Skandalöse Küsse - Scandal Becomes Her
Schattenmann zurück, aber ich fürchte, ich muss für ein paar Wochen abreisen.«
»Schwierigkeiten?«
Marcus lächelte trocken. »Nein. Meine Mutter. Sie verlangt nach meiner Eskorte für ihre Fahrt nach London.«
»Ah, verstehe.« Es war allgemein bekannt in der Familie, dass Marcus’ Mutter, eine bezaubernde und entgegenkommende Dame, nur wenig Ansprüche an die Zeit ihres Sohnes stellte, aber die eine Sache, auf der sie beharrte, war seine Gegenwart, wann immer sie eine längere Reise von Sherbrook Hall aus unternahm. Die Fahrt nach London war für sie ein
größeres Unterfangen, und seit dem Tod von Marcus’ Vater vor mehreren Jahren hatte Marcus seine Mutter bereitwillig auf ihrer jährlichen Reise in die Stadt und wieder zurück begleitet. Marcus konnte sie einfach nicht davon überzeugen, dass die Straßen keineswegs voller Straßenräuber waren, die nur darauf warteten, ihre Kutsche zu überfallen und ihr die Juwelen von den Fingern zu zerren.
»Ich werde nicht länger weg bleiben, als es unumgänglich ist«, sagte Marcus mit beunruhigter Miene. »Es hat keinen Hinweis auf den Wahnsinnigen aus den Träumen deiner Frau gegeben, seit wir die Überreste des armen hingemetzelten Mädchens gefunden haben. Vielleicht ist er weggegangen von hier.«
Julian verzog das Gesicht. »Du kannst dir sicher sein, ich würde das liebend gerne glauben, aber ich bezweifle es. Unglückseligerweise haben wir keine Möglichkeit zu sagen, wann und wo er zuschlagen wird oder ob überhaupt - obwohl meine Frau davon überzeugt ist, dass es jeden Tag geschehen könnte. Sie sagt, dass die Zeit zwischen seinem Wüten kürzer wird. Es sind beinahe drei Monate seit Ann Barnes’ Tod vergangen, und sie fürchtet jeden Abend einen neuen Albtraum.« Julian seufzte. »Das Problem ist, dass du unendlich hier auf Wyndham bleiben könntest und darauf warten, dass etwas geschieht. Seine Taten lassen sich einfach nicht vorhersagen.« Er lächelte schwach. »Ich bin dir für deine Unterstützung überaus dankbar, aber du hast genug anderes zu tun - geh und bring deine Mutter nach London.«
Marcus zögerte, er sah unglücklich aus. Es war klar, dass er hin- und hergerissen war. »Ich nehme an«, sagte er langsam, »ich könnte Mutter schreiben, dass ich mir das Bein gebrochen habe und ihr keine Hilfe wäre …«
Julian grinste. »Und das würde sie postwendend herbringen,
damit sie sich selbst davon überzeugen kann, wie schlimm deine Verletzungen sind.« Als Marcus reuig lächeln musste, fügte Julian hinzu: »Bis er wieder zuschlägt, gibt es nichts, was du tun könntest. Geh. Und kehre so schnell wie möglich zurück.«
Marcus erhob sich. »Das tue ich, und wirklich ›so schnell wie möglich‹.« Er wirkte besorgt. »Lass uns hoffen, dass er ruhig bleibt, solange ich fort bin.«
Julian nickte. »Ja, das wollen wir hoffen.«
Marcus brach am selben Nachmittag noch auf, und Nell stellte überrascht fest, wie leer sich das Haus ohne ihn anfühlte. Das sagte sie auch Julian, als sie an diesem Tag einen frühen Abendspaziergang durch die Gärten unternahmen.
»Er wäre geschmeichelt, dass du das sagst«, antwortete Julian.
»Er ist ganz anders als Charles, nicht wahr?«, fragte sie.
Julian lachte. »Allerdings! Marcus ist so bedächtig und zuverlässig wie Charles ein leichtsinniger Spieler und unverfroren noch dazu ist.« Er schüttelte den Kopf. »Während Marcus ein ruhiges, gesittetes Leben führt, springt Charles von einem Desaster zum nächsten und hält alles für ein großartiges Spiel. Er hat auch verteufeltes Glück. Wie er letztes Jahr mit dem Leben davongekommen ist, als seine Yacht gesunken ist, und zwar um Haaresbreite, wie ich anfügen möchte, übersteigt mein Vorstellungsvermögen. Marcus hat sich sehr wegen des Vorfalles aufgeregt, aber Charles sah es als gewaltigen Scherz an. Ich kann mir keine zwei Männer vorstellen, die unterschiedlicher sind als die beiden, aber ich kann mir niemanden denken, den ich lieber an meiner Seite wüsste, wenn ich Hilfe brauche.« Er machte eine Pause, und ein Lächeln spielte um seine Lippen. »Außer vielleicht meinen
Cousin Stacey. Du erinnerst dich doch noch an ihn, oder? Er war auf unserer Hochzeit.«
»Vage«, gestand Nell. Sie rümpfte die Nase. »Es kommt mir so vor, als wäre das lange her.«
Er lächelte sie an. »Ja, und dennoch scheint es erst gestern gewesen zu sein. Bereust du es?«
Sie schüttelte den Kopf und lehnte sich an seinen Arm. »Nein, überhaupt nicht -
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