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SISSI - Die Vampirjägerin

SISSI - Die Vampirjägerin

Titel: SISSI - Die Vampirjägerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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begann.
    Friedrich schob seinen Teller weg. Als Mediziner war ihm der Anblick von Blut vertraut, aber die saugenden, schmatzenden Geräusche, mit denen Vampire tranken, lösten immer noch ein mulmiges Gefühl in seinem Magen aus.
    »Wenn Stagnation das Ergebnis von Vollkommenheit ist, würden Sie dann sagen, dass Ihr Volk vollkommen ist und daher stagniert?«
    Seine Eminenz sah auf. Blut lief aus seinen Mundwinkeln bis unter den hohen schwarzen Kragen seines Anzugs. »Ich würde sagen, dass viele meines Volks sich für ausreichend vollkommen halten und das Streben danach vergessen haben.«
    »Und Sie, Eminenz?«
    Der Vampir schüttelte den Kopf. Der Diener nahm die Frau erneut am Arm und führte sie zurück zu ihrem Stuhl.
    »Ich«, sagte Seine Eminenz dann, »werde niemals aufhören, nach Perfektion zu streben, denn im Gegensatz zu Ihnen glaube ich an Platos Lehren. Er war arrogant und unangenehm, aber seine Weisheit steht außer Frage.«
    »Sie kannten Plato?«
    Seine Eminenz erhob sich. Friedrich stand ebenfalls auf. Der Diener zog die benommene Frau wieder auf die Füße. Die Begleiterinnen, die der Vampir zum Abendessen mitbrachte, sah Friedrich meistens kein zweites Mal. Es erstaunte ihn, dass er die Frauen nicht mehr bedauerte als das Vieh auf den Weiden, wenn die Schlachtzeit nahte. Fand das Leben einer Kuh nicht darin seine Erfüllung, als Nahrung für jemanden zu dienen, der bedeutender war als sie? Mussten Vampire nicht ebenso denken?
    Seine Eminenz wechselte das Thema, ohne noch etwas zu Plato zu sagen. »Gunther erwähnte, dass Sie gute Nachrichten für mich hätten?«
    »Ja, die besten.« Friedrich legte seine Serviette beiseite und führte Seine Eminenz zu dem Mikroskop, an dem er den ganzen Tag gearbeitet hatte. »Möchten Sie einen Blick hineinwerfen? Es ist ein wirklich hervorragendes Instrument.«
    »Nein. Mir reichen Ihre Erläuterungen.« Seine Eminenz hatte kein Interesse an technischen Dingen, das fiel Friedrich nicht zum ersten Mal auf. Naturwissenschaften langweilten ihn, aber er war klug genug, um ihre große Bedeutung zu erkennen. Es gab Menschen, die nicht so weit dachten.
    Friedrich räusperte sich. »Als Sie mich an diesen Ort holten, stellten Sie mir nur eine Frage: Ist die vampirische Fähigkeit des Betörens Beweis einer übernatürlichen Begabung oder das Resultat biologischer Eigenarten? Ich spekulierte, dass Letzteres der Fall sei, konnte das jedoch nicht belegen. Dank Rodericks und Gunthers unermüdlichem Einsatz konnten wir recht schnell Schallwellen, Duftstoffe und Hypnose ausschließen. Es blieb nur Licht, aber wir wussten nicht, wie der Wille eines Vampirs durch reine Helligkeit auf einen Menschen übertragen werden kann.«
    Er schüttelte sich innerlich immer noch, wenn er an die unzähligen und letzten Endes sinnlosen Operationen dachte, denen er seine Assistenten unterzogen hatte. Mehr als zwanzigmal hatte er allein Gunthers Schädel aufgesägt, hatte Teile des Gehirns entnommen und sie nach Besonderheiten durchsucht, immer in der Angst, dass der Vampir nach einem weiteren Schnitt unter seinen Händen zu Staub zerfallen würde.
    Dabei starrte mir die Lösung die ganze Zeit ins Gesicht, dachte er. Buchstäblich.
    Der Blick Seiner Eminenz glitt über das Mikroskop, das aufgeschnittene Auge, das daneben lag, und die Messer und Skalpelle.
    »Gehört das Gunther?«, fragte er. Anscheinend begann er, sich zu langweilen.
    »Ja.« Friedrich sprach schneller und ließ viele Erklärungen weg, die er ihm gern gegeben hätte. »Es brachte uns auf die entscheidende Spur. Im Gegensatz zum menschlichen Auge empfängt das vampirische nicht nur Licht, sondern sendet es auch aus, allerdings in einer Art und Weise, die aus mir unbekannten Gründen für Menschen nicht sichtbar ist.«
    Die Aufmerksamkeit Seiner Eminenz kehrte zurück. »Unsere Augen leuchten also bei Nacht?«
    »Das tun sie, allerdings wird ihr Licht von festen Gegenständen reflektiert, sodass die Umgebung an sich erleuchtet wird, was den Effekt praktisch unbemerkbar macht. Aber ja, sie leuchten. Und nicht nur das.«
    Friedrich zog ein dünnes Glasplättchen unter dem Objektiv des Mikroskops hervor. Darauf lag ein Tropfen gelblicher Flüssigkeit. »Bis heute Morgen konnten wir aufgrund unserer Untersuchungen nur vermuten, dass es einen Bereich im Auge gibt, der nicht für das eigentliche Sehen zuständig ist, sondern für die Fähigkeit, die sie Betören nennen. Seit heute Abend wissen wir, dass er sich in einer winzigen, mit

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