Skandalöse Küsse - Scandal Becomes Her
zu erklären, weshalb er Tynedale duldet, aber das wollte er mir nicht verraten.« Er runzelte die Stirn. »Eines weiß ich aber: Charles hat seine eigenen Gründe dafür, sich mit Tynedale anzufreunden. Welche das sind, kann ich allerdings nicht erahnen.«
Nell verzog das Gesicht. »Also, was soll ich wegen der Einladung unternehmen?«
Julian verließ seinen Platz hinter dem Schreibtisch und kam zu ihr, nahm sie in die Arme. Zärtliche Küsse auf ihre Wangen und ihre Stirn hauchend flüsterte er: »Mach dir deswegen keine Sorgen. Es wird andere Gesellschaften geben, welche ohne Tynedale, um uns den Spaß zu verderben.«
Nell lehnte ihren Kopf an seine Schulter. »Was würdest du sagen, wenn ich die Einladung annähme?«
Überrascht schaute er ihr ins Gesicht. »Warum?«
Sie krauste die Nase. »Um Tynedale zu zeigen, dass er keinerlei Macht über uns hat.« Sie küsste sein Kinn. »Genau genommen schulden wir dem abscheulichen Kerl unser Glück - ohne seine Hinterlist hätten wir uns nie getroffen, nicht geheiratet … und uns nicht verliebt.«
»Und uns nicht verliebt«, wiederholte Julian heiser, sein Blick ruhte liebevoll auf ihrem Gesicht. »Weißt du, ich denke, wir sollten wirklich zu der Gesellschaft gehen.« Er küsste sie. »Und Tynedale kann sich zum Teufel scheren.«
Kapitel 19
E s blieb weiter mild und sonnig, und der Abend von Mrs. Westons Dinnergesellschaft war ein wunderbar lauer Frühlingsabend. Die Damen von Wyndham Manor hatten sich mit großen Erwartungen auf die Gesellschaft gefreut, besonders weil sie Freunde und Bekannte wiedersehen und sich mit ihnen unterhalten konnten. Sie hatten neue Kleider von Näherinnen aus Exmouth anfertigen lassen, und als die Kutsche auf der Auffahrt von Wyndham losrollte, wusste jede der drei Damen, dass sie so gut wie nur möglich aussah.
Nell, die eine Kreation aus lindgrüner Seide und Spitze trug, war Julian nie schöner erschienen. Ihre meergrünen Augen funkelten, und sie schien von innen zu glühen, die helle Farbe des Kleides betonte den matten Schimmer ihres Teints. Ein weißes Seidencape lag um ihre Schultern, ihre Hände steckten in weißen Seidenhandschuhen und ihr dunkelblondes Haar hatte sie aufgesteckt. Sie trug ein Halsband aus Perlen und Diamanten, das zu ihren Ohrringen passte, und sah genauso aus, wie man sich eine Countess vorstellte. Ihr Bauch war noch nicht so gerundet, dass er von ihrer eleganten Erscheinung abgelenkt hätte. Eigentlich, fand Julian, steigerten die Anzeichen ihrer fortgeschrittenen Schwangerschaft nur ihre Schönheit - aber, gestand er sich dann trocken ein, er war schließlich auch voreingenommen, wenn es um seine Frau ging.
Mrs. Weston hatte beinahe die gesamte Nachbarschaft eingeladen.
Der Squire mit seiner Gemahlin und ihrem ältesten Sohn, Lord Beckworth und Dr. Coleman waren ebenso gekommen wie mehrere andere Gäste von Stand und Ansehen, die in der Gegend wohnten, den Richter und seine Gattin eingeschlossen, einen der bedeutendsten Landbesitzer im Umkreis, Mr. Blakesley, ebenfalls mit Gemahlin und ältestem Sohn und der einzigen Tochter. Mrs. Chadbourne hatte eine Nichte zu Besuch, die etwa in Elizabeths Alter war, und gemeinsam mit der Vikarsgattin, deren jüngerer Schwester, einer Witwe, und seinen beiden ältesten Töchtern ergab sich eine schön ausgeglichene Gästezahl.
Stonegate erstrahlte hell im Glanz unzähliger Kerzen; wie es schien, brannten sie in verschwenderischer Zahl in jedem Kerzenständer, jedem Kronleuchter und jedem Kerzenhalter, den man hatte auftreiben können. Aus der ursprünglich geplanten Dinnergesellschaft war ein kleiner Ball geworden; eine Gruppe Musiker spielte auf, und im Ballsaal auf der Seite des Hauses konnte getanzt werden. Kristallschalen mit Punsch und Tabletts mit Imbissen standen auf den langen Tischen, die entlang des Saales aufgestellt waren. Weiße Tischdecken aus edlem Leinen, elegante Sträuße aus Lilien und Orchideen aus dem Gewächshaus zierten sie. Dienstboten in gestärkten Livreen bewegten sich unauffällig und geschickt zwischen den Gästen, boten weitere Getränke und Essen an.
Als es im Ballsaal zu warm wurde, lockten die prompt geöffneten Terrassentüren alle auf einen Ausflug in die Gärten entlang der mit bunten Papierlaternen geschmückten Wege. Nach mehreren Tänzen begleitete Julian Nell zu einem kurzen Spaziergang nach draußen.
»Tynedale«, begann Julian, sobald sie außer Hörweite der anderen waren, »scheint entschlossen, sich so gut wie
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