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Skagboys 01

Skagboys 01

Titel: Skagboys 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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reden. Keinem einzigen. Gillsland ist einer der wenigen, denen es in der Krise gut geht: Den qualitativ hochwertigen Ladenbau mit sechs Angestellten hat er hingeschmissen und ist dafür in die Produktion von billigen Fertighausteilen eingestiegen. Inzwischen hat er dreißig Angestellte. Die Lohnkosten sind trotzdem noch die gleichen. Verdammter Geizkragen.
    Bank accounts don’t grow on trees, you gotta picka pocket or two …
    POOKOW.
    POOKOW.
    Im Moment ist es mir ziemlich egal, wie monoton und anspruchslos die Arbeit ist. Ich will meinen Kopf unten halten und ein paar Fertigteile zusammenkloppen, will bis zur Pause richtig malochen, um das Gift der Drinks und des Speeds auszuschwitzen, will diesen zermatschten Rückenwirbel nicht mehr spüren müssen und über diesen armseligen Depressionsschub hinwegkommen.
    In der Pause sind alle still. Ich kipp drei Tassen schwarzen Kaffee runter und merk dabei schon, wie Les uns ansieht. Ich weiß genau, was als Nächstes kommt. — Also gut, Jungs …
    Eigentlich könnt ich heut echt auf die Nummer im Scheißhaus verzichten. Erwarte eh nicht, dass ich gewinne. Aber es is nun mal Les’ Ding – eine Art Ritual, der Startschuss unserer Arbeitswoche.
    Und so finden sich wie jeden Montag die üblichen sechs Verdächtigen zusammen: ich, Davie Mitch, Sean Harrigan, Barry McKechnie, Russ Wood und Seb, der eigentlich Johnny Jackson heißt. Den Spitznamen hat er bekommen, weil er mal mit einer Schnitte namens Sonia ausgegangen ist: S onias E x- B oyfriend. Traurig, aber wahr – das ist das Einzige, was der Arsch vorzuweisen hat. Wir gehen gemeinsam zu den Toiletten, wo jeder von uns hinter einer Aluminiumtür auf dem Klo verschwindet. Dann teilt Les Zeitungen aus: die Ausgaben des Daily Record der letzten Woche von Montag bis Freitag. Der Letzte kriegt die Sunday Mail von gestern, die Les montags extra mit zur Arbeit bringt, damit jeder von uns eine Unterlage hat. Bei dieser allmontäglichen Show ist Les ganz in seinem Element und macht das, was er liebt. Nicht umsonst jobbt er dank seines komischen Talents als Ansager im Tartan und im Dockers’ Club. Im Grunde ist er aber ein verdammt trauriger Clown: Seine Frau hat ihn vor Jahren verlassen, und seine Tochter, die er niemals zu Gesicht bekommt, wohnt in England. Außerdem wird er von Hämorriden geplagt – und zwar so schwer, dass er seinen Arsch eincremen muss, bevor er saufen geht. Les gibt aber nich klein bei, sondern versucht, wo es nur geht, mit allerhand Sau- und Schweinereien auf seine Kosten zu kommen.
    Ich breite die Zeitung vor der Kloschüssel auf dem Fußboden aus. Die andern machen’s genauso. Man kann das Geraschel aus den benachbarten Klosettzellen hören. Ich ziehe Hose und Unterhose runter und hocke mich über das Papier.
    Jetzt einfach relaxed bleiben …
    Die Schwierigkeit besteht darin, dass die Wurst an einem Stück rauskommt. Dazu muss man sich ganz nah über den Boden hocken und genügend Körperbeherrschung mitbringen, um sich beim Kacken vorwärts zu bewegen. Schließlich soll ja kein Haufen auf der Zeitung entstehen, sondern eine kerzengerade Linie.
    Sachte nach vorn …
    Es läuft ziemlich gut. Ich kann richtig fühlen, wie die Wurst in einem kompakten Stück und wunderbar gleichmäßig herauskommt. Dann merk ich, wie sie den Boden berührt. Ich setze also zu einer langsamen und kontinuierlichen Bewegung nach vorn an und versuche gleichzeitig, locker weiterzudrücken. Verdammt … der Rücken … nur noch ein kleines Stück …
    Jawohl, schönes Ding …
    Patsch … höre ich, wie die Wurst auf die Zeitung fällt und wie ein erschossener Affe ausm Baum auf den Boden klatscht. Ich wuchte mich wieder auf die Kloschüssel zurück, woraufhin sofort der Druck in meinem Rücken nachlässt, drücke den Rest raus und wische mir den Hintern ab. Das ist der schwierigste Part bei der ganzen Operation: »Sauber die Nachgeburt entsorgen«, wie Les es immer nennt. Da man meist erst isst, bevor man säuft, ist die Nachgeburt für gewöhnlich eine suppige, vom Gift der Drogen und des Alkohols durchzogene Masse, die mehr brennt als das zuvor rausgedrückte braune Kind. Aber egal, ich hab meine Mission erfüllt. Nach dem Abwischen schau ich mir mein Meisterwerk an. Da liegt er nun vor mir auf dem Boden, der dampfende Brummer. Ein wunderschönes Ding: fest, braun und gleichmäßig, dafür aber mit diesem wunderbar geschmeidigen Überzug, dem Beweis, dass kein Geschmiere am Hintern zurückgeblieben ist. Ganz klarer

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