Skandalöse Küsse - Scandal Becomes Her
werden da sein - keine Sorge.« Mit unnachgiebiger Miene fügte Julian hinzu: »Nach der bewegendsten und tränenreichsten Szene, die du dir ausdenken kannst, habe ich Diana gesagt, dass, wenn sie vorhabe, eine freundschaftliche Beziehung zu uns beiden, meiner Frau und mir, zu unterhalten, es in ihrem ureigensten Interesse läge, zu der Hochzeit zu erscheinen.« Er lächelte grimmig. »Sie hat mich verstanden … und ich habe ihr als Bonbon in Aussicht gestellt, dass, da ich einen Großteil der alteingesessenen Bediensteten für den Winter nach Wyndham Manor mitnehme, sie freie Hand hat, sich ihre eigenen Diener einzustellen. Ich hoffe, dass ich sie nächsten Frühling davon überzeugen kann, wie viel wohler sie sich in ihrem eigenen Stadthaus fühlen würde - das ich ihr frohen Herzens zur Verfügung stelle -, sodass Nell und ich dieses für uns allein haben.«
Einiges blieb ungesagt, und Marcus beneidete Julian nicht um die kommenden Monate. Das Gespräch wandte sich anderen Themen zu, kehrte aber schließlich wieder zu der bevorstehenden Vermählung zurück. »Hast du schon von
Stacey gehört? Ich kann mir nicht vorstellen, dass er sich die Hochzeit entgehen lässt.«
Der Gedanke an den Ehrenwerten Stacey Bannister, den Sohn der jüngsten und gleichzeitig Lieblingsschwester seines Vaters, brachte Julian zum Lächeln. »Stacey? Nein, ich habe weder von ihm gehört, noch ihn gesehen, aber ich rechne jeden Moment mit seiner Ankunft auf meiner Türschwelle, genauso wie ich mit deiner gerechnet habe.«
»Und Charles und sein Bruder sowie die liebe Tante Sophie? Werden sie auch hier erwartet?«
Julians Lippen wurden schmal. »Abgesehen von unseren sonstigen Differenzen weiß Charles, dass ich ihn bis zu einem gewissen Grade mitverantwortlich mache für Daniels Tod. Ich weiß, dass er den Jungen geliebt hat, und ich bin auch sicher, dass er nichts Schlimmes darin gesehen hat, Daniel mit Tynedale bekannt zu machen und dessen ungezügelten Freunden - vermutlich dachte er sogar, er täte ihm einen Gefallen, aber dieser Gefallen führte zu Daniels Selbstmord. Ich bezweifle, dass Charles oder seine Familie an der Hochzeit teilnehmen werden.«
Seinen Blick auf die bernsteinfarbene Flüssigkeit in dem Glas gerichtet, schweiften Julians Gedanken ab, weilten wieder bei der Tragödie von Daniels Tod und der Entfremdung zwischen ihm und Charles - den er einmal zu seinen Lieblingscousins gezählt hatte.
Nach einem Augenblick schüttelte er die düstere Stimmung ab und fragte unvermittelt: »Wo wohnst du? Sicher hast du doch nicht dein Stadthaus für den kurzen Aufenthalt geöffnet.«
Marcus schüttelte den Kopf. »Nein, ich habe mir Räume im Stephen’s genommen und werde am Donnerstag in meine Jagdhütte zurückkehren.«
Die beiden Männer erhoben sich, und als Julian Marcus zur Tür begleitete, fragte er ihn: »Willst du mein Trauzeuge sein?«
»Gewiss. Ich wäre beleidigt, wenn du nicht gefragt hättest.«
Der Tag der Hochzeit dämmerte grau und trist herauf. Nell, die das wenig schöne Wetter vor ihrem Fenster betrachtete, überlegte, dass es eigentlich ganz gut zu ihrer Stimmung passte. Die vergangenen paar Tage waren in einem Wirbel aus Vorbereitungen vergangen, aber jetzt war alles fertig. Die Sondererlaubnis war eingeholt, die Kirche ausgewählt, und ihr Vater hatte Chatham damit beauftragt, dafür zu sorgen, dass das Hochzeitsfrühstück, das im Anschluss an die Vermählungszeremonie im Stadthaus der Anslowes stattfinden sollte, reibungslos ablief. Die Küchenbediensteten hatten unter dem gestrengen Auge der Köchin in höchstem Tempo in der kurzen Zeit, die ihnen zur Verfügung stand, zahllose köstliche Gerichte gezaubert, die selbst einem Pascha keine Schande bereitet hätten.
Die Hochzeitsfeier war für halb zwölf am Vormittag angesetzt, und von dem gelegentlichen Aufflammen von Panik einmal abgesehen, fühlte sich Nell wie von den Vorgängen abgeschnitten. Sie hatte sich wenig daran beteiligt, ihrem Vater und dem Earl die Planung überlassen, damit sie verfahren konnten, wie es ihnen beliebte. Wenn sie schon wie ein Stück Beute von einem Piraten an den anderen weitergereicht wurde, welchen Unterschied machte da schon ihre Meinung?
Als sie in die Kutsche für die kurze Fahrt zur Kathedrale einstieg, hörte sie mit nur halbem Ohr auf das halblaute Schimpfen ihres Vaters über den strömenden Regen. In der kalten, klammen Kirche legte sie ihren Umhang ab, schüttelte
ihr blasslila Kleid aus, richtete
Weitere Kostenlose Bücher