Skandalöse Küsse - Scandal Becomes Her
besonders mit einem so gut aussehenden und aufregenden Mann wie ihrem Gemahl, gar nicht so übel war. Seine nächtlichen Besuche in ihrem Bett wurden ein Ritual, das sie mehr ersehnte, als sie selbst anständig fand. Ich, gestand sie sich eines Nachts nach einem besonders befriedigenden Liebesakt verträumt ein, entwickle allmählich eine sehr, sehr ausgeprägte Vorliebe für diesen Aspekt der Ehe.
Obwohl sie sich erst noch in das Leben im Herrenhaus und in ihre Ehe eingewöhnte, als der November in den Dezember überging und der Winter sich mit Eisregen und kalten Winden bemerkbar machte, begann sie von Wyndham Manor als ihrem Heim zu denken. Vor Kurzem hatte sie einige der angeseheneren Nachbarn kennen gelernt, und Marcus war in Begleitung seiner Mutter mehrmals schon zu Besuch gekommen. Sie mochte beide gerne und fühlte sich in ihrer Gesellschaft wohl, behandelte Marcus, als wäre er einer ihrer Brüder, und Mrs. Barbara Sherbrook wie ihre Lieblingstante - wenn sie eine gehabt hätte. Nach und nach wurde sie mit der Umgebung und dem Landstrich vertraut, aber Nell war sich dennoch bewusst, in vielerlei Hinsicht fremd hier zu sein. Wenn sie die Umstände ihrer Heirat in Betracht zog, so überraschte es sie, wie reibungslos sie in die Rolle der Countess Wyndham geschlüpft war. Sie hatte einen Ehemann, dessen Lächeln allein ihre Laune heben konnte und dessen Berührung
sie ersehnte. Nur sich selbst gegenüber gestand sie sich ein - und das auch nur widerstrebend -, dass sie halb in ihn verliebt war. Seine tieferen Gefühle waren ihr ein Rätsel geblieben, aber sie wusste, dass er ihre Nähe genoss, und seine häufigen Besuche in ihrem Bett zeigten, dass er seine ehelichen Pflichten nicht als Last ansah. Und wenn der Schatten von Julians erster Frau manchmal bedrückend über ihrem Glück aufragte, schob sie ihn entschlossen zur Seite. Sie war am Leben, Lady Catherine dagegen nicht.
Trotz allem verspürte Nell ein wenig Heimweh. Sie vermisste ihre Familie, aber jede Woche kam ein Brief von ihrem Vater oder einem ihrer Brüder, sodass sie nicht ganz so weit weg schienen. Drew und Henry waren in London geblieben, und ihre Briefe drehten sich um Neuigkeiten aus dem Krieg sowie ihre sehnliche Hoffnung, selbst gegen Boney kämpfen zu dürfen. Ihr Vater und Robert hatten London kurz nach der Hochzeit verlassen und waren wieder zurück auf Meadowlea, wo Robert mehr und mehr Verantwortung bei der Verwaltung des Besitzes übernahm, wodurch Sir Edward Zeit für sein Steckenpferd erhielt und in dem kleinen Wintergarten herumwerkelte, den er vor ein paar Jahren hatte anbauen lassen. Allmählich, so unterrichtete Sir Edward sie in einem Brief, entwickelte er einen grünen Daumen.
An einem besonders kühlen, grauen Morgen Anfang Dezember hatten Nell und Julian beide Briefe erhalten. Nell, die die Handschrift ihres Vaters auf ihrem Umschlag erkannte, hatte ihn geöffnet und war bald schon glücklich in die Lektüre alltäglicher Vorkommnisse auf Meadowlea versunken. Julian hatte die Schriftzüge auf seinem Umschlag ebenfalls wiedererkannt, aber der Anblick der zierlichen Buchstaben erfüllte ihn mit einer unguten Vorahnung. Nachdem er den Inhalt
gelesen hatte, wusste er, dass ihn seine Ahnung nicht getrogen hatte.
Sein unterdrückter Fluch weckte Nells Aufmerksamkeit am anderen Ende des Tisches, und sie schaute auf. »Schlechte Nachrichten, Mylord?«
»Das hängt davon ab«, antwortete er vorsichtig, »ob es Ihnen gefällt, wenn Ihre Stiefschwiegermutter und deren Tochter in den nächsten Wochen hier eintreffen, um eine Weile bei uns zu wohnen, bis das Dower House renoviert und nach Dianas Geschmack eingerichtet sein wird - ein Unterfangen, das gut und gerne mehrere Monate in Anspruch nehmen kann.«
»Ich dachte, Lady Diana wollte den Winter in London verbringen«, erwiderte Nell, deren frohe Stimmung einen Dämpfer erhalten hatte. Dass Lady Diana sie nicht mochte, war Nell nicht entgangen. Die Dowager Countess hatte nichts direkt gesagt oder getan, aber in ihrem Verhalten war eine entschiedene Kühle und Zurückhaltung gewesen, wann immer sie mit Nell zusammen war, was keinen Zweifel daran gelassen hatte, dass Lady Diana nicht glücklich über die Verbindung war. Nell glaubte nicht, dass sie Probleme mit Elizabeth hätte - Elizabeth war, soweit sie das einschätzen konnte, eine lebhafte, freundliche junge Frau - und Nell war zuversichtlich, dass sie ohne Einmischung seitens Lady Diana sich rasch mit ihr anfreunden
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