Skandalöse Küsse - Scandal Becomes Her
erheitertes Glitzern trat in seine Augen. »Und vermeiden Sie es, in der nächsten Zeit ein weiteres Duell auszutragen.«
»Ich glaube nicht, dass Sie in der Hinsicht etwas zu befürchten haben«, entgegnete Julian trocken. »Duellieren ist nicht meine Stärke, und falls …« Er schaute weg, dachte an den jungen Daniel und Nell. »Es gab gute Gründe hierfür«, erklärte er schließlich und nahm einen Schluck Brandy.
»Die gibt es immer«, hielt Beckworth dagegen. »Lassen Sie uns hoffen, was auch immer Ihre Gründe waren, dass sie das Leben eines Mannes wert waren.«
Neben Julian stand Charles, der sagte: »Oh, das waren sie allerdings.«
»Ohne Zweifel«, fügte Marcus hinzu, der sich ebenfalls nicht weit weg befand.
Beckworth schaute die drei Cousins an. »So also war es?«
»Ja«, bestätigte Julian. »So.«
Als die anderen sich entfernten und Julian, Marcus und Charles alleine ließen, fragte Charles: »Das ging doch eigentlich ganz gut, oder?«
Marcus verzog das Gesicht zu einer Grimasse. »Ich hätte es lieber gehabt, wenn Julian nicht verwundet worden wäre.«
Mehrere der Herren schickten sich an, den Speisesalon zu verlassen und sich zu den Damen zu begeben, und Julian sah der nächsten halben Stunde oder so ohne sonderliche Begeisterung entgegen. Theoretisch sprachen Gentlemen nicht mit dem schwächeren Geschlecht über Duelle, aber Julian gab
sich keinen Illusionen hin. Sobald die Herren die Damen trafen, wäre die Katze auch schon aus dem Sack - und unter den Tauben. Er stöhnte. Was hatte er sich nur dabei gedacht? Ein Duell im Speisesalon seiner Tante auszutragen! Gütiger Himmel, er war doch kein unbesonnener junger Hitzkopf mehr! Er war ein nüchterner, verheirateter Mann, der bald Vater werden würde. Es war egal, dass Tynedale getötet werden musste - sicherlich wäre ihm doch ein anderer Weg eingefallen!
Er ertappte Charles dabei, wie er ihn anschaute, ein Lächeln auf den Lippen. »Was ist?«, fragte Julian.
Doch Charles schüttelte nur den Kopf. »Einmal hast du, ohne die Folgen gründlich zu bedenken, gehandelt und bereust es schon!«
Marcus sah zu Julian: »Tust du das?«
Julian schnitt eine Grimasse. »Nicht, dass Tynedale tot ist, aber ich hätte mir sicher ein … äh, respektableres Umfeld suchen können.«
»Der Speisesalon meiner Stiefmutter ist dir nicht respektabel genug?«
»Du weißt sehr gut, was ich meine«, erwiderte Julian gereizt. »Du bist das schwarze Schaf der Familie, ich tue so etwas gewöhnlich nicht - du schon!«
»Hm, ja, stimmt«, pflichtete Charles ihm bei und blickte Julian über den Rand seines Glases hinweg an. Seine Augen funkelten belustigt. Er grinste. »Und ich muss sagen, mein Lieber, ich hätte es nicht besser machen können!«
Kapitel 20
J ulians Sorge, dass die Nachricht von dem Duell sich wie ein Lauffeuer auf der Abendgesellschaft seiner Tante verbreiten würde, erwies sich als unbegründet. Offensichtlich verspürte keiner der Herren das Verlangen, ein Wort über die außergewöhnlichen Vorgänge im Speisesalon in die empfänglichen Ohren ihrer weiblichen Begleiterinnen fallen zu lassen, als sie und die anderen sich zu den Damen gesellten. Aber die Gesellschaft löste sich, zu Mrs. Westons konsterniertem Erstaunen, sehr abrupt auf. Julian war froh, dass es Charles überlassen bliebe, ihr die Nachricht von dem Duell zu überbringen - wenn Raoul ihm nicht zuvorkäme.
Seine Schulter schmerzte, aber Julian war in der Lage, sich normal zu verhalten, bis er und Nell den anderen Gute Nacht gewünscht hatten und nach Hause gefahren waren. Danach war es aber unmöglich, länger vor ihr geheim zu halten, was sich ereignet hatte, es sei denn, er wollte alle Intimitäten mit ihr vermeiden, bis seine Verwundung vollständig verheilt wäre. Ein Lächeln stahl sich auf seine Züge, während er in seinen schweren Seidenmorgenrock schlüpfte. Es würde ein gutes Stück mehr brauchen als einen verwundeten Arm, um ihn von Nells Bett fernzuhalten.
Nell war entsetzt, nachdem er ihr die Ereignisse des Abends gestanden hatte. Als er ihr zeigte, wo Tynedales Klinge ihn getroffen hatte, starrte sie einen Moment auf den
weißen Verband auf der Wunde, die Hand aufs Herz gelegt.
»Du hättest getötet werden können!«, stieß sie schließlich aus. »Du hättest sterben können, während ich im Salon nebenan saß und Tee trank.« Wut erfasste sie, und sie schlug ihm mit den Fäusten auf die Brust. »Wie kannst du es wagen, dein Leben so leichtfertig aufs
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