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Skagboys 01

Skagboys 01

Titel: Skagboys 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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sein, bin ich zum Pissen raus. Auf dem Flur gibt es ein paar schwache Lämpchen in Höhe der Fußleiste, die einem den Weg weisen. Jedenfalls kommt mir auf halber Strecke dieses schwitzende Monster entgegen. Mein Gehirn schaltet sofort in Alarmmodus und befiehlt mir, einfach geradeaus weiterzulaufen. Das Monster schaut mich kurz an und brummt irgendetwas, als wir auf gleicher Höhe sind. Ich sage nur »Alles klar?« und haste weiter. Als ich wieder aus der Toilette komme, ist das Ding verschwunden. Ich kann nicht mal sagen, ob es ein Traum oder eine Halluzination war.
    Tag 6
    Das aggressive Gezwitscher der Vögel im Garten hat mich heute Morgen aus einem albtraumgeplagten Schlaf gerissen. Ich zwinge mich aufzustehen, kann mich aber kaum im Spiegel ansehen. Rasieren war bisher nicht drin. Dafür ging’s mir einfach zu beschissen. Das Resultat: ein dünner Ginger-Bart, der wegen der Pickel in meiner Fresse röter und dichter wirkt, als er in Wirklichkeit ist. Die Dinger mit den gelben Eiterkappen sind schon peinsam genug. Richtig zu schaffen machen mir allerdings die beiden Ficker, die wie Pestbeulen an Wange und Stirn prangen. Unter der Oberfläche pulsieren sie so heftig wie eine Basslinie von Peter Hook. Jede Bewegung meiner Fresse schmerzt. Das Schlimmste aber sind meine Augen – tief in meinen Schädel eingesunken, zeugen sie von Tod und Siechtum.
    Das Monster von neulich Nacht auf dem Flur war dieser riesige Bikertyp Seeker. Sieht auch bei Tageslicht nicht viel besser aus, der Kerl.
    Sick Boy macht sich an diese feindselige Molly-Schnitte ran und labert sie mit allerhand Scheiß voll. »Liebe ist die gefährlichste Droge von allen«, meint er und schaut sie dabei ernst an. Natürlich fällt sie auf diesen Dreck rein und nickt zustimmend. Mir geht’s momentan leider noch zu mies, als dass ich dieses Schmierentheater genießen könnte. Spud labert irgendeinen Mist, von wegen die Entgiftung ist gar nicht so schlecht. »Is doch toll zu merken, dass sich da jemand um uns kümmert, sag ich mal, oder?«
    Als ich aufstehe, höre ich, wie irgendein feixender Wichser, höchstwahrscheinlich Swanney oder Sick Boy, mich als Catweazle bezeichnet. Mit meinem strähnigen Haar, dem ungepflegten Bart und dem gebeugten Gang sehe ich wahrscheinlich echt so beschissen aus wie dieser schrullige alte Zauberer aus dem Fernsehen. Ich bin froh und erleichtert, als ich in mein Zimmer zurückkehren kann.
    Wieder Einschätzungsgespräche mit diesem Dr. Forbes, der dafür extra von der Drogenklinik im Krankenhaus hier raus nach St. Monans fährt. Im Grunde hat er mir die gleichen Scheißfragen gestellt wie vorher. Musste dauernd auf seinen Kopf starren. Das Ding ist viel zu groß für seinen Körper. Der Wichser sieht aus wie eine dieser Marionetten von Gerry Anderson.
    Wieder Coco Pops zum Abendbrot und dann Rückzug ins Zimmer. Minimalbetrieb. Len kommt an, und wir labern ein bisschen. Hauptsächlich über Musik. Es entspinnt sich eine halbherzige Diskussion über Captain Beefheart. Thema: Clear Spot (meiner Meinung nach eine großartige Platte) versus Trout Mask Replica (seiner Meinung nach ein Scheißalbum). Er erzählt mir noch einmal von der Gitarre im Freizeitraum.
    Tag 8
    Zum Frühstück esse ich ein wenig Porridge. Mit Salz. Schwester Vierauge macht eine abfällige Bemerkung über Salz im Porridge und schüttet sich Zucker in ihrs. Logisch, dass wir uns über ihre englischen Essgewohnheiten lustig machen. Sie besteht darauf, dass sie Schottin ist, aber Ted und Skreel erklären ihr, dass die Nobelschotten trotz aller gegenteiligen Bemühungen im Grunde Engländer sind. Ich gebe zu bedenken, dass es auch in England eine Arbeiterklasse gibt und die soziale Klassenzugehörigkeit die Nationalitätenfrage als Parameter unserer Diskussion ersetzt hat. (Scheiße, verdammte! Man höre sich nur dieses Studigelaber an!)
    Tom hört aufmerksam zu, ebenso Seeker. Etwas später stellt uns Schwester Vierauge einen Neuzugang vor – ein schwarzhaariges Mädchen mit blauen Augen und spitzem Kinn. Es hört sich so an, als würde sie eine Teilnehmerin bei einer Quizshow im TV ansagen: »Und hier ist Audrey, aus Glenrothes.«
    SCHÖN, OICH ZU SEHN. WIRKLICH SCHÖN, OICH ZU SEHN!
    Audrey nimmt den Platz von Greg »Roy« Castle ein – der erste Abbrecher des Reha-Programms. Offenbar hat er genug von der Therapie und sich kurzfristig für einen Aufenthalt in den Räumlichkeiten Ihrer Majestät in der Haftanstalt Saughton entschieden. Audrey begrüßt

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