Skandalöse Küsse - Scandal Becomes Her
glaubte sie, dass sie es nicht war. Aber in diesem Moment konnte sie sich keinen anderen Mann vorstellen, der sie so faszinierte.
Es bestand kein Zweifel daran, dass sie ihn überaus anziehend fand - wie sonst sollte sie erklären, dass sie nackt im Bett mit ihm lag, ihr Körper immer noch von seinem Liebesspiel leise pochte? Ihre Heirat hatte ihr nicht gefallen, das konnte sie nicht leugnen, aber jetzt, würde sie ihrer Verbindung zu entkommen versuchen, wenn sie es könnte? Sie schnitt eine Grimasse. Vermutlich. Ein wunderbarer Liebesakt
ergab noch keine gute Ehe. Und sie hatte eine angeborene Abneigung dagegen, zu etwas gezwungen zu werden.
Unter gesenkten Lidern studierte sie sein Gesicht. Er schien sich mit der Eheschließung abgefunden zu haben, und sie begriff, dass sie dafür dankbar sein sollte. Sie hätte sich an einen Mann gebunden wiederfinden können, der sie voller Vorbehalte und Verbitterung dafür zu strafen suchte, wozu das Schicksal sie genötigt hatte, aber das hatte er nicht - er war immer wesentlich vernünftiger gewesen, was die Ehe zwischen ihnen anging, als sie selbst. Genau genommen hatte er sich überhaupt kein Widerstreben anmerken lassen. Sie runzelte die Stirn. Warum hatte er eigentlich keine Einwände erhoben? Sie war eine vollkommen Fremde für ihn gewesen, und selbst unter Berücksichtigung der Umstände ihrer Heirat, hätte er nicht wenigstens einen Anflug von Verbitterung verspüren müssen? Vielleicht war es ihm auch schlicht völlig egal gewesen, wen er heiratete? Das war ein bedrückender Gedanke. Aber es weckte in ihr die Frage nach seinen Beweggründen dafür, sich widerspruchslos der erforderlich gewordenen Ehe zu fügen. Der Himmel wusste, sie hatte das nicht, und sie hatte sich immer noch nicht wirklich damit abgefunden, doch er schien völlig zufrieden. Ja, sicher, in einer so kompromittierenden Situation angetroffen zu werden, hatte ihm keine große Wahl gelassen, das zuzugeben war sie - wenn auch widerstrebend - bereit. Aber trotzdem … Lag es an seiner früheren Ehe, dass er sich jetzt so leicht mit der erzwungenen mit ihr abfand? Hatte er seine erste Frau so sehr geliebt, dass keine andere Frau je sein Herz gewinnen könnte? Aus der Verbindung waren keine Kinder hervorgegangen; er besaß keinen direkten Erben. Hatte er etwa zu glauben begonnen, dass es höchste Zeit für ihn war, einen Erben zu zeugen?
Als sie sich bewegte, schaute Julian sie an. Etwas in ihrem Gesichtsausdruck vertrieb seine träge Befriedigung. »Was?«, fragte er. »Was denkst du?«
»Hast du deine erste Frau sehr geliebt?«, platzte Nell heraus.
Julian versteifte sich, und mit grimmiger Miene antwortete er: »Ich würde lieber nicht über sie sprechen - sie ist Vergangenheit und spielt in unserer Ehe keine Rolle - und gehört bestimmt nicht in unser Bett.«
»Oh, heißt das, dass ich dich morgen beim Frühstück nach ihr fragen kann?«, erkundigte sich Nell gespielt heiter, verbarg das Unbehagen, das seine Antwort in ihr geweckt hatte.
Julian setzte sich auf und verließ das Bett. Mit vor Verärgerung schmalen Lippen erklärte er: »Nein. Es heißt, dass ich nicht über Catherine reden möchte, jetzt nicht und je wieder.« Gütiger Himmel! Wie konnte er über die unglücklichste Zeit seines Lebens sprechen, die Verzweiflung angesichts der Erkenntnis, eine schlechte Ehe eingegangen zu sein, die Qual, sein ungeborenes Kind zu verlieren? Besonders mit diesem bezaubernden Geschöpf, das ihn irgendwie und wundersamerweise glauben machte, er könnte wenigstens in dieser Ehe Glück finden und Freude? Nell verdiente eine bessere Antwort, das wusste er, aber er konnte sich einfach nicht überwinden, über jene elenden Tage zu reden. Wenigstens jetzt nicht. Vielleicht mit der Zeit, wenn sie beide Vertrauen gefasst hatten, ihre Ehe eine solide Basis war, aber nicht jetzt!
»Warum nicht?«, beharrte Nell, wusste, dass es unklug war, konnte sich aber nicht zurückhalten. Wenn Catherine ihm nicht viel bedeutete, müsste er doch von ihr sprechen können, und die Tatsache, dass er sich weigerte, ließ ihr das Herz sinken.
»Weil«, erklärte er scharf und fasste unter das Kissen, um sein Messer zu nehmen, »sie nichts mit uns und unserer Ehe zu tun hat. Und ich will ihr Gespenst nicht über unserem Ehebett oder dem Esstisch spuken haben.« Er blickte weg, aber nicht, ehe Nell den Schmerz in seiner Miene gesehen hatte. »Catherine gehört in eine andere Zeit und einen anderen Teil meines Lebens. Ich
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