Skandalöse Küsse - Scandal Becomes Her
eines widerwärtigen Duells hören wollen.«
Dass Lady Diana noch einen anderen Grund hatte, auf dem Land bleiben zu wollen, dämmerte Julian erst drei Wochen später, als ihm auffiel, dass Lord Beckworth ein häufiger Besucher auf Wyndham Manor war - und im Dower House.
Einmal traf er Seine Lordschaft dabei an, wie er mit Lady Diana am Arm über die Spazierwege um das Dower House schlenderte, während er ihr die Fortschritte beim Bau des Küchentraktes erläuterte. Aber da dachte sich Julian noch nichts dabei. Dann jedoch fand er Beckworth an drei von fünf Abenden als Gast an seiner Dinnertafel, und da ging sogar ihm auf, dass etwas im Busche war.
Spät an einem Vormittag unternahm er mit Nell einen Spaziergang durch die Gärten und sagte: »Bilde ich es mir nur ein, oder folgt Beckworth meiner Stiefmutter wirklich auf Schritt und Tritt?«
Nell kicherte. »Nein, das bildest du dir nicht ein. Ist es nicht herrlich? Ich frage mich, ob er um ihre Hand anhalten wird. Elizabeth und ich hoffen sehr auf eine Hochzeit im Herbst.«
Julian wirkte entsetzt. »Diana soll den alten Mann heiraten?«
»Er ist jünger als dein Vater zum Zeitpunkt seiner Hochzeit mit ihr, nicht wahr?«, erwiderte Nell spitz.
»Nun, ja, aber das war …« Er brach ab, hatte nichts dagegenzuhalten.
»Anders?«, schlug Nell vor, und als er nickte, erkundigte sie sich: »Warum eigentlich?«
Julian zuckte die Achseln. »Das kann ich nicht erklären.« Er schüttelte den Kopf. »Ich vermute, wann immer ich an eine neuerliche Heirat von ihr dachte, bin ich davon ausgegangen, dass es mit jemandem sei, der ihr im Alter nähersteht.«
Nell blickte ihn neugierig an. »Hättest du etwas dagegen einzuwenden, wenn sie Lord Beckworth heiraten wollte?«
»Nein, ich denke nicht - wenn sie es denn möchte.«
Nell lächelte. »Ich denke, es ist genau das, was sie sich
wünscht, auch wenn sie es mir und Elizabeth gegenüber nicht zugeben will und sehr verschämt reagiert, wann immer wir sie mit ihrem Verehrer aufziehen. Sie leugnet, dass da etwas zwischen ihnen sein könnte, aber in ihren Augen ist ein Leuchten …« Sie seufzte, und ein verträumter Ausdruck flog über ihre Züge. »Ich bin sicher, wenn sie heiraten, dann wird er sie sehr glücklich machen.«
Als Julian weiterhin skeptisch aussah, erklärte sie: »Wenn du einmal darüber nachdenkst, dann wirst du merken, dass es durchaus Sinn macht.«
»Wie kommst du zu dem Schluss?«, erkundigte er sich mit hochgezogenen Brauen.
»Ihre erste Ehe mit einem Mann in ihrem Alter war … Nun, den Bemerkungen, die Elizabeth über die Ehe ihrer Eltern hat fallen lassen, entnehme ich, dass sie sehr jung geheiratet haben und nicht glücklich waren. Es ist offenkundig, dass Lady Diana deinen Vater geliebt hat und dass ihre Ehe sehr glücklich war. Wenn daher also ein anderer respektabler Gentleman in gesetztem Alter Interesse an ihr bekundet, dann ist es nur logisch, dass sie dafür empfänglich ist.« Nell blickte ihn nachdenklich an. »Genau betrachtet, würde ich sogar behaupten, dass sie die Avancen eines jüngeren Mannes zurückweisen würde - weil sie ihn mit ihrem ersten Ehemann gleichsetzt.«
Julian dachte über diese Theorie nach und kam zu dem Schluss, dass Nell die Lage wohl richtig gedeutet hatte.
Ihm kam ein Gedanke. »Bedeutet das, dass ich dieser Tage einen formellen Besuch von Beckworth erwarten darf?«
Nell lachte. »Wahrscheinlich.«
Nachdem ihm solchermaßen die Augen für die Romanze unter seiner Nase geöffnet waren, achtete Julian stärker auf das Kommen und Gehen anderer Leute in seinem Haus,
und es entging ihm so nicht länger, dass es einen beständigen Strom männlicher Besucher gab. Offensichtlich war Charles praktisch ununterbrochen da, während auch Raoul und Pierce Gefallen an der Gastfreundlichkeit von Wyndham Manor gefunden zu haben schienen. Julian brauchte nicht lange für die Erkenntnis, dass der eigentliche Anziehungspunkt nicht sein Heim war, sondern viel eher seine reizende Stiefschwester Elizabeth. Eigentlich hätte es ihn nicht überraschen sollen, aber das tat es doch, und er war sich nicht ganz sicher, wie er zu dieser Entwicklung stand. Besonders die Vorstellung, dass Charles überhaupt an Heirat dachte, und dazu noch mit einem Mädchen, das gerade aus dem Schulzimmer war, fiel ihm schwer. Was Raoul anging … Der Ruf seines jüngeren Cousins bezüglich Frauen und seine Spielgewohnheiten erfüllten ihn mit Zweifeln. Squire Chadbournes Erbe Pierce wäre
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