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Skalpell Nr. 5

Skalpell Nr. 5

Titel: Skalpell Nr. 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Baden , Linda Kenney
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Grab.«
    »Ich bin Patrice Perez. Mein Mädchenname ist Lyons. Mein Vater war James Albert Lyons.«
    Schlagartig erinnerte Jake sich: Skelett drei. Patient Nummer 631217. Pete hatte sie ausfindig gemacht. »Ja«, sagte er. »Ich arbeitete mit Dr. Harrigan zusammen, als er die sterblichen Überreste fand.« Er führte sie in die Küche und goss ihr eine Tasse Kaffee ein. »Dann hatten Sie Ihren Vater also schon jahrzehntelang nicht mehr gesehen?«
    »Ich wusste nicht, was aus ihm geworden war. Dr. Harrigans Anruf war ein richtiger Donnerschlag. Er hat gesagt, ich könnte jederzeit vorbeischauen und mit ihm reden … über meinen Dad … hier oder im Krankenhaus. Ich hab’s zuerst hier versucht.« Sie befingerte den Henkel ihrer Kaffeetasse. »Ich kann Krankenhäuser nicht ausstehen.«
    Jake spürte, dass hinter der zarten Fassade ein eiserner Wille steckte. Er fing an, Patrice Perez zu mögen. »Wie hat Dr. Harrigan Sie gefunden?«
    »Über den Veteranenverband.«
    »Ihr Vater war beim Militär?«
    »In Korea. Er war Lieutenant«, sagte sie stolz. »Kurz nachdem er Mom geheiratet hatte, musste er in den Krieg. Deshalb ist er dann auch in der Klapsmühle gelandet.«
    Jake verzog das Gesicht. Er hasste diesen Ausdruck. »Litt er unter posttraumatischem Stress?«
    »Wahrscheinlich, aber damals hieß das noch nicht so. Seine beiden besten Freunde sind vor seinen Augen zerfetzt worden. Am Heartbreak Ridge. Ich fand den Namen immer passend, weil ihm das wirklich das Herz gebrochen hat.«
    Heartbreak Ridge war, wie Jake wusste, Schauplatz einer der blutigsten Schlachten des Koreakrieges gewesen. »Wie lange war er dort Patient?«
    »Seit kurz nach seiner Heimkehr. Er hatte sich angewöhnt, seinen Stahlhelm als Kopfkissen zu benutzen. Er hatte schreckliche Kopfschmerzen, manchmal höllische Attacken. Ich war etwa fünf Jahre alt. Ich weiß noch, wie er schreiend den Kopf gegen die Wand geschlagen hat.«
    Klassische Anzeichen von Epilepsie, dachte Jake. Sie wirkte jetzt ruhiger, als täte ihr das Gespräch gut.
    »Mom ließ ihn im Dezember dreiundsechzig einweisen. Er bat uns, ihn nicht besuchen zu kommen, ehe es ihm besser ging. Hin und wieder schrieb er uns Briefe. Der letzte war für mich. Er schrieb, er habe irgendeine Operation gehabt und würde sich besser fühlen. Aber er unterschrieb ihn nicht wie die anderen Briefe mit: Du bist mein liebster kleiner Spatz, in Liebe, Daddy. Diesmal stand da: Dein Vater, Lieutenant James A. Lyons.
    Danach kamen keine Briefe mehr. Als Mom in der Klinik anrief, sagte man ihr, er sei weggelaufen.« Ihre Stimme wurde leiser. »Einfach abgehauen und verschwunden.«
    Jake hätte sie am liebsten in den Arm genommen, so traurig wirkte sie. »Wann war das?«
    »Neun Monate nach seiner Einlieferung, im September vierundsechzig. Mom dachte, er hätte vielleicht ein neues Leben angefangen und die Vergangenheit hinter sich gelassen, aber ich wollte das nicht glauben. ›Er wäre niemals einfach so verschwunden, ohne mir Lebewohl zu sagen‹, erklärte ich ihr. ›Dafür hatte er mich viel zu lieb.‹«
    Jetzt kamen die Tränen, zunächst langsam, dann sturzbachartig. »Ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich muss herausfinden, was mit ihm passiert ist. Mom lebt nicht mehr, ich bin die Einzige, die noch da ist. Außer mir interessiert sich keiner mehr für ihn. Ich habe versucht, an seine Krankenakte zu kommen, aber die Klinik ist geschlossen, und der Veteranenverband hat kaum noch irgendwelche ärztlichen Unterlagen. Die haben mir gesagt, das meiste sei bei einem Brand vernichtet worden, aber vielleicht wollten sie mich auch nur loswerden.«
    »Nein, das stimmt«, sagte Jake. »Ich habe das auch schon gehört. Der Brand war dreiundsiebzig in St. Louis und hat fast sämtliche Akten zerstört.«
    Er dachte, seine Antwort würde sie trösten, aber sie wirkte nur noch deprimierter.
    »Ich weiß nicht, was ich tun soll«, wiederholte sie. »Ich hab eine Tochter, und die hat ein Recht darauf zu erfahren, was mit ihrem Großvater passiert ist. Aber wie soll ich das herausfinden? Ich bin doch bloß eine geschiedene Kellnerin aus Jersey. Für die Regierung bin ich ein Niemand.«
    Jake reichte ihr ein Taschentuch, mit dem sie ihre Tränen trocknete. »Sie könnten einen Detektiv beauftragen.«
    Sie schüttelte den Kopf. »So viel Geld hab ich nicht. Aber eine Frage beschäftigt mich: Könnte die Klinik vielleicht einen Fehler gemacht haben? Kennen Sie einen Anwalt, der meinen Fall übernehmen

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