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Skandal

Titel: Skandal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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danach zumute war, das Gespräch zwischendurch zum Stillstand zu bringen. Jetzt konnte er sich denken, wie die Geschichte ausgehen würde, und schon jetzt freute er sich nicht mehr darauf, sich mehr anzuhören. Aber er hatte vor langer Zeit gelernt, daß jede Form von Information lebensnotwendig ist, und erst recht dann, wenn man Rachepläne schmiedete. »Dieser junge Mann. Hält er sich noch hier in der Gegend auf?«
    »Ashbrook? Verdammt und zum Teufel, nein. Nach dem Vorfall habe ich ihn nie wieder gesehen. Ich habe gehört, vor etwa zwei Jahren sei sein Titel an ihn gefallen. Er ist jetzt Baron. Und Dichter. Wenn man lange genug in den Salons von London herumhängt, läuft man ihm und seinen Bewunderern unausweichlich in die Arme. Wahrscheinlich ist er Ihnen in irgendeinem Foyer schon einmal über den Weg gelaufen. Im Moment ist er der ganz neue Schrei.«
    Simons Finger spannten sich aus eigenem Antrieb fest um sein
    Glas. Behutsam lockerte er sie, da er das zerbrechliche Kristall nicht zerspringen lassen wollte.
    Bei der Erwähnung von Lord Ashbrooks Namen erinnerte er sich plötzlich klar und deutlich an fünf Augenpaare, die an jenem Nachmittag vorwurfsvoll auf ihn gerichtet worden waren, als er beiläufig das letzte Epos des Dichters erwähnt hatte. Das Ausmaß seines Fauxpas am Nachmittag ließ ihn zusammenzucken.
    »Dann war es also Ashbrook, der Em... ich meine, der Miss Faringdon ruiniert hat?«
    »Er hat sie dazu überredet, mit ihm wegzulaufen. Eine sehr traurige Geschichte.«
    »Sie wollten ausreißen, um zu heiraten?«
    »Das hat die arme Miss Faringdon geglaubt. Aber ich persönlich bezweifle, daß Ashbrook je die Absicht hatte, sie zu heiraten. Faringdon hat die beiden am nächsten Tag erwischt, und es heißt, Ashbrook sei gar nicht erst geblieben, um dem entrüsteten Vater gegenüberzutreten. Aber bis dahin war der Schaden natürlich angerichtet. Das Paar hat die Nacht gemeinsam in einem Wirtshaus verbracht, das hat mir Faringdon unter vier Augen erzählt.«
    »Ich verstehe.«
    »Es ist nur ein verdammter Jammer. Emily ist ein süßes kleines Dingelchen. Niemand hier redet über den Vorfall. Wir sehen nicht gern, daß dem Mädchen weh getan wird. Ich wüßte es zu schätzen, wenn Sie die Sache für sich behalten würden, Sir.«
    »Selbstverständlich.« Simon sah plötzlich Emilys Gesicht vor sich, als sie versucht hatte, ihm zu erklären, es sei unmöglich, daß er um ihre Hand anhielt. Sie war offensichtlich derselben festen Überzeugung wie alle anderen, daß sie gesellschaftlich ruiniert war. Das Größte, was sie sich bezüglich Romantik noch erhoffen konnte, war heute eine reine Beziehung mit hehrer Gesinnung, die über die Post aufrechterhalten wurde. Kein Wunder, daß es sie derart verstört hatte, ihn persönlich hier auftauchen zu sehen.
    Simon fiel wieder ein, daß er Ashbrook ein- oder zweimal in Londoner Ballsälen begegnet war. Der Mann gab sich die allergrößte Mühe, ein Bild von glühender Sinnlichkeit und Zynismus zu vermitteln, von Verruchtheit und dunklen Neigungen. Die Damen, die sich um ihn scharten, fanden ihn offensichtlich faszinierend. Es war kein Geheimnis, daß sie in ihm die Verkörperung des neuen romantischen Stils sahen, der durch Byron populär geworden war.
    »Warum hat Faringdon nicht darauf bestanden, daß Ashbrook seine Tochter heiratet?« fragte Simon.
    »Wahrscheinlich hat er es versucht. Ashbrook hat sich anscheinend geweigert. Man kann einen Mann ja nicht direkt zwingen, verstehen Sie. Eine Ehrensache und all das. Und es war ja auch nicht so, als sei Faringdons gesellschaftlicher Rang bedeutend gewesen. Broderick Faringdon hat irgendwelche entfernten verwandtschaftlichen Beziehungen zu einem verarmten Baron oben in Northumberland, aber das ist auch schon alles.«
    »Dann hat Faringdon die Sache also fallenlassen?«
    »Ich fürchte ja. Unserer kleinen Miss Faringdon hat es an Schönheit und zu der Zeit auch an genügend Vermögen gefehlt, um Ashbrooks Interesse für eine dauerhafte Bindung zu wecken. Ich fürchte, der junge Mann hat lediglich mit ihren Gefühlen gespielt, und die Dame hat den Preis für ihre Unbesonnenheit bezahlt, wie es bei jungen Damen ja häufig vorkommt.«
    Simon betrachtete seinen Portwein. »Mich überrascht, daß weder Broderick Faringdon noch einer der Zwillinge versucht hat, Ashbrook zum Duell herauszufordern.«
    »Faringdons gehen an Spieltischen Risiken ein, aber sie riskieren nicht den Hals.«
    »Ich verstehe.«
    »Alles in

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