Skandalöse Küsse - Scandal Becomes Her
reizende Steinbank, von der aus man einen schönen Ausblick auf einen der vielen Teiche hatte, die überall verstreut in den riesigen Gärten angelegt worden waren, und setzte sich, um in Ruhe nachzudenken. Die Lösung für eines der Probleme zwischen ihnen war einfach: Sie müsste ihn nur nach dem Messer fragen, ihn bitten, ihr zu sagen, warum er es griffbereit hatte und wie es kam, dass er damit erfahren zu sein schien. Eine Pistole oder ein Degen, das konnte sie verstehen, aber ein Messer … ein Messer war keine alltägliche Waffe für einen Gentleman. Ihrer Meinung nach gehörten Messer zu Verbrechern, die in dunklen Gassen lauerten, oder Monstern, die Albträume bevölkerten. Sie schüttelte den beunruhigenden Gedanken ab.
Ihn nach Catherine zu fragen war nicht so einfach, überlegte sie düster. Sie hatte das bereits versucht und sich dabei eine blutige Nase geholt. Nein, nach Catherine würde sie sich so bald nicht noch einmal erkundigen. Aber was wollte sie wegen der Kälte unternehmen, die gegenwärtig zwischen ihnen herrschte? Hauptsächlich, das wollte sie nicht vergessen, trug sie die Verantwortung dafür. Allerdings war es ihr auch nicht entgangen, dass Julian sich bei seinen Bemühungen nicht gerade überschlug, um ihr Verhältnis wieder in Ordnung zu bringen. Vielleicht würde ihr ganzes weiteres Leben so aussehen? Hatte Julian vor, mit ihr das Haus zu teilen, von Zeit zu Zeit auch das Bett, aber dass sich, davon einmal abgesehen, ihre Pfade nur selten kreuzen würden und jeder ansonsten sein eigenes Leben lebte? Niedergeschlagen und sich ein bisschen verloren fühlend starrte sie blicklos auf die Wasserfläche.
Das Geräusch von Schritten drang in ihre Gedanken, und
sie schaute auf, sah Julian auf sie zukommen. Sie gab sich Mühe, die Art und Weise, wie ihr bei seinem Anblick - groß und schlank, in Reithosen und Stiefeln - das Herz in der Brust zu klopfen begann, nicht weiter zu beachten, und lächelte. »Hallo, Mylord. Haben Sie Ihre Geschäfte erledigt?«
Julian erwiderte ihr Lächeln und nickte. »Ja, ich habe Farley gesagt, dass es ein zu schöner Nachmittag sei, um ihn im Haus bei den staubigen Rechnungsbüchern zu verbringen.« Er setzte sich neben sie und nahm ihre Hand, erklärte: »Viel zu schön, wenn ich stattdessen etwas tun könnte, was mir viel besser gefällt … wie zum Beispiel neben meiner reizenden Gemahlin zu sitzen und die Aussicht zu genießen.«
Sein Blick ruhte auf ihrem Gesicht, seine jadegrünen Augen glitten auf eine Art und Weise über sie, die sie erröten ließ. »Sie schauen ja gar nicht auf die Aussicht«, sagte sie.
»Oh doch - und es ist eine besonders reizvolle.«
Nell kicherte. »Flirten Sie etwa mit mir, Mylord?«
»Mit meiner Ehefrau? Himmel, ich glaube schon. Stört es Sie?«
Ihre Blicke trafen sich. »Überhaupt nicht«, antwortete sie. Ihre Finger schlossen sich fester um seine Hand, und aus einem Impuls heraus fügte sie hinzu: »Ich habe Sie vermisst, Mylord. Sie waren in letzter Zeit sehr beschäftigt.«
Seine Freude über ihre Bemerkung verbergend, sagte er: »Und Sie auch.«
Den Blick auf die sich leicht kräuselnde Wasserfläche gerichtet, erwiderte Nell: »Vielleicht werden wir in Zukunft nicht mehr so beschäftigt sein?«
Julian zog ihre Hand an seine Lippen und küsste sie. »Nein, das werden wir nicht.«
Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus, beide waren unsicher, was sie als Nächstes sagen sollten. Aber er wollte
den günstigen Moment auf keinen Fall verstreichen lassen, ohne wenigstens den Versuch zu unternehmen, die Sache in Ordnung zu bringen, daher bemerkte Julian: »Ich würde gerne über die Nacht neulich reden.«
»Über das Messer?«
Erleichtert, dass sie Catherine nicht wieder erwähnte - obwohl er wusste, wie feige das von ihm war - griff Julian zu. »Ja. Es muss Ihnen Angst gemacht haben, so kurz nach Ihrem Albtraum. Das tut mir sehr, sehr leid.«
Ihm fest in die Augen blickend fragte sie: »Haben Sie immer ein Messer griffbereit?«
Er verzog das Gesicht zu einer Grimasse, ließ ihre Hand los, beugte sich vor und zog aus seinem Stiefelschaft eine verborgene Klinge. »Ja, ich fürchte schon.«
Beim Anblick des Messers zuckte sie ein wenig zurück. »Hm … gibt es irgendeinen besonderen Grund dafür? Ich glaube nicht, dass die meisten Gentlemen derart bewaffnet sind. Wenigstens weiß ich, dass es bei meinem Vater und meinen Brüdern so ist - und dabei sind zwei von ihnen beim Militär.«
Er schob das Messer wieder
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