Skandalöse Küsse - Scandal Becomes Her
entsetzlich. Entsetzlich. Ich kann das nicht ertragen.«
Julian hielt sie, wartete, dass das Schlimmste vorüberging. Alles, was er tun konnte, war zu trösten, und das tat er, indem er sie dicht an sich drückte, ihr leise beschwichtigende Worte ins Ohr murmelte und über die wirren dunkelblonden Locken strich. »Sch, Liebes. Du bist in Sicherheit. Ich halte dich und werde nicht zulassen, dass dir irgendjemand weh tut, sch.«
Schließlich ließen ihre Schluchzer nach, aber sie klammerte sich immer noch verzweifelt an ihn. Sie hob den Kopf, und in dem flackernden Lichtschein der Kerze wisperte sie: »Ich kenne ihn, Julian.«
Sein Blick bohrte sich in ihren. »Heute Nacht hast du sein Gesicht gesehen?«, fragte er scharf. »Du weißt, wie er heißt?«
Nell schüttelte den Kopf. »Nein. Das nicht, es ist nur, dass ich mir an einem Punkt ganz sicher war, dass ich ihn kenne. Dass ich ihn getroffen und mit ihm gesprochen habe.« Ein
Schauer durchlief sie. »Er ist jemand, mit dem wir vielleicht sogar hier in unserem Heim geredet haben.«
Julian runzelte die Stirn. »Aber wenn du sein Gesicht nicht gesehen hast, wie willst du da wissen, dass wir ihn kennen?«
»Das kann ich nicht erklären«, gestand Nell. »Es ist einfach etwas, von dem ich weiß, dass es stimmt.« Drängend fügte sie hinzu: »Wir kennen ihn. Er ist kein Fremder für uns.«
Julian betrachtete ihr blasses Gesicht, sah die Spuren ihrer Tränen, die Nachwirkungen des Entsetzlichen, das sie mit ansehen musste. Er hatte schon akzeptiert, dass seine Frau auf eine Weise und über Wege, die sich dem normalen Verständnis entzogen, eine unerklärliche Verbindung zu dem Mann hatte, der seinen Cousin ermordet, sie selbst bewusstlos geschlagen und zum Sterben über eine Klippe geworfen hatte. Nells Albträume enthüllten, dass derselbe Mann, ein wahres Ungeheuer, in einem finsteren Kerker seit Jahren unschuldige junge Frauen auf bestialische Weise mordete. Nachdem er all das akzeptiert hatte, war es nicht mehr so schwer für Julian zu glauben, was Nell behauptete: Dass der Mann, den sie suchten, jemand war, den sie kannten.
»Also gut. Wir kennen ihn.« Er schaute Nell grimmig an. »Aber das hilft uns wenig, wenn du ihn nicht identifizieren kannst.«
»Ich weiß«, sagte Nell traurig. »Wenn wir nur die Kerker finden könnten! Wenn wir wüssten, wo sie sind, wem sie gehören, wüssten wir auch den Namen des Untiers.«
»Ist dir schon einmal der Gedanke gekommen, dass wir nicht den blassesten Schimmer haben, wo sich diese Kerker befinden könnten?«, fragte Julian. »Sicher, wir haben uns die hier auf Wyndham Hall angesehen und können sie ausschließen, aber … gütiger Himmel! Es gibt zahllose vergessene Kerker überall in ganz England. Wir könnten jedes Verlies
in ganz Devonshire aufsuchen, während dein Wahnsinniger in Cornwall ist.«
Nell saß ganz reglos, sie hielt den Kopf schief, als lauschte sie einer leisen, nur für sie hörbaren Stimme. Schließlich schaute sie auf und schüttelte den Kopf. »Nein. Ich kann weder ihn näher eingrenzen noch den Tatort, aber er ist aus dieser Gegend, und die Kerker sind auch nicht weit entfernt.«
Julian seufzte. »Und woher weißt du das?«
»Ich weiß es einfach nur«, entgegnete sie aufgebracht. »Ich habe es dir doch gesagt: Ich kann es nicht erklären. Nichts davon. Ich weiß nur, was ich empfinde, was meine Instinkte mir verraten. Und die sagen, dass er und der Schreckensort hier in der Gegend sind.« Sie biss sich auf die Lippe. »Die Albträume waren immer schrecklich, aber die, die ich hier hatte … ich kann es nicht erklären, aber sie sind heftiger, eindringlicher … als befände ich mich näher an der Quelle, und wegen dieses Eindrucks fühlen sie sich stärker an, mächtiger.« Traurig fügte sie hinzu: »Ich weiß nicht, wie ich es dir begreiflich machen soll, aber ich bilde es mir nicht nur ein. Du glaubst mir doch, oder?«
Müde nickte Julian. »Ja, ich glaube dir. Ich möchte es nicht, und ich gebe es auch zu, das gestehe ich, und alles, was du erzählt hast, widerspricht aller Vernunft, aber was du mir über Johns Mörder berichtet hast, überzeugt mich davon, dass es eine Verbindung gibt zwischen seinem Mörder und dir. Und wenn ich das alles glaube, dann ist es auch nicht so schwer, den Rest ebenfalls zu glauben.« Er bedeckte ihre Hand mit seiner. »Wir stecken da zusammen drin, Nell, und wir werden diese Bestie finden … und seinen verfluchten Kerker auch.«
Sie lehnte sich gegen
Weitere Kostenlose Bücher