Skandalöse Küsse - Scandal Becomes Her
Ehemannes. Sich wie ein Eindringling vorkommend, schloss sie die Türen rasch wieder.
Sie wandte sich zu Becky um und fragte: »Hattest du Gelegenheit, dich umzusehen? Behandeln dich die anderen Diener auch gut?«
»Oh, ja, Miss … Mylady. Alle sind so nett und freundlich.« Mit ehrfürchtiger Miene sprach sie weiter: »Denken Sie sich nur, hier haben sie vier Spülmägde! Können Sie sich das vorstellen?«
Nell lächelte und erwiderte etwas Belangloses darauf. Das Leben auf Wyndham Hall würde sich von dem auf Meadowlea unterscheiden, aber Nell glaubte nicht, dass es vollkommen anders sein würde. Einen Haushalt zu führen, selbst einen
von der Größe wie der des Earls, bereitete ihr kaum Sorgen … seine Ehefrau zu sein dagegen schon. Sie betrachtete das Bett. Ihr Gatte war überaus rücksichtsvoll gewesen, und sie wusste sehr wohl, dass die meisten … viele Männer, die auf eine zimperliche Braut trafen, nicht gezögert hätten, ihre ehelichen Rechte geltend zu machen. Doch nun, da sie in seinem Haus waren, unter seinen Leuten, würde er da auch weiterhin so nachsichtig sein? Sie runzelte die Stirn. Und würde sie es stören, wenn er das nicht wäre? Ein leiser Schauer der Vorfreude rann ihr über den Rücken bei dem Gedanken an Julian in ihrem Bett, daran, wie er sie geküsst hatte, wie vor ein paar Tagen in der ersten Nacht, wie er sie berührt hatte, wie sie ihn …
Ihre Wangen wurden heiß, und ihr Körper begann auf eine Art und Weise zu prickeln, die ihr fremd war; hastig riss sie ihre Gedanken von diesen Überlegungen fort.
Eine plötzliche Unruhe aus der Richtung des Ankleidezimmers erregte Beckys Aufmerksamkeit, und sie erklärte: »Das wird Ihr Badewasser sein, Mylady. Ich habe es bestellt, ehe ich nach oben gegangen bin.«
Einige Zeit später, nach einem warmen, luxuriösen Bad und müde von der Reise, ging Nell zu ihrem Bett. Sie schob die Vorhänge beiseite und kletterte zögernd auf die Matratze, entdeckte, dass das Bett zwar vielleicht wie Erdbeerschaum aussah, aber in höchstem Maße bequem war.
Sie hatte befürchtet, sie könnte in der fremden Umgebung Probleme mit dem Einschlafen haben, aber sobald ihr Kopf das Kissen berührte, schlief sie. Sie schlief mehrere Stunden lang tief und fest, doch dann schlich sich wie eine Schlange, die unter einem Felsen hervorkriecht, ein Albtraum in ihren Schlummer.
Der Schrecken des Traumes entfaltete sich in allen Einzelheiten.
Derselbe rauchgeschwärzte Kerker, dieselbe schattenhafte Gestalt des Mannes, der der weinenden, flehenden Frau so scheußliche Grausamkeiten zufügte. Eine andere Frau, heute Nacht, fiel Nell auf. Diese hier war älter, ihr Haar dunkel, nicht blond, aber wie bei den anderen war ihr Körper schlank und glatt, bis das Messer zum ersten Mal aufblitzte … Nell trat gegen die Decken, stöhnte gequält, warf sich hin und her, als Bilder von Brutalität und Hässlichkeit durch ihren Kopf schossen. Und das Blut … Lieber Himmel, das Blut … Sie schmeckte Furcht auf ihrer Zunge, bitter und widerlich, und als die blitzende Klinge zu dem finalen Stich niedersauste, fuhr sie auf. Mit weit aufgerissenen Augen, aber blicklos, schrie sie, schrie wieder, konnte einfach nicht aufhören.
Bei dem ersten Schrei sprang Julian aus dem Bett, kampfbereit, aber vom Schlaf verwirrt. Ein zweiter Schrei ließ das Blut in seinen Adern zu Eis erstarren. Sofort hatte er erkannt, woher der entsetzte Schrei kam, und ohne sich um seine Nacktheit Gedanken zu machen, griff er nur rasch nach seinem Messer, das nie weit von ihm lag, und stürzte durch die Tür, die ihre Räume verband.
Tintenschwärze empfing ihn, aber er erinnerte sich, wo das Bett stand, und auch die furchtsamen Laute, die Nell machte, halfen ihm, es zu finden. Er riss die Decke zurück und konnte schwach die in ein weißes Nachthemd gekleidete Gestalt seiner Frau ausmachen, kurz bevor sie erneut aufschrie und dann leise zu weinen begann.
»Oh, bitte«, flehte sie unter heftigen Schluchzern. »Bitte nicht mehr. Nicht mehr, bitte.«
Julian erkannte, dass sie einen Albtraum hatte, legte sein Messer unter das Kissen und stieg zur ihr ins Bett. »Pst, Nell. Du bist sicher. Es ist nur ein Albtraum, Liebes. Niemand kann dir etwas tun - das würde ich nie zulassen.«
Er wollte sie fassen und in seine Arme ziehen, um sie zu trösten, aber bei der ersten Berührung seiner Hand an ihrer Schulter schrie sie wieder und wehrte sich heftig. Mit den Fingernägeln fuhr sie ihm übers Gesicht, und sie
Weitere Kostenlose Bücher