Skandalöse Küsse - Scandal Becomes Her
glaube, ich habe Ihnen noch gar nicht zu Ihrer Hochzeit gratuliert. Wie lange ist es jetzt her … sechs Monate? Oh, und ein Erbe ist auch schon unterwegs - meinen Glückwunsch!« Er nippte von seinem Wein, ohne den Blick von Julians versteinerter Miene zu wenden. »Ihre Gattin ist ein reizendes kleines Ding - Sie können sich glücklich schätzen«, fügte er großzügig hinzu. »Sehr glücklich, wirklich … Sie hätte Ihnen auch leicht durch die Lappen gehen können und die Braut eines anderen werden.«
Julians Nasenflügel bebten, und Marcus fasste ihn am
Arm. Julian musterte Tynedale hasserfüllt und sagte mit ausdrucksloser Stimme: »Wenn Sie Ihr Leben schätzen, würde ich Ihnen dringend anraten, Ihre verabscheuenswerte Gegenwart von mir fernzuhalten, und zwar sehr fern.«
Tynedales Augen weiteten sich wie bei einem erschreckten jungen Mädchen. »Oh je, beleidigen Sie mich etwa?« Es war nicht seine Absicht, der Herausforderer zu sein. Er musste derjenige sein, der gefordert wurde - dann läge die Wahl der Waffen bei ihm.
»Kann man Sie beleidigen?«, spottete Julian.
Sie sprachen nicht unbedingt leise, und mehrere Herren bekamen den heraufziehenden Ärger mit und schauten zu ihnen hinüber.
»Oh, ja. Da bin ich mir ziemlich sicher … falls ich es mir gestatte«, entgegnete Tynedale und nahm noch einen Schluck Wein. »Aber, sehen Sie, ich habe mein Temperament unter Kontrolle und erlaube es mir nicht, mich von abgedroschenen Bemerkungen aus dem Mund eines gemeinen Mannes dazu verleiten zu lassen.«
Charles’ Gesicht wurde zu Stein, und Marcus begann sich zu erheben, wurde nur von Julians leicht aussehendem, in Wahrheit aber eisenhartem Griff um seinen Arm zurückgehalten.
»Das ist höchst löblich«, erwiderte Julian gedehnt, der täuschend entspannt wirkte. »Ich bin ebenfalls nicht so leicht durch Worte zu treffen, besonders, wenn sie von Abschaum wie Ihnen geäußert werden.«
Alle beobachteten sie und hörten dem Austausch zu, und auf Julians Antwort holten alle Anwesenden vernehmbar Luft.
Der Squire eilte zu ihnen, dicht hinter sich den Vikar und Lord Beckworth. »Aber, aber«, versuchte der Squire unbehaglich
zu beschwichtigen. »Das reicht jetzt - es geht schon zu weit.«
Tynedale lachte albern, aber in seinen Augen stand der blanke Hass. »Ach je. Wollen Sie mir etwa ein Duell aufnötigen?« Er schaute sich im Raum um. »Ich fürchte, der arme Wyndham ist nicht damit zufrieden, mein Blut einmal vergossen zu haben. Es sieht vielmehr so aus, als verlangte es ihn nach mehr.«
»Da irren Sie«, erklärte Julian gelassen, »ich möchte nicht Ihr Blut, Sie niederträchtiger Wicht, sondern Ihren Tod, damit Sie nicht weiter unerfahrene Jungen um ihr Vermögen betrügen können.«
Tynedale wurde weiß vor Wut, beherrschte sich aber. »Gütiger Himmel! Ich hatte so gehofft, Sie seien über Ihre Verstimmung wegen des närrischen Verhaltens Ihres Mündels hinweg, aber wie es aussieht, habe ich mich da getäuscht. Sie grollen mir immer noch, Mylord - wie unsportlich von Ihnen.«
Mit einer Drehung seines Handgelenks kippte Julian Tynedale den Inhalt seines Glases ins Gesicht. »Und Sie, Lord Halunke«, erklärte er ruhig, »sind ein hinterhältiger Feigling, Ungeziefer, das man zertreten sollte.«
Inzwischen außer sich vor Wut, verlor Lord Tynedale sein Ziel aus den Augen. »Sie selbstgerechter Hurensohn«, schleuderte er ihm entgegen, »nennen Sie mir Ihre Sekundanten.«
»Mit Vergnügen«, erwiderte Julian, ohne Tynedale aus den Augen zu lassen. »Marcus? Charles?«
Ohne auf ihre Bestätigung zu warten, sagte er: »Ich glaube, mir obliegt die Wahl der Waffen - Degen … Zeit und Ort sind jetzt und hier.«
»Oh, nein, nein, das geht doch nicht!«, rief der Squire, entsetzt über diese Wendung der Ereignisse. »Tynedale hat noch
nicht einmal seine Sekundanten genannt«, fügte er in einem verzweifelten Versuch hinzu, das alles abzuwenden.
»Mr. Raoul Weston und Mr. Pierce Chadbourne werden meine Interessen vertreten«, verkündete Tynedale knapp. Beide Genannten wirkten nicht begeistert, aber sie konnten sich kaum weigern, daher nickten sie und stellten sich zu Tynedale. »Und ich bin bereit«, erklärte der, »sobald es Lord Wyndham ist.«
»Bei meiner Seel! Das hier ist in höchstem Maße irregulär«, protestierte Lord Beckworth. »Sie müssen Ihren Sekundanten doch Zeit geben, eine friedliche Beilegung zu erreichen.«
Julian saß immer noch so vermeintlich lässig wie zuvor in seinem
Weitere Kostenlose Bücher