend machen wir uns auf den Weg zur Bibliothek. Das sind die einzigen Möglichkeiten.«
    Mandra überlegte nicht lange. »Gut, aber ich fahre.«
    »Gern.«
    ***
    Es war die Nacht der Feuer!
    Sie brannten überall am Flußufer. Mir kam es vor, als hätte man besonders viele Scheiterhaufen angezündet, um die bösen Dämonen zu vertreiben.
    Die Slums erstickten in Gestank, Staub und Hitze. Hin und wieder fuhr ein Windstoß durch die Flamme, fachte sie noch stärker an und ließ sie wehen wie Fahnen. Es glich schon einem kleinen Wunder, daß ihre Ausläufer die primitiven Hütten nicht erfaßten und sie in Brand steckten. Und dann gab es die Menschen!
    Frauen, Kinder, Männer. Sie alle schauten uns entgegen. Große Augen leuchteten in den Gesichtern. Keiner von ihnen bettelte, aber in ihren Gesichtern stand der Hunger nach Leben, nach Existenz, nach Menschenwürde, die in diesem verfluchten Slum nicht gegeben war. Hier konnte man nicht leben, nur vegetieren. Wir fuhren im Schrittempo, wichen Hunden und Katzen aus. Die Ratten sahen wir nicht, aber sie waren allgegenwärtig, wie mir Mandra Korab glaubhaft versicherte. Man heizte mit Kuhdung, dem noch weitere Materialien beigemischt worden waren. Der Gestank, der aus manchen Hütten drang, war für meine

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