Skandalöse Küsse - Scandal Becomes Her
solltest du fallen, Tynedale dich nicht lange überleben wird.«
Julian lächelte schwach und nickte. »Daran habe ich nie gezweifelt - trotz deiner höllischen Unverschämtheit.«
Damit wandte Julian sich ab, zog sich die bestickte Weste aus und legte sie auf seinen Rock. Nachdem er sich die Ärmel seines Hemdes bis zu den Ellbogen hochgekrempelt hatte, nahm er den Degen, wog ihn in der Hand, testete die Balance; erfreut stellte er fest, dass ihn seine Erinnerung nicht getrogen hatte. Es war eine herrliche Waffe. Zu gut, überlegte er gehässig, für Tynedale.
Während Julian sich fertig gemacht hatte, hatte Tynedale das ebenfalls getan, und einen Moment später standen sich die beiden Männer gegenüber. Sie trafen sich in der Mitte des frei gemachten Platzes, ihre Degen berührten sich vor dem eigentlichen Duell zum Gruß.
Obwohl mehrere Herren im selben Zimmer waren, war es ganz still, als die Degen einander zum ersten Mal trafen. Niemand bezweifelte, dass das Duell weiter gehen würde als bis zum ersten Blutvergießen; die meisten gingen sogar davon aus, dass sie heute einen Mann sterben sehen würden.
Als Julian und Tynedale sich umkreisten, gab es keine eleganten Manöver, keine komplizierten Schrittfolgen, die den Zuschauern Bewunderung und Achtung entlocken sollten - dies war ein Duell, in dem die beiden Kämpfer nur ein Gedanke beherrschte: den anderen zu töten. Es begann langsam genug; sie hatten sich schon zuvor mit Degen gegenübergestanden, kannten die Fechtweise des anderen. In einem eleganten Tanz des Todes prüften sie die Stärken des anderen, suchten nach seinen Schwächen, nach einer Lücke in der Deckung.
Von dem gedämpften Geräusch der Stiefel der Fechter
auf dem türkischen Teppich und dem gelegentlichen Kratzen der Klingen, wenn sie sich trafen, abgesehen, herrschte Stille. Julian parierte mühelos Tynedales Finten, und die Degen blitzten im Kerzenlicht. Endlose Minuten ging das Duell weiter: Finte, Parade, Vorstoß, Lösen - nur, um wieder von vorn zu beginnen, ohne dass einer der beiden eine Blöße beim anderen fand, um angreifen zu können. Dann plötzlich glitt Tynedales Klinge unter Julians Deckung und ein langer blutroter Strich erschien oben auf Julians Ärmel.
»Genug!«, rief der Squire mit besorgter Miene. »Sie haben Ihren Gegner verwundet.«
»Aber ich erkläre nicht Satisfaktion«, erwiderte Tynedale und stürzte sich wieder auf Julian.
Julian tänzelte rückwärts, drang wieder vor, und der Stahl ihrer Klingen traf kreischend aufeinander. Mit grimmiger, finsterer Miene setzte Julian den Angriff fort, trieb Tynedale rücksichtslos immer weiter in die Defensive, seine Klinge zuckte wie ein Blitz, bis Tynedales Hemd an verschiedenen Stellen zerschnitten war und er mehrere kleine Treffer abbekommen hatte. Tynedale stand da und rang um Atem, aber er war ein ausgezeichneter Fechter, und obwohl Julian ihm kränkende Schrammen hatte zufügen können, hatte er doch keine Blöße in seiner Abwehr gefunden, die ihm den Todesstoß ermöglichte.
Schweiß stand Tynedale auf der Stirn, als Julian erneut angriff, er ihn abwehrte. Seine Wunden brannten und bluteten. Sein Arm schmerzte und sein Atem ging abgehackt und stoßweise. Er hatte Julian bis jetzt abwehren können, aber das konnte er nicht noch endlos. Furcht begann sich in seinem Magen wie eine Natter zu entrollen, und jeder Gedanke daran, seinen Gegner zu töten, verflüchtigte sich - Tynedale kämpfte hier um sein Leben!
Angst und Wut umwölkten seinen Verstand, seine Verteidigung geriet ins Wanken, und in dem Augenblick durchbrach Julian sie, sein Degen glitt lautlos an Tynedales vorbei und zielte auf sein Herz. In der letzten Sekunde machte Tynedale eine leichte Drehung, und statt ihn ins Herz zu treffen, bohrte sich Julians Klinge tief in seine Schulter.
Tynedale schrie auf und fiel zu Boden, als Julian seinen Degen zurückzog. Angewidert stand Julian über seinem besiegten Gegner, der sich auf dem Boden wand. Was für ein verfluchtes Pech! , dachte Julian, als er auf ihn hinunterschaute. Wieder hatte er versagt. Tynedale würde es überleben. Das Duell fortzusetzen wäre nichts anderes als kaltblütiger Mord, und Julians Ehrgefühl scheute davor zurück - egal, wie sehr er auch Tynedale den Tod wünschte. Verdammt und zur Hölle!
»Wieder einmal scheinen Sie teuflisches Glück zu haben, Mylord«, sagte Julian grimmig.
Pierce und Raoul eilten zu ihrem Mann und halfen Tynedale auf die Füße. Er hing zwischen ihnen,
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