Skandalöse Küsse - Scandal Becomes Her
rang darum, seine Leidenschaft unter Kontrolle zu halten, kämpfte gegen das Verlangen an, mehr von der berauschenden Süße ihrer Lippen zu nehmen.
Als er sich schließlich zwang, seinen Mund von ihrem zu heben, lag sie nachgiebig und anschmiegsam in seinen Armen, ihr Blick war verschwommen, und ihr Atem ging schwer. Zufrieden mit sich selbst, drehte er sie um, gab ihr einen kleinen Klaps auf den Hintern und sagte leise: »Gute Nacht, meine Liebe. Schlafen Sie wohl.«
Kapitel 7
W ie von Dämonen gejagt, floh Nell die Treppe zu ihren Räumen hoch. Und fliehen, gestand sie sich ein, als sie durch die Tür in ihrer Suite stürmte und die Tür hinter sich schloss, war das einzige Wort dafür. Mit laut klopfendem Herzen starrte sie auf die Tür, suchte verzweifelt nach einem Schlüssel, einem Schloss. Es gab keinen. Aber selbst wenn sie ihn physisch aussperren konnte, so gab es nichts auf der Welt, das ihn aus ihren Gedanken aussperren konnte - die Erinnerung an diesen langen, süßen, verführerischen Kuss war wie mit einem glühenden Eisen in ihr Gehirn eingebrannt.
Becky, die geschäftig im Hintergrund etwas tat, nahm sie kaum wahr, während sie sich für die Nacht zurechtmachte. Dabei bemühte sie sich, trotz ihrer überreizten Sinne nicht an das zu denken, was heute Nacht nicht geschehen würde. Sie kam sich wie eine Hochstaplerin vor, als sie in das Nachthemd aus feiner Spitze und edler Seide schlüpfte und unter Beckys herzlichen Wünschen ins Bett stieg.
Allein in dem dunklen Zimmer lag sie da, in Gedanken durchlebte sie den Kuss erneut. Sie war nicht, mahnte sie sich, vollkommen unschuldig. Schließlich war sie neunundzwanzig Jahre alt und auch schon einmal verlobt gewesen. Aubreys und ihre Verlobung hatte nur ein paar Monate bestanden, ehe sie den Unfall hatte, aber es hatte den einen oder anderen gestohlenen Kuss oder eine heimliche Umarmung im Garten oder in einer dunklen Ecke gegeben, sodass
es nicht so war, als ob sie nie zuvor von einem Mann geküsst worden wäre. Als sie an jene wenigen unbeholfenen Umarmungen mit Aubrey dachte, entfuhr ihr ein abfälliges Schnauben. Gütiger Himmel, Aubreys Küsse verglichen mit Julians waren wie der Vergleich von Wasser mit Champagner. Es war kein Vergleich! Schlimmer noch, damals hätte sie geschworen, dass sie schrecklich verliebt in Aubrey war. Warum also, fragte sie sich beunruhigt, konnte der Kuss eines Mannes, den sie nicht kannte, den sie nicht hatte heiraten wollen, bei dem sie sich noch nicht einmal sicher war, ob sie ihn überhaupt mochte, ihr das Gefühl geben, als stünde ihr ganzer Körper in Flammen? Nell fand darauf keine Antwort, ehe sie einschlief.
Am Morgen gesellte sich Nell, die das unvermeidlich unbehagliche nächste Zusammentreffen scheute, dennoch zu ihrem Mann im Frühstückszimmer. Zu ihrer Erleichterung war er der perfekte Gentleman, ließ sich weder durch Wort noch Tat anmerken, dass etwas in der jungen Ehe nicht stimmte.
Nicht, dass etwas nicht stimmte, verbesserte Nell sich im Geiste. Julian unternahm keine weiteren Versuche, ihre Beziehung intimer zu gestalten. Da er ein unterhaltsamer Gesellschafter war, immer eine amüsante Geschichte zu erzählen wusste oder es ihr unauffällig bequemer machte, entspannte sie sich in seiner Gesellschaft, fand, dass Zeit, die sie mit ihm verbrachte, sehr angenehm verging. So angenehm sogar, dass sie sich darauf freute, wieder mit ihm zusammen zu sein und dann vielleicht auch gegen einen weiteren Kuss nichts einzuwenden hätte …
In unausgesprochener Übereinkunft trafen sie und Julian sich jeden Morgen zum Frühstück und entschieden gemeinsam,
was sie unternehmen wollten. Die meisten Tage verbrachten sie mit Ausritten, bei denen sie die wunderschöne Landschaft Surreys genossen. Es entzückte Nell, zu entdecken, dass ihr neuer Ehemann ihre Liebe zu Pferden teilte, und auf jenen langen, geruhsamen Ritten vertrieben sie sich die Zeit, indem sie Pferde, ihre Zucht und Pflege diskutierten. An manchen Nachmittagen unternahmen sie Spaziergänge durch die ausgedehnten Gärten, die das Landhaus in alle Richtungen umgaben; die Rosen blühten noch trotz der Kühle des nahenden Herbstes. An einem besonders schönen Tag machten sie sogar ein Picknick am Ufer des künstlich angelegten Sees in der Nähe des Hauses. Die Abende waren ruhig und endeten meist früh, wenn sie beide sich in ihre jeweiligen Zimmer zurückzogen, aber während die Tage verflogen, blieb Nell länger im Speisesalon, lachte und
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