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Skandal

Titel: Skandal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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Ungeduldig drückte er ihr die Brille in die Hand, und sie setzte sie auf.
    Emily sah augenblicklich, daß Simon finster dreinblickte. »Hier stimmt doch etwas nicht. Was ist los, Mylord?«
    Er bedachte sie mit einem spöttischen Seitenblick. »Das fragst du mich? Nach dem, was vor einem Moment fast passiert wäre?«
    Emily neigte den Kopf zur Seite und musterte ihn. »Du hast mich geküßt. Es war wunderbar. Das Wunderbarste, was ich in meinem ganzen bisherigen Leben erlebt habe. Warum sollte dagegen etwas einzuwenden sein?«
    »Verdammt noch mal, Frau, noch fünf Minuten, und wir wären... zum Teufel. Vergiß es.«
    »Noch fünf Minuten, und wir wären am transzendenten goldenen Gestade der Liebe an Land geschwemmt worden, meinst du das vielleicht?«
    »Gütiger Gott. Das ist jetzt nicht der rechte Zeitpunkt für poetische Euphemismen.« Simon schaute finster auf das stille Wasser des Teichs hinaus. Er setzte an, etwas zu sagen, und dann zuckten seine Lippen. Im nächsten Moment trat ein verschlagenes Grinsen auf seine Lippen. »Am transzendenten goldenen Gestade der Liebe an Land geschwemmt worden? Wessen Werken hast du diesen Vers stibitzt?«
    »Das habe ich selbst erfunden«, teilte ihm Emily nicht ohne einen gewissen Stolz mit. »Das ist ein Vers aus dem epischen Gedicht, von dem ich dir gesagt habe, daß ich derzeit daran schreibe, Die Geheimnisvolle Dame. Ich suche noch nach dem passenden Reim zu >Gestade<.«
    »Hast du es schon mit >schade< ausprobiert?«
    Sie grinste. »Jetzt neckst du mich. Sag mir die Wahrheit, Sir. Was hältst du von dem Vers?«
    Er schaute sie über die Schulter an, und in seinen goldenen Augen schimmerte etwas, was Glut hätte sein sollen, doch Emily hatte die große Befürchtung, es handelte sich um Belustigung. »Das ist äußerst gelungen, Miss Faringdon. Komm her.«
    Willig ließ sie sich wieder von ihm umarmen, doch diesmal küßte er sie nur flüchtig auf die Stirn und auf die Nasenspitze, ehe er sie wieder ein kleines Stück von sich entfernte. »Und jetzt paß gut auf, Miss Faringdon, denn ich habe dir etwas enorm Wichtiges zu sagen.«
    »Ja, Mylord?«
    »Fortan möchte ich, daß du mich ohrfeigst, wenn jemals wieder die Gefahr besteht, wir könnten am transzendenten goldenen Gestade der Liebe an Land geschwemmt werden. Hast du mich verstanden?«
    Sie starrte ihn schockiert an. »Ich werde nichts dergleichen tun.«
    »Oh, doch, das wirst du tun, wenn du auch nur einen Funken gesunden Menschenverstand besitzt.«
    »Ich bin sicher, daß Sie nicht über die Grenzen dessen hinausgehen würden, was sich geziemt, Mylord.«
    »Ich bin bereits darüber hinausgegangen«, zischte er, und seine Belustigung verflog schnell.
    »Die Sache ist die, Mylord«, sagte sie mit einem kleinen nachdenklichen Stirnrunzeln, »daß ich keineswegs sicher bin, ob wir uns in einer solchen Situation auf meinen gesunden Menschenverstand verlassen können. Mir ist versichert worden, daß ich in diesen Angelegenheiten nicht viel davon besitze. Daher müssen wir uns auf Ihr Gefühl für Ehre und Anstand verlassen. Machen Sie sich keine Sorgen, Mylord, denn ich bin sicher, daß Sie genau wissen, wie wir jetzt weitermachen sollen.«
    »Was in Gottes Namen soll das heißen - du besäßest in diesen Dingen keinen Funken gesunden Menschenverstand?«
    »Oh, nichts... nein, wirklich nichts weiter«, sagte sie hastig, da sie die Geschichte mit dem unseligen Vorfall nicht erklären wollte, ehe es unbedingt sein mußte. Schließlich würde sich Simon gezwungen sehen, dieses ganze wunderbare Gerede über die Liebe bleiben zu lassen, wenn er erst einmal erfuhr, was passiert war, als sie neunzehn Jahre alt gewesen war. »Es ist nur so, daß meine Familie das Gefühl hat, meine Liebe zur romantischen Literatur hätte einen ziemlich schlechten Einfluß auf mich gehabt«, erklärte sie matt. Unwahr war das nicht, aber es war eben nur die halbe Wahrheit.
    »Und ist das wahr?« Seine goldenen Augen waren unergründlich.
    Emily errötete und schaute auf seinen perfekt gebundenen Krawattenknoten, den dieser Überschwang der Leidenschaft anscheinend nicht im entferntesten in Mitleidenschaft gezogen hatte. »Die Antwort darauf sollten Sie selbst kennen, Mylord. Sie kennen mich besser als jeder andere.«
    »Durch deine Briefe?« Er zog ihr Kinn sachte hoch und zwang sie, ihm in die Augen zu sehen. »Weißt du, vielleicht hast du recht. Ich habe ganz entschieden den Eindruck, daß du eine junge Frau bist, die beklagenswert

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