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Sixty Shades of Blood. Episode I: Rote Lust (Erotik-Satire oder so) (German Edition)

Sixty Shades of Blood. Episode I: Rote Lust (Erotik-Satire oder so) (German Edition)

Titel: Sixty Shades of Blood. Episode I: Rote Lust (Erotik-Satire oder so) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. M. Wuzynski
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es aus, und ziehe mir die Decke über den Kopf. Das kann ich perfekt, dank langjähriger Übung. Es kommt darauf an, dass kein einz i ges Haar herausschaut. Daran können einen die Monster, die unter dem Bett leben, nämlich heraus ziehen. Das hat mir Andy erklärt, als ich fünf Jahre alt war. Heute weiß ich natürlich, dass dies nur eine Metapher war. Es gibt nur eine Wesenheit, die einen an einem Haar aus dem wohligen Bett zerren und daran aufhängen kann: das Finanzamt. Da mein Einkommen noch zu gering ist, um Steuern zu zahlen, besteht im Moment keine G e fahr für mich. Dennoch praktiziere ich das Decke-hoch-ziehen weiter, als ob mein Leben davon abhängt. Falls ich überr a schend reich werden sollte, zum Beispiel durch das Verfassen haarsträubender Parodien, bin ich vorbereitet.
    Unter der Decke starte ich eine Runde ernsthaften Nachde n kens. Cornelius hat eine Saite in mir angeschlagen, die nicht zur Ruhe kommen will. Seit unserem Zusammentreffen fühle ich mich nicht länger als linkisches, unerfahrenes, übernervöses, abergläubisches Mädchen. Jetzt fühle ich mich als linkische, unerfahrene, übernervöse, abergläubische Frau. Nun – Jungfrau zumindest.
    Genau hier liegt mein Problem. Egal, wie man es dreht und wendet: Solange mein Hymen intakt ist, bleibt mir der Zugang zu dieser geheimnisvollen Welt des Sex und der Erwachsenen verwehrt. Ich muss jemand finden, der diesen unhaltbaren Z u stand ändert.
    Der Traum von Cornelius fällt mir ein. Die Symbolik ist ein wenig verworren. Harte, längliche, bedrohlich zustoßende G e genstände in der Nähe meiner Muschi, was mag das bedeuten?
    An dieser Stelle führen mich meine Gedanken wieder einmal zurück in die Nacht vor knapp sechs Jahren. Na prima! Die Szene kenne ich so gut wie »Vom Winde verweht«.
    Also damals, vor sechs Jahren, wachte ich nachts plötzlich auf. Es war kurz nach Mitternacht und absolut ruhig im Haus. Mein Bruder Andy war mit seinen Kumpels unterwegs sein, und meine Mom noch nicht von der Arbeit zurück. Trotzdem hatte ich keine Angst, obwohl ich erst 13 Jahre alt war. Meine Großmutter war ja da, meine geliebte Granny.
    Das Verhältnis zwischen meiner Mom und Granny war i m mer etwas angespannt. Das hat irgendetwas mit meinem Vater zu tun, so viel schnappte ich mal zufällig auf. Den habe ich übrigens nie kennen gelernt. Noch vor meiner Geburt stieg er in ein Raumschiff, flog zum Mars, und wurde dort von marsianischen Kannibalen aufgefressen. Erzählte mir Andy im Kinderbett.
    Jedenfalls liebte ich meine Großmutter schon seit jeher a b göttisch. Die anderen störten sich oft an ihrem pathetischen Gehabe, ihren weißen, wallenden Gewändern, und ihren myst i schen Trips zu spirituellen Lehrern und Erleuchteten. Nicht so ich. Im Gegenteil, ich fand es sehr interessant, wie sie sich mit Yoga beschäftigte und die Beine verknotete wie eine Brezel. Oder wie sie mit einer Stimmgabel morphologische Felder in unserem Garten jagte. Oder tantrische Übungen mit dem alten Zwölfender-Geweih praktizierte, das sonst über dem Kamin hing.
    Mir war intuitiv immer klar, dass dies alles Mumpitz ist. Wenn man durch Meditation zufriedener und glücklicher we r den würde, dann würden es ja alle machen, oder etwa nicht? Genauso wird Selbsterfahrung, persönliche Entwicklung und geistige Reife überschätzt. Und dieses ständige Gerede vom Leben im Hier und Jetzt! Ich will gefälligst morgen auch noch leben.
    Aus diesem Grund genoss ich jede Sekunde mit Granny, ohne ihre Spinnereien zu ernst zu nehmen. Darin war ich erwac h sener als meine Mom, glaube ich.
    An jenem Abend hörte ich ein seltsames Geräusch von u n ten. Das machte mir doch ein wenig Angst. Wenn nun die Monster von unterm Bett hinunter geschlichen waren und me i ne Granny an den Haaren zogen?
    Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen und wagte mich die Treppe hinab. Unten erwartete mich ein seltsames Bild. Meine Granny schwebte einen halben Meter über dem Küche n boden. Sie hatte den Kopf zurück geworfen. Die Augen waren so weit nach oben gerollt, dass man nur noch das Weiße sah. Präziser: Das Gelbe. Granny ist Zeit ihres Lebens starke Ra u cherin.
    Ein tiefes Stöhnen wehte aus ihrer Kehle. Ich spürte eine vage Angst. Ihre Flughöhe schien mir gering, aber dennoch b e fürchtete ich einen Absturz.
    »Granny?« piepste ich.
    Der Körper wandte sich in der Luft, bis sie in meine Ric h tung sah. Falls sie mit den gelben Rückseiten ihrer Augäpfel etwas sehen konnte.
    »Du bist

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