Skandalöse Küsse - Scandal Becomes Her
Stuhl, aber wie ein Tiger seine Beute hatte er Tynedale nie aus den Augen gelassen. »Es mag nicht ganz regulär sein«, antwortete er, »aber das Protokoll ist eingehalten worden; durch einen glücklichen Umstand ist sogar ein Arzt anwesend, und sicherlich haben wir auch genug vertrauenswürdige Zeugen zusätzlich zu den Sekundanten da. Es gibt nichts, was es verbieten würde, das Duell jetzt gleich und hier auszutragen.«
Tynedale nickte kurz. »Dem stimme ich zu. Es gibt für die Sekundanten nichts zu diskutieren.«
An Charles gewandt sagte Julian: »Ich glaube, du hast ein Paar außergewöhnlich schöner Degen - wir werden sie benutzen.« Seine Lippen kräuselten sich verächtlich. »Es sei denn, natürlich, Tynedale oder seine Sekundanten haben irgendwelche Einwände.«
»Nein«, erklärte Tynedale und verfluchte sich innerlich, dass er seinen Vorteil verspielt hatte.
»Während Charles die Degen holen geht, bereiten wir den Kampfplatz vor«, schlug Julian vor.
Es war klar, dass nichts dagegen unternommen werden konnte; das Duell würde stattfinden. Hier. Jetzt gleich.
Während Charles verschwand, um die Waffen für den Zweikampf zu besorgen, machten die anderen Gentlemen den Raum bereit; einige schimpften dabei leise über die Ungehörigkeit vor sich hin, andere äußerten üble Befürchtungen und wieder andere konnten sich der wachsenden Spannung nicht entziehen, ein paar wenige schlossen sogar Wetten auf den Ausgang des Duells ab. Kerzenleuchter wurden an den Rand geräumt, der Tisch wurde ans andere Ende des Raumes gerückt und Stühle aus dem Weg geschoben, bis in der Mitte des Zimmers genügend Platz geschaffen war, sodass der kostbare türkische Teppich in seiner ganzen rot-goldenen Pracht zu sehen war. Als Charles mit den Degen zurückkam, wurden sie genauestens von den Sekundanten untersucht und für gut befunden. Die Gegner zogen sich mit ihren beiden Männern in gegenüberliegende Ecken des Zimmers zurück, während die anderen Anwesenden entlang der Wände Stellung bezogen.
»Bist du irre?«, zischte Marcus in dem Moment, als er mit Charles und Julian allein war.
Mit einem Achselzucken schlüpfte Julian aus seinem Rock und erwiderte dabei: »Wir sind uns doch einig, dass er förmlich danach schreit, getötet zu werden, oder?«
»Ja, schon, aber wer hat gesagt, dass du es sein sollst? Charles oder ich könnten es ebenso gut tun. Du hast Verpflichtungen … Oder hast du deine Frau vergessen? Und was ist mit eurem Baby?«
Den Degen, den Charles ihm reichte, entgegen nehmend, sagte Julian: »Ich habe sie nicht vergessen und ich vertraue darauf, dass, wenn das Schlimmste eintreten sollte, du und Charles euch um sie kümmern werdet.« Er zögerte, und ein
gequälter Ausdruck legte sich über seine Züge. An Nell zu denken und ihre Trauer, falls ihm etwas zustieße, täte ihm nicht gut. Genauso wenig war es der rechte Augenblick, die Weisheit seines Tuns noch einmal zu überdenken. Er brauchte einen klaren Kopf, aber er konnte Nell auch nicht ohne ein letztes Wort lassen. Er holte tief Luft. »Sollte ich sterben, sagt meiner Nell, dass ich sie liebe, dass sie mir unermessliches Glück beschert hat und mein letzter Gedanke ihr und unserem Kind galt.«
»Oh, zur Hölle!«, platzte Marcus heraus. Er schaute gereizt und sichtlich am Ende seiner Geduld zu Charles. »Um Himmels willen, tu du etwas.«
»Ich? Warum sollte ich?«, wollte Charles wissen. »Wenn mein geschätzter Cousin das Pech hat, heute sein Leben zu verlieren, dann erbe ich.« Er sah Julian mit einem schiefen Grinsen an. »Du kannst beruhigt sein, Mylord, dass ich endlos trauern werde, und ich schwöre dir, dass ich mich darum kümmere, dass deiner Lady kein Leid geschehen und auch sonst nichts zustoßen wird.«
Julian warf ihm einen Blick zu. »Weißt du eigentlich, dass mir nie zuvor aufgefallen ist, dass du zu den unglücklichsten Zeitpunkten eine entschieden flapsige Art hast?«
»Besser das, als wenn ich meine Hände ringe wie das alte Waschweib Marcus.«
Marcus, Mord in den Augen, machte eine Bewegung, als wollte er sich auf ihn stürzen, aber Julian verhinderte das geschickt. »Ich glaube, dass ich es bin, der gleich ein Duell auszufechten hat«, bemerkte er ruhig. »Ihr beide könnt euch nachher in Fetzen reißen, wenn ihr wollt, aber für den Augenblick erinnert euch daran, dass ihr meine Sekundanten seid.«
Julian wollte sich umdrehen, aber Charles fasste ihn
am Arm. Mit grimmiger Miene sagte er: »Du weißt doch, dass,
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