Skandalöse Küsse - Scandal Becomes Her
bedachte sie mit einem grimmigen Lächeln. »Ich rette den Erben meines Cousins und nehme Ihren Platz in der Reihe ein. Gehen Sie zu meiner Stiefmutter und Lady Diana dort drüben. Raoul und ich werden unsere Kräfte zu dem Kampf gegen die Flammen beisteuern.«
Nell sah sich um und bemerkte, dass Raoul, der offensichtlich Elizabeth ebenso wie Charles sie aus der Reihe entfernt hatte, an ihre Stelle getreten war. Mrs. Weston stand in ihrem dunkelblauen Reitkostüm neben Lady Diana, und Elizabeth war auf dem Weg zu der Stelle, von wo aus sie auf das Feuer starrten.
Nell wollte widersprechen, aber Charles sah sie warnend an und sagte: »Wir können hier stehen und streiten, wobei Sie unterliegen werden, oder Sie können mich an die Arbeit gehen lassen. Was ziehen Sie vor, Mylady?«
Da sie wusste, dass sie verloren hatte - Charles war sehr wohl dazu in der Lage, sie hochzuheben und nötigenfalls auch wegzutragen, erwiderte sie: »Nun gut. Dann gehe ich zu Lady Diana und den anderen.«
Widerstrebend entfernte sie sich und stellte sich zu den anderen Damen. Lady Diana umarmte sie. »Oh, Nell, es war so tapfer von Ihnen, dabei zu helfen, die Flammen zu löschen.« Sie drehte sich um und lächelte Elizabeth voller Mutterstolz
an. »Und du, Elizabeth, mein Liebling, du warst auch großartig.«
Elizabeth lächelte schwach. »Ich hoffe nur, dass das Haus gerettet werden kann.«
»Jetzt, da mein Sohn und mein Stiefsohn mithelfen, haben Sie nichts zu befürchten«, erklärte Sophie Weston mit aufreizender Zuversicht. »Sie werden das Feuer aufhalten.«
Keine der anderen drei Damen antwortete etwas darauf, aber Nell und Elizabeth wechselten einen beredten Blick. Halblaut bemerkte Nell: »Und ich nehme an, unsere Bemühungen waren witzlos.«
Elizabeth musste sich ein Lachen verkneifen und schaute weg.
Sophie betrachtete Nell einen Augenblick, und Nell fragte sich, ob sie ihre Bemerkung zu Elizabeth gehört hatte.
»Es ist ein echter Glücksfall, dass mein Stiefsohn und ich beschlossen hatten, Wyndham Manor heute Vormittag einen Besuch abzustatten«, sagte Sophie nach einem unbehaglichen Moment.
»Ja, das stimmt«, pflichtete Nell ihr betreten bei. »Wir sind für ihre Hilfe mehr als dankbar.«
Es stand zu befürchten, das Feuer würde sich im Inneren des Hauses ausbreiten und es von innen aufzehren, aber im Laufe der nächsten Stunden, als immer mehr Leute zum Helfen eintrafen und mehr Reihen für die Wassereimer gebildet werden konnten, wurde die Schlacht um die Rettung des Dower House gewonnen, Eimer um Eimer, Kübel um Kübel. Obwohl immer noch eine erschreckend schwarze Rauchwolke über dem Haus aufstieg, erstarben die gelben und roten Flammen allmählich.
Auch die letzten Brandherde wurden mit Wasser gelöscht, bis es schließlich keine Anzeichen mehr gab, dass es noch irgendwo
schwelte. Die Luft war rauchgeschwängert, und auf jedes Eimerleeren folgte ein lautes Zischen und Fauchen.
Der kleine Flügel auf der Rückseite des Hauses, in dem Küche, Spülküche, Vorratskammer und der Kohlehof untergebracht gewesen waren, war völlig zerstört, aber das Hauptgebäude, durch einen überdachten Gang mit dem Küchentrakt verbunden, war verschont geblieben. Es fehlte nicht an Bemerkungen, was für ein Glück es war, dass der Kohlehof beinahe leer gewesen war, denn sonst hätte das Feuer dort so heiß gebrannt, dass man es nicht hätte löschen können.
Nachdem die Schlacht also gewonnen war, gingen die meisten Helfer nach dankbarem Händeschütteln und Rückenklopfen, um sich wieder ihren normalen Aufgaben zuzuwenden. Während die Westons an der Seite standen, bildete sich vor Nell, Lady Diana und Elizabeth eine Art Empfangsreihe wie bei einem großen Ball, allerdings waren es keine elegant gekleideten Ballgäste, sondern ein erbärmlich aussehender Haufen. Dennoch bedankten sich die Damen ganz herzlich bei jedem Einzelnen, bevor er aufbrach.
Zu Dibble sagte Nell: »Alle waren ganz wunderbar! Können Sie sich darum kümmern, dass sie in der nächsten Woche einen zusätzlichen halben Tag frei bekommen?«
Trotz eines Rußstreifens auf seiner Wange und des Umstandes, dass seine sonst makellose Livree heute schmutzig war und nach Rauch stank, verbeugte sich Dibble würdevoll und erklärte: »Sehr wohl, Mylady.«
Als der letzte freiwillige Helfer sich verabschiedet hatte, begaben sich die drei Damen zur Rückseite des Hauses, um den Schaden zu begutachten. Die Westons begleiteten sie. Der Vorarbeiter, der Zimmermann und
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