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Skandalöse Küsse - Scandal Becomes Her

Titel: Skandalöse Küsse - Scandal Becomes Her Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shirlee Busbee
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plauderte mit Julian.
    Julian störten die Beschränkungen, die Nell ihm auferlegt hatte, zunehmend, und die Rolle des onkelhaften Freundes zu spielen, während ihn jeder Instinkt in ihm drängte, eine vollkommen andere zu übernehmen, war keine leichte Aufgabe. Aber seine niederen Triebe zu zügeln wurde belohnt - am Ende der Woche, als sie sich bereit machten, nach Wyndham Manor aufzubrechen, behandelte ihn Nell in einer entspannten, vertrauensvollen Weise, bei der er sich zwischen Lachen und Verzweiflung hin- und hergerissen fühlte. Vor der Hochzeit war keine Zeit für irgendeine schlichte Unterhaltung gewesen. Diese Woche jedoch hatten sie viel übereinander gelernt, und es hatte ihnen beiden gut getan - die frühere Verlegenheit war beinahe völlig verschwunden. Bis auf die Tatsache, dass ihm ihr Bett verwehrt blieb, war Julian zwar nicht wirklich zufrieden, aber er hatte sich doch damit immerhin abgefunden, wenigstens für’s Erste.
    Nell tat es nicht leid, Talcotts Landhaus zu verlassen. Sie
hatte zu viel Zeit gehabt, zu viel Zeit, über ihren Ehemann nachzudenken. Zu ihrer Überraschung stellte sie fest, dass sie sich darauf freute, ihr neues Heim zu sehen und die Rolle der Hausherrin zu übernehmen.
     
    Das angenehme Wetter hielt: Keine Herbstgewitter plagten sie oder hielten sie auf der Reise nach Wyndham Manor auf, das nicht weit von Dawlish und der Küste von Devon lag. Ohne Zwischenfall erreichten sie ihr Ziel. Die letzte Stunde des Weges bekämpfte Nell ihre wachsende Unruhe, wollte so rasch wie möglich der Enge der Kutsche ent- und am Ziel ankommen. Aber als sie dann schließlich auf die lange eichengesäumte Auffahrt einbogen, verspürte sie ungewohnte Nervosität.
    Innerhalb weniger Tage war sie von der einfachen Miss Nell Anslowe zur Countess of Wyndham aufgestiegen, und die Tragweite ihrer veränderten Stellung wurde ihr mit einem Mal klar. Sie schaute zu Julian, konnte seine gut geschnittenen Züge in den zunehmenden Schatten der Dämmerung draußen nur schwer ausmachen, und als ihre Blicke sich trafen, machte ihr Herz einen kleinen Satz bei dem Ausdruck, den sie in seinen Augen zu erkennen meinte. Die Situation zwischen ihnen, erkannte sie, hatte sich gewandelt. Sie befanden sich nicht länger auf neutralem Boden, sondern auf seinem. Würde das beeinflussen, wie er sie behandelte? Würde er sich in seinem eigenen Haus als Tyrann erweisen? Sie hatte keinen Grund zu der Annahme, dass er über Nacht ein anderer Mann werden würde als der, den sie die vergangenen Tage kennen gelernt hatte. Dennoch lauerten Zweifel, und Sorge machte sich breit. Was wusste sie schon wirklich von ihm? Eine Woche, selbst eine Woche in so ungestörter Zweisamkeit, wie sie sie erlebt hatten, war nicht wirklich eine lange
Zeit. Vielleicht war er ein begnadeter Schauspieler? Der sein wahres Wesen hinter einem höflichen Lächeln verbarg, angenehmem Auftreten? Sie wusste, sie benahm sich albern, aber sie konnte die Sorgen, die sie bewegten, nicht ganz zum Verstummen bringen.
    Doch als die Kutsche stehen blieb und Julian ihr vor einem mit Efeu überwachsenen Herrenhaus im elisabethanischen Stil beim Aussteigen half, klammerte sie sich unwillkürlich an seine Hand. Er war die Konstante in ihrer sich ändernden Welt, und was auch immer die Zukunft für sie bereithielt, in diesem Augenblick, da sie ihrem neuen Leben ins Gesicht schaute, war sie dankbar, dass er da war.
    Das Haus war riesig und strahlend hell erleuchtet. In der zunehmenden Dunkelheit des Herbstabends wirkte das gelbe Licht, das aus den zahllosen Sprossenfenstern nach draußen schien, als ob es sie willkommen heißen und einladen wollte, näher zu treten. Nells Füße berührten kaum den Boden, da wurden schon die weiten Eingangstüren aufgestoßen, und mehr warmes Licht fiel heraus, lockte sie ins Haus.
    Zu Nells Unbehagen sah es so aus, als ob sich alle Diener, von dem förmlichen Butler Dibble bis hinunter zur niedrigsten, verlegen lächelnden Spülmagd, in der weitläufigen, mit grauem und weißem Marmor gefliesten Eingangshalle eingefunden hätten und warteten, um sie zu begrüßen. Sie drückte ihr Rückgrat durch und setzte ein herzliches Lächeln auf, schüttelte jedem einzelnen die Hand, fragte sich dabei die ganze Zeit, ob sie sich später auch nur an einen Teil der Namen und Positionen noch würde erinnern können. Aber während sie die lange Reihe knicksender oder sich verbeugender Dienstboten abschritt, entspannte sie sich allmählich. Sicher, sie

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