Skandalöse Küsse - Scandal Becomes Her
hierzubleiben.«
»Wolltest du deshalb die Schuldscheine? Um mit ihm zu feilschen?«
»Das war mir in den Sinn gekommen.«
»Nun, warum zum Teufel hast du das nicht einfach gesagt?«, wollte Julian wissen. »Du weißt sehr gut, dass ich sie dir unter diesen Umständen gerne überlassen hätte.«
Charles schaute ihn an, und ein seltsames Lächeln spielte um seinen Mund. »Vielleicht wollte ich einfach nur, dass du mir vertraust, das Richtige damit zu tun.«
»Gütiger Himmel«, schaltete sich Marcus aufgebracht ein. »Von allen gefühlsduseligen Dingen …« Er starrte Charles an. »Du warst schon immer zu arrogant und aufgeblasen, als gut für dich war.«
»Und du warst immer schon so widerlich selbstzufrieden«, konterte Charles und lächelte charmant.
Julian seufzte. Wie oft hatten sie als Kinder so gezankt? »Meine Herren«, sagte er leise, »können wir bitte diese kindischen Beleidigungen hinter uns lassen?«
Marcus und Charles starrten einander an, keiner gewillt, nachzugeben, bis Marcus eine Grimasse schnitt und lachte. »Ich bin einverstanden …, wenn er es auch ist.«
Charles grinste und machte eine Verbeugung. »Mein Wort darauf.«
»Also was«, fragte Julian, »unternehmen wir wegen Tynedale?«
Charles, der wieder zu Tynedale schaute, sagte: »Töte ihn.«
»Das würde ich gerne«, erwiderte Julian halblaut und sah ebenfalls zu ihm. »Aber außer Mord sehe ich nicht, wie das gehen sollte.«
»Ich denke, ich könnte ihn zum Duell fordern«, erbot sich Marcus, dessen Blick nun auch auf Tynedale ruhte.
Der musste die Macht ihrer vereinten Blicke gespürt haben, denn er sah nun seinerseits in ihre Richtung. Sein stets bereites Lächeln gefror, als er merkte, dass sie ihn alle drei anschauten. Er erholte sich zwar sofort und wandte sich ab, lachte über eine offensichtlich witzige Bemerkung von Pierce Chadbourne. Beunruhigt von dem Wissen, dass die drei anderen Männer ihn beobachteten, verrückte er seinen Stuhl, sodass ihnen die Sicht auf ihn von einem ausladenden silbernen Tafelaufsatz versperrt wurde, von dem Mrs. Weston behauptete, er verleihe dem Tisch Eleganz.
Warum starren sie mich so an? , fragte er sich. Dass sie ihn nicht sonderlich mochten, das wusste er. Dass sie keine Tränen vergießen würden, wenn ihm etwas zustieße, daran zweifelte er auch nicht. Also was dachten sie? Planten sie einen Angriff auf ihn? Er kippte sich den Inhalt seines Glases die Kehle hinunter, schöpfte neuen Mut und erwog die Möglichkeiten. Er hatte keinen Streit mit Sherbrook oder Weston, aber fürwahr, er würde die Chance mit beiden Händen greifen, noch einmal gegen Wyndham anzutreten … und ihn zu töten.
Die Möglichkeiten, die sich ihm dann eröffnen würden, blendeten ihn. Wenn Wyndham stürbe … Und Nell eine Fehlgeburt hätte oder das Kind tot zur Welt käme, was leicht genug zu arrangieren wäre … Weston würde an die Stelle seines Cousins treten. Raoul wäre dann an zweiter Stelle der Erbfolge des Titels und des gewaltigen Vermögens, das dazu gehörte. Tynedale lächelte. Er würde Raoul nur zu gerne dabei helfen, es mit vollen Händen auszugeben. Und am allerbesten - Nell wäre dann Witwe mit eigenem Vermögen. Sein erster Versuch, sie zur Ehe mit ihm zu zwingen, war fehlgeschlagen,
aber er war jetzt weiser und würde besser planen. Ein findiges Glitzern trat in seine Augen. Warum auch nicht? Warum, zum Teufel, auch nicht? Die Zeit arbeitete gegen ihn; je eher Wyndham sich zu den Toten gesellte, desto eher konnte die trauernde Countess Wyndham das Gör verlieren, das sie trug, und Lady Tynedale werden - zur Hölle mit dem Klatsch.
Tynedale stand auf. Alles fügte sich bestens. Er hatte sogar seine Duellpistolen mitgenommen … er lächelte wieder. Sie waren etwas Besonderes, diese Pistolen - die eine zielte ganz leicht nach rechts, die andere nach links, aber nur er wusste, welche von beiden in welche Richtung zog, sodass er es ausgleichen konnte, während der arme Wyndham … Beinahe hätte er laut aufgelacht, als er sich den Ausdruck auf Wyndhams Gesicht vorstellte, wenn seine Kugel ihn traf, Wyndhams ihn dagegen verfehlte. Mit fiebrig glitzernden blauen Augen schlenderte er dorthin, wo Julian, Marcus und Charles immer noch zusammenstanden.
Als er bei ihnen ankam, verbeugte er sich. »Ein überaus gelungener Abend. Ihre Mutter kann man zu ihrem Talent als Gastgeberin nur beglückwünschen«, sagte er zu Charles und stellte sich neben ihn. Zu Julian bemerkte er lächelnd: »Ich
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