Skandalöse Küsse - Scandal Becomes Her
mehrere der Handwerker, die im Haus gearbeitet hatten, als das Feuer ausbrach, untersuchten das verkohlte Gerippe des Küchentraktes.
»Wo ist es ausgebrochen?«, fragte Nell, die neben Lady Diana ging.
Mit niedergeschlagener Miene zuckte Lady Diana die Achseln. »Das weiß ich gar nicht wirklich. Elizabeth und ich gingen gerade die neu eingetroffenen Stoffmuster durch, als wir plötzlich Rauch rochen. Kurz darauf sahen wir dann auch wirklich Rauchfäden um den Türrahmen. Wir sind sofort aus dem Zimmer gerannt und haben den Vorarbeiter getroffen, der gerade mit ein paar anderen Arbeitern nach draußen lief. Sie riefen uns zu, das Gebäude so schnell wie möglich zu verlassen, dass das Haus brenne.«
»Alles ging so schrecklich schnell«, erklärte Elizabeth, »dass keine Zeit war, Fragen zu stellen. Wir sind einfach nur gerannt. Erst als wir draußen waren, sahen wir die Flammen und erkannten, wie gefährlich die Lage war.« Sie erschauerte. »Gott sei Dank konnte es gelöscht werden, ehe es auf das ganze Haus übergriff.«
Eine Träne lief Lady Diana über die Wange. »Alles ist ruiniert. Alles. Meine schönen Räume. Ich werde niemals hier wohnen können!«
»Oh, nicht so voreilig«, erwiderte Nell und legte Lady Diana einen Arm um die Taille. »Es ist wirklich ein schlimmer Rückschlag, aber bedenken Sie nur … Sie bekommen einen vollkommen neuen Küchentrakt.«
Lady Diana schaute sie an. »Ich gehe aber nie in die Küche«, sagte sie mit leiser Stimme.
»Oh, so schnell darf man nicht darüber hinweggehen«, warf Charles ein, als er zu ihnen kam, »mit einer neuen Küche, um darin zu arbeiten, werden Ihre Dienstboten die köstlichsten Gerichte zubereiten, deren Lob im ganzen Land gesungen werden wird von allen, die das Glück hatten, bei Ihnen zu Tisch geladen zu sein.«
Als Charles’ Bemerkung Lady Diana nicht mehr als einen tiefen Seufzer entlockte, erklärte Nell in aufmunterndem Ton: »Ich weiß, es ist eine große Enttäuschung, aber Sie wissen ja selbst, dass Sie bei einigen Dingen Zweifel hatten. So haben Sie jetzt die Chance, es besser zu machen.«
Lady Diana betrachtete sie aus großen braunen Augen, in denen Tränen schwammen. »Aber die Kosten werden astronomisch hoch! Und außerdem hatten wir den letzten Ballen von der cremefarbenen Seide mit den rosa Rosenknospen - der kann nicht ersetzt werden.« Sie schluchzte erstickt. »Julian wird so wütend sein. Vermutlich wird er mich und Elizabeth ganz aus Wyndham Manor verbannen. Was sollen wir nur tun? Wir werden obdachlos auf der Straße sitzen.«
»Oh, Himmel!«, stieß Charles ungeduldig aus. »Ersparen Sie mir diese Dramen.«
Nell warf ihm einen beredten Blick zu, aber er zuckte nur die Achseln. Zusammen mit Raoul ging er zu dem Vorarbeiter, um mit ihm zu reden. Nell wandte sich zu Lady Diana um und musterte sie voller Zuneigung. Inmitten der Krise war Lady Diana großartig gewesen, hatte alle Helfer wie ein General organisiert, der eine Schlacht plant. Aber jetzt, da die Gefahr vorüber war … Nell seufzte. Sie nahm an, dass ihre Stiefschwiegermutter nichts dafür konnte, dass sie ein Gänschen war. Sie lächelte. Allerdings ein praktisch veranlagtes Gänschen.
Sie umarmte sie und sagte: »Sie wissen sehr gut, dass Julian Sie niemals obdachlos machen oder auf die Straße setzen würde - außerdem würde ich das nie zulassen, käme er jemals auf eine so idiotische Idee. Und was die Kosten angeht - Unsinn! Ich bin sicher, dass er es sich leisten kann, und gerne für alles aufkommt. Seine einzige Sorge wird sein, dass Sie und Elizabeth unversehrt sind.« Als Lady Diana
immer noch nicht überzeugt wirkte, fügte Nell hinzu: »Für das Feuer können Sie doch nichts - es war ein Unfall. Julian wird Sie dafür nicht verantwortlich machen.« Ihre Züge wurden entschlossener, als sie zu Charles und Raoul schaute, die mit dem Vorarbeiter sprachen. »Er wird allerdings ein paar unbequeme Fragen stellen, darauf können Sie sich verlassen.«
»Dessen bin ich mir auch sicher«, erklärte Sophie Weston. »Mein Neffe hat kein Verständnis für Narren. Ich möchte nicht in der Haut der Handwerker stecken.«
Schließlich kehrten Nell, Lady Diana und Elizabeth, begleitet von den Westons, zurück nach Wyndham Manor. Sie entschuldigten sich und zogen sich nach oben zurück, um sich zu waschen und ihre rußigen und verschmutzten Kleider gegen frische zu tauschen. Dibble wurde mit der Aufgabe betraut, den Gästen im Salon Erfrischungen zu
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